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Sport: Ohne Konkurrenz

Von Karin Sturm Barcelona. Schade, dass keine der vielen Kameras diese Szene aufnehmen konnte.

Von Karin Sturm

Barcelona. Schade, dass keine der vielen Kameras diese Szene aufnehmen konnte. Denn Michael Schumacher hat bestimmt gelacht. Oder wenigstens breit gegrinst. Denn Schumacher hatte mächtig viel Spaß. Vor ihm rasten ein Arrows und ein Sauber-Petronas, in dem einen Auto saß Heinz-Harald Frentzen, im anderen Felipe Massa, und sie kämpften verbissen um den Platz, der für Leute wie sie im Moment ein Riesenerfolg ist. Um Platz sechs beim Großen Preis von Spanien. Und hinter ihnen fuhr Schumacher, der Weltmeister, in einer Art Beobachterrolle. „Es war ganz amüsant, da zuzuschauen“, sagte Schumacher. Und wenn der kopfgesteuerte Formel-1-Champion sich so ausdrückt, dann kann man davon ausgehen, dass er sich hinter seinem Visier freute wie ein kleiner Junge. Er hätte beide überrunden können, es wäre die einfachste Übung für ihn gewesen, „aber ich wollte mich da nicht einmischen“. Großzügig, der Mann. Bei vier Siegen in fünf Rennen verständlich.

Aber so ein Satz hat auch etwas Demütigendes. Denn Schumacher spielte damit auch mit seinen Konkurrenten. Ach, es sind ja nicht mal Konkurrenten. Es sind Kollegen zweiter Klasse. Schumacher gewann gestern wieder so überlegen, dass der Rest Staffage darstellt. Auch Juan Pablo Montoya im Williams-BMW: Zweiter – 35 Sekunden zurück. David Coulthard im McLaren: Dritter – 42 Sekunden zurück. Und Nick Heidfeld im Sauber: Vierter – mehr als eine Minute zurück.

Vielleicht hätte Rubens Barrichello noch etwas ausrichten können, im zweiten Ferrari. Aber der Brasilianer kam nicht mal vom Start weg, bekam den ersten Gang nicht eingelegt. Er wurde in die Box gerollt, Ende einer Dienstfahrt. „Ich weiß nicht, warum es immer mich trifft“, meinte der Brasilianer fast schon resignierend. Und Ralf Schumacher, Montoyas Teamkollege, war spätestens da kein Konkurrent mehr, als er nach einem Ausrutscher einen neuen Frontflügel benötigte. Aber es hätte sowieso nicht zum Sieg gereicht. „Für uns ging es nur um Schadensbegrenzung. Michael fuhr in einer eigenen Liga, wir alle wussten, dass Ferrari hier unter normalen Umständen nicht zu schlagen war“, sagte Ralf Schumacher. Die Umstände waren normal. Und am Ende des Rennens kletterte Ralf Schumacher, nachdem er seinen Williams kurz vor dem Ziel mit einem Motorschaden abstellen musste, ins Heck des Medical Cars, um sich in die Box fahren zu lassen. Ausgerechnet ein Mercedes. Wenigstens da hatten die Stuttgarter mal die Nase vor BMW.

So schlecht lief es jedoch gar nicht für McLaren-Mercedes. Die Ansprüche sind gesunken, da ist Platz drei für Coulthard schon fast ein Erfolg. Die größte Blamage, wieder keine gute Platzierung und damit das endgültige Aus in dieser Saison, blieb McLaren also erspart. Dennoch verlief auch dieses Rennen nicht pannenfrei: Kimi Raikkönen verlor auf freier Strecke seinen Heckflügel und schied aus. „Mehr war einfach nicht drin“ sagte Mercedes-Sportchef Norbert Haug. Und Coulthard winkte nur ab. „Wir profitierten vom Unglück der anderen. Sonst wäre es wieder eine verlorene Schlacht geworden.“

Den Grund dafür nannte Michael Schumacher. „Weil unser Auto wunderbar ist“, sagt der Weltmeister. „Diese Strecke ist für uns maßgeschneidert.“ Grund zum Feiern hatten auch Nick Heidfeld und Heinz-Harald Frentzen: Heidfeld wurde Vierter, Frentzen Sechster. Und war überglücklich. „Als Platz sechs sicher war, habe ich nicht mehr angegriffen. Das ist die Krönung.“

Glück im Unglück hatte Williams-Chefmechaniker Carl Gaden. Als Montoya in der Box zu früh losfuhr, rollte er mit einem Vorderreifen über Gadens Fuß. Gaden erlitt aber nur eine Verstauchung.

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