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Die chinesische Schwimmerin Fu Yuanhui erklärte ihre Bronzemedaille ganz plausibel.

© REUTERS

Olympia 2016 in Rio: Chinas Athleten: Lieber ehrlich als erfolgreich

China wird die hohen Medaillenziele für Rio nicht erreichen. Das stört die Sportler aber gar nicht, sie geben sich ungewöhnlich offen.

Chinas Staatsplan wird bei den Olympischen Spielen nicht erfüllt. Das Nationale Sportbüro hatte für die Wettbewerbe in Rio de Janeiro so viele Goldmedaillen wie bei den vergangenen Spielen in London angekündigt: 38. Doch damit wird es nichts. Bisher hat China 19 Mal Gold geholt. „Das muss doch ein Scherz sein, oder?“, kommentierte zwar die staatliche Zeitung „China Daily“ auf ihrem Twitter-Account, als sich vergangene Woche Großbritannien im Medaillenspiegel auf den zweiten Platz vor China setzte.

An die Leistungen von den Spielen 2008 in Peking traute sich schon vor der Eröffnungsfeier niemand mehr zu denken. Damals stellte China mit 51 Spitzenplätzen einen Olympia-Rekord auf und ließ durch die Goldflut sogar die USA hinter sich. Wegen der aktuellen Ausbeute sah sich der stellvertretende Leiter des Sportbüros bereits zu einer Entschuldigung genötigt: „Es stimmt, dass wir auf unerwartete Probleme und Herausforderungen gestoßen sind“, sagte Gao Zhidan. Nur der erste Platz sei es, der in Wettkämpfen zähle, betonte er.

Ein Heiratsantrag des Wasserspringers begeistert die Fans

Doch viele seiner Landsleute sehen das ganz anders. Für mehr Aufregung und Begeisterung als die Gold-Frage sorgt zumindest in Chinas sozialen Netzwerken, wie erfrischend sympathisch und individuell sich einige der chinesischen Athleten in Rio präsentieren. Nicht der kollektive Kampf um Gold steht plötzlich im Mittelpunkt, sondern das – manchmal auch verletzliche – Ich.

Neuer Liebling der Chinesen ist Schwimmerin Fu Yuanhui. Offen erklärte die erschöpfte Sportlerin in Rio nach einem Staffelrennen, warum es für mehr als Bronze nicht gereicht hatte: „Ich habe gestern meine Periode bekommen und fühlte mich sehr müde.“ Die Internet-Gemeinschaft reagierte entzückt auf diese Ehrlichkeit. Ebenfalls begeisterte Wasserspringer Qin Kai, der seiner Freundin He Zi am Sonntag vor laufenden Kameras einen Heiratsantrag machte, nachdem sie kurz zuvor im Kunstspringen Silber geholt hatte. Auch Chinas kontrollierte Medien ändern seit Beginn der Spiele ihre Linie: Sie zeigen sich zum Teil weniger streng mit den Athleten. (dpa)

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