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Tatort. Nach der Attacke auf einen Shuttle-Bus ermittelt die Polizei ein seltsames Ergebnis.

© dpa

Olympia 2016 in Rio: Angriffe mit Kugeln und Steinen

In Rio mehren sich während der Spiele Angriffe auf Athleten, Funktionäre und Journalisten. Doch das Organisationskomitee spielt sie herunter.

Die Spiele in Rio haben nach nicht einmal einer Woche ein ernstes Sicherheitsproblem. Es hat auch mit dem Umgang der Verantwortlichen mit den Vorfällen zu tun. So sollen es nur Steine und keine Kugeln gewesen sein, die am Dienstagabend auf einen Bus mit Journalisten flogen. Darauf besteht das Organisationskomitee der Spiele in Rio, obwohl es an der Version Zweifel gibt. Der Verdacht kommt auf, dass ein extrem gefährlicher Vorfall verharmlost werden soll. Die abwiegelnde Art der Pressestelle dieser Spiele trägt zu diesem Eindruck bei.

Der Shuttle-Bus sollte gegen 19.30 Uhr Journalisten vom Olympiazentrum Deodoro zum Olympiapark transportieren. In der Nähe des Stadtteils Curicica wurden dann zwei Scheiben von etwas getroffen. Ein Fenster zerbrach, im anderen stellte man später ein kleines Loch fest. Die Journalisten legten sich nach den Einschlägen auf den Boden, drei wurden von Splittern verletzt.

Eine forensische Untersuchung des Vorfalls wurde angeordnet und eine Pressekonferenz abgehalten. Dort verkündete der Sicherheitschef der Spiele, Luiz Fernando Correa, dass Steine auf den Bus geworfen worden seien. Er qualifizierte den Vorfall als Vandalismus: „Es war kein krimineller Akt mit dem Vorsatz, Personen zu verletzen.“ Allein diese Aussage ist erstaunlich.

Die Polizei hält Ermittlungen unter Verschluss

Allerdings konnte Correa nicht wissen, dass unter den Journalisten im Bus eine ehemalige Angehörige der US-Luftwaffe war. Lee Michaelson sagte, dass sie wüsste, wie sich Schüsse anhören: „Es schien ein Kleinkaliber gewesen zu sein. Zwei Knalle, die nicht von Steinen stammen können, pop pop.“ Sie sei besonders wütend darüber, dass versucht werde, dies zu leugnen.

Ihre Zweifel blieben jedoch unbeantwortet. Stattdessen erklärte die für die Untersuchung zuständige Polizistin, dass es sich nicht um eine Attacke auf die Olympischen Spiele gehandelt habe, weil es ähnliche Angriffe auf Busse in der Region schon zuvor gegeben habe. Tatsächlich gehören Attacken auf Busse zum Repertoire von Rios Drogengangs, wenn sie ihre Unzufriedenheit über das Vorgehen der Polizei ausdrücken wollen.

Der Vorfall folgt einer Reihe anderer gefährlicher Situationen. Am Eröffnungstag geriet der Bus mit dem chinesischen Basketball-Team in einen Schusswechsel zwischen der Polizei und Drogengangstern. Das Team war gerade in Rio gelandet und auf dem Weg ins olympische Dorf.

Der hemdsärmelige Umgang der Verantwortlichen erstaunt

Vergangenen Samstag wurde ein Einschussloch im Pressezentrum der Reitwettbewerbe festgestellt. Es wird vermutet, dass Kriminelle versuchten, einen Überwachungsballon zu treffen, der über dem Areal schwebt. Das Loch stamme von einem Querschläger. Am Dienstag wurde dann ein Polizist lebensgefährlich verletzt, als er mit einer Streife der Nationalgarde versehentlich in den Favelakomplex Maré fuhr. Als Reaktion auf die Schüsse auf den Nationalgardisten sind Soldaten und Polizisten in den Favelakomplex Maré eingedrungen, um die Verantwortlichen zu finden. Dabei wurden drei Jugendliche von Kugeln getroffen und in Krankenhäuser gebracht.

Zu den Vorfällen mit Schusswaffen kommen Diebstähle und Raubüberfälle. Dem belgischen Bronzemedaillengewinner im Judo, Dirk Van Tichelt, wurde ein blaues Auge geschlagen, als er versuchte, Diebe zu stellen, die in Copacabana einen Teamkollegen ausgeraubt hatten. Ebenfalls in Copacabana wurde der portugiesische Bildungsminister vor seinem Hotel von zwei Männern mit Messern ausgeraubt.

So normal und erwartbar diese Vorfälle in Rio sein mögen, erstaunt doch der hemdsärmelige Umgang der Verantwortlichen. Pressechef Mario Andrada betont weiter, dass Rio während der Spiele „die sicherste Stadt der Welt“ sein werde.

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