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Sport: "Ohne Sensibilität für den Sport"

Der Präsident von DSB und LSB fordert Vereine und Verbände zu Leserbriefen auf VON WOLFGANG JOST Berlin.Der Bundestag des Deutschen Sportbundes (DSB) am kommenden Wochenende in Leipzig wird unter dem Motto "Frauen und Mädchen im Sport" stehen, und es wird nach Aussage von Manfred von Richthofen auch höchste Zeit, daß es den Frauen, die im Sport "in Ämter wie noch nie" drängten, erleichtert würde, "daß sie in die Gremien kommen.

Der Präsident von DSB und LSB fordert Vereine und Verbände zu Leserbriefen auf VON WOLFGANG JOST

Berlin.Der Bundestag des Deutschen Sportbundes (DSB) am kommenden Wochenende in Leipzig wird unter dem Motto "Frauen und Mädchen im Sport" stehen, und es wird nach Aussage von Manfred von Richthofen auch höchste Zeit, daß es den Frauen, die im Sport "in Ämter wie noch nie" drängten, erleichtert würde, "daß sie in die Gremien kommen." Die größte deutsche Bürgervereinigung, die der Sport mit seinen 25.895.765 Mitgliedern (Stand Ende 1995) darstellt, dürfte des weiteren eine große "Umbruchsituation" erleben, wie der DSB-Präsident am Dienstag abend vor Berliner Journalisten sagte, denn der "politisch brisanteste Antrag" in Leipzig werde sein, daß künftig Spitzenpositionen im deutschen Sport nur noch über zwei Legislaturperioden besetzt werden können.Ausnahmen bedürfen einer Zustimmung mit Zweidrittelmehrheit. Der 62jährige Manfred von Richthofen, der nach seiner Wahl ins höchste deutsche Sportamt vor fast genau zwei Jahren angetreten war, um für frischen Wind zu sorgen, will es nicht hinnehmen, "daß wir nur von Pensionären und Rentnern geführt werden, auch wenn wir auf Verdiente angewiesen sind." Nicht hinnehmen will der kämpferische Freiherr daneben noch eine Reihe von anderen Dingen.Als DSB- und auch als Landessportbund-Präsident in Berlin hatte von Richthofen zuletzt zwei Rückschläge hinnehmen müssen, die ihn als Spitzenfunktionär, der Sport "politikfähiger gemacht" hat, getroffen haben müssen: Die Gesundheitsreform, die es Sportvereinen künftig nicht mehr ermöglicht, Vorsorge-Maßnahmen bei den Kassen abzurechnen, "war ein schwerer Schlag", sagte von Richthofen.Ähnlich wie derjenige, der dem Berliner Sport "durch den Sparhammer des Senats" versetzt worden sei.Aber, so verkündete Manfred von Richthofen kampfeslustig, "kein Gesetz ist für die Ewigkeit bestimmt." Und deshalb will er auch ("dazu werde ich in Leipzig etwas sagen") die jüngst von den 32 olympischen Fachverbänden abgewürgte Diskussion einer Vereinigung von DSB und Nationalem Olympischen Komitee (NOK) wiederbeleben: "Ich halte ein enges Bündeln der Kräfte im Sport für unverzichtbar".Schon allein aus Gründen der Sparsamkeit müßten gemeinsame Aufgaben von NOK und DSB auch gemeinsam und nicht über verschiedene Kostenstellen bearbeitet werden: "Ich werde mit NOK-Präsident Walther Tröger ein Gespräch haben." Auch als LSB-Präsident drängt es den Neffen des Weltkrieg-I-Kampffliegers von Richthofen wieder an die vorderste Front.Anders als in anderen deutschen Großstädten, wo Vereine inzwischen Gebühren für die Benutzung von Sportstätten bezahlen müßten (was bei der Aufbauleistung, die Berlin noch zu erbringen habe, "eine volle Katastrophe" geworden wäre), sei "dieser Kelch an uns in Berlin zwar noch vorübergegangen", dennoch sei beim jetzigen Sparhaushalt "eine funktionierende Jugendarbeit nicht mehr zu garantieren." Nachdem zuletzt die Sportförderung bereits um 25 Prozent reduziert worden war und es ab dem kommenden Jahr nochmals rund 15 Prozent weniger (22 statt 27 Millionen) sein werden, "sind wir nun an der Grenze, über die hinaus man nicht mehr von einer soliden Sportförderung sprechen kann", sagte von Richthofen.Und: "Einige Sportstätten in dieser Stadt sind bald nicht mehr benutzbar." Wenn er im Vergleich dazu die Kulturförderung sehe (drei Opernhäuser, fünf staatliche Orchester, d.Red.), bleibe ihm "nur noch Kopfschütteln".Da zudem der jetzige Senat "nicht diese Sensibilität für den Sport" habe, die wünschenswert wäre, forderte der LSB-Präsident die Vereine und Verbände nachdrücklich auf, sich verstärkt mit Leserbriefen und Unterschriftenlisten zu artikulieren."Das beeindruckt Politiker immer noch am meisten, wenn sie an Wahlen denken".Und um nicht falsch verstanden zu werden, fügte von Richthofen an: "Auch ich gehe in die Oper und gerne ins Theater, aber für wieviele in dieser Stadt ist einzig der Sportplatz ihre Oper?"

WOLFGANG JOST

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