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Sport: Olympia 2000: Kindheitstraum erfüllt - Marion Jones und Maurice Greene sprinten in Richtung Sydney

Auch wenn für die beiden Hauptdarsteller im großen Finale alles nach Plan lief, verdeutlichten die Freudentänze nach dem Zieleinlauf die wahre Dimension der Erfolge im Sprintrennen. Marion Jones und Maurice Greene hatten seit ihrer Kindheit von diesem Augenblick geträumt.

Auch wenn für die beiden Hauptdarsteller im großen Finale alles nach Plan lief, verdeutlichten die Freudentänze nach dem Zieleinlauf die wahre Dimension der Erfolge im Sprintrennen. Marion Jones und Maurice Greene hatten seit ihrer Kindheit von diesem Augenblick geträumt. Und dementsprechend emotional feierten sie nach ihren ersten Plätzen über die 100 Meter die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Sydney. Während die Leichtathletik-Weltmeisterin auf ihrer Ehrenrunde Kusshände ins Publikum warf, hüpfte der Weltrekordler wie ein Gummiball über die Laufbahn und schrie: "Ich bin ein Olympianer." Die 23 100 Zuschauer im ausverkauften Hornet Stadium bildeten die passende Kulisse für ein Schauspiel, das einen Vorgeschmack auf Australien gab. Denn Jones (10,88 Sekunden) und Greene (10,01 Sekunden) untermauerten bei starkem Gegenwind ihre Gold-Ambitionen.

Vor allem der zuletzt arg kritisierte Greene, der bei Auftritten in Europa das Etikett der Unverwundbarkeit verlor, genoss das Rampenlicht der US-Trials. "Meine vergangenen Starts in Übersee waren doch nur Trainingseinheiten", unterstrich der 24-Jährige, dem sein Intimfeind Michael Johnson zuvor in einer Zeitungskolumne eine "unkluge Olympia-Vorbereitung" sowie "mangelndes Selbstbewusstsein" vorgeworfen hatte. Doch davon war nach der souveränen Olympia-Qualifikation in Kalifornien nichts mehr zu spüren. Greene zeigte sich locker und gelöst, nachdem ihm mit dem Triumph vor den weiteren Sydney-Fahrern Curtis Johnson und Jon Drummond (beide 10,07 Sekunden) ein Stein vom Herzen gefallen war. Vergessen sind ein für allemal die Spiele von Atlanta, die er weinend vor dem Fernseher verfolgte, weil er sich nicht qualifizieren konnte. "Als ich als Kind mit dem Laufen anfing, habe ich bereits die Olympischen Spiele verehrt", erklärte er, "und ich habe damals gesagt, dass ich eines Tages dabei sein werde. Es ist ein unglaubliches Gefühl, einen Traum zu realisieren."

Gleiches gilt auch für Marion Jones, die erstmals bei Olympischen Spielen antreten wird. "Ich habe nicht damit gerechnet, dass mich die Sache so mitnehmen wird", sagte die derzeit schnellste Frau der Welt, die das vielbeschriebene "olympische Gefühl" kaum erwarten kann. Während neben Jones auch Inger Miller und Chryste Gaines das Ticket für Sydney lösten, ging Gail Devers völlig überraschend leer aus. Die zweifache Olympiasiegerin kam nur als Fünfte ins Ziel und verfehlte damit das US-Team.

Marion Jones ist in Sydney gleich auf fünf Goldmedaillen aus. Doch ihre Mission ist in Gefahr, wenn sie sich nicht bei den Trials im Weitsprung steigert. "Ich weiß, dass ich noch technische Probleme habe", sagte die 24-Jährige, die zwar in das Finale am Sonntag (Ortseit) einzog, aber mit schwachen 6,57 Metern wieder nicht überzeugen konnte. Ganz im Gegensatz dazu durfte Jackie Joyner-Kersee nach zweijähriger Wettkampfpause mit ihren 6,42 Metern im letzten Versuch zufrieden sein.

Die Teilnahme von Joyner-Kersee erfreut auch Jones, die die Rückkehr ihres Idols "als zusätzliche Motivation und Gewinn für den Sport" ansieht. Aber der "First Lady der Leichtathletik" (Sports Illustrated) fiel es auch leicht, Komplimente zu vergeben. Schließlich gelang es ihrem Ehemann C. J. Hunter ebenfalls, sich für Sydney zu qualifizieren. Der amtierende Weltmeister musste sich trotz der persönlichen Bestleistung von 21,87 Metern im Kugelstoßen allerdings mit Platz zwei begnügen. Sieger wurde mit der Jahresbestweite von 22,12 Metern überraschend Adam Nelson.

Stefan Liwocha

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