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Majlinda Kelmendi.

© AFP/Toshifumi KITAMURA

Olympia 2016 in Rio: Das erste Gold für Kosovo

Die Judoka Majlinda Kelmendi hat die erste Goldmedaille für den Kosovo gewonnen. Das Land ist überhaupt zum ersten Mal bei Olympia dabei.

Den historischen Moment ließ sich Thomas Bach nicht nehmen. Die erste Goldmedaille bei Olympischen Spielen für den Kosovo überreichte der IOC-Präsident persönlich. Nachdem er Judoka Majlinda Kelmendi die Medaille um den Hals gehängt hatte, nahm der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) die 25-Jährige in den Arm und flüsterte ihr etwas ins Ohr.

„Er war vor einem Jahr im Kosovo und hat mir gesagt: Ich bin hier, um dich zu unterstützen und ich will, dass du die Goldmedaille gewinnst“, berichtete Kelmendi später lächelnd. „Heute hat er mir gesagt: Du erinnerst dich, wir hatten einen Deal. Du hast es jetzt geschafft und ich freue mich sehr. Diese Worte haben mich zum Weinen gebracht“, schilderte die Kosovarin, die bei der Siegerehrung Freudentränen vergossen hatte.

Kelmendi, die ihr Land bei der Eröffnungsfeier bereits als Fahnenträgerin angeführt hatte, schrieb am Sonntagabend erneut Geschichte. Sie gewann die erste Goldmedaille für den Staat, der sich 2008 für unabhängig erklärt hatte. Zudem ist es das erste Mal, dass der Kosovo überhaupt bei Olympischen Spielen dabei sein darf. Deswegen ist Kelmendis Erfolg nicht nur ein sportlicher, sondern auch ein diplomatischer. Der Kosovo ist zwar von 109 Staaten, aber nicht von den Vereinten Nationen anerkannt, weil Russland dagegen sein Veto einlegt – im Sinne Serbiens.

Russland musste dem Kosovo schon Tribut zollen

Nicht einmal alle EU-Mitglieder sehen den kleinen Balkan-Staat als unabhängig, indem sich 1999 die kosovo-albanische Befreiungsarmee und serbische Einheiten bekriegten. Spanien, Rumänien, die Slowakei, Zypern und Griechenland fürchten Konsequenzen im eigenen Land aufgrund ihrer eigenen Minderheiten. Kelmendis bisherige Siege haben aber bereits Russland gezwungen, dem kosovarischen Staat Tribut zu zollen. Im April spielte man im russischen Kasan die kosovarische Nationalhymne, nachdem die 25-Jährige dort Europameisterin geworden war.

2012 trat sie noch für Albanien an

Bei den Spielen 2012 in London trat Kelmendi noch für Albanien an. 2014 akzeptierte der IOC aber dann die Teilnahme des Kosovo, Spanien und Russland hatten unerwartet eingelenkt. Im Juni wurde der Kosovo auch im europäischen Fußball-Verband Uefa zugelassen. Mittlerweile ist der Staat in 13 internationalen Sportvereinigungen aufgenommen. Die meisten Albaner aus dem Kosovo treten bereits seit 1992 nicht mehr unter der serbischen Flagge an. Nicht nur in der Bildung, sondern auch im Sport wurde ein Parallelsystem errichtet.

Die Teilnahme des Kosovo an den Spielen in Rio wird in der Hauptstadt Pristina auch als gute Gelegenheit gesehen, um ein wenig positive Werbung zu betreiben und aus den negativen Schlagzeilen heraus zu kommen. Manchen Kosovaren geht es allerdings auf die Nerven, dass so viele Politiker die Olympia-Mannschaft nach Brasilien begleiten. Schließlich kostet das sehr viel Geld. Und dieses Geld hätte die Regierung stattdessen gut in neue Sportanlagen investieren sowie Förderprogramme für Talente ins Leben rufen können. Denn noch ist das Olympia-Team überschaubar. Insgesamt starten acht kosovarische Athleten in Rio de Janeiro, fünf von davon sind Frauen.

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