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Olympia: Der Kampf ums Gold

Viele Europäische Fußballklubs verbieten ihren Spielern, nach Peking zu fahren - unter Berufung auf die Fifa. Die Olympischen Spiele stehen nicht im Kalender des Fußball-Weltverbandes. Aber nicht überall ist das Verhältnis zwischen Olympia und Fußball gestört.

Vielleicht denkt Jürgen Klinsmann heute noch so gerne an jenen 30. September 1988 in Seoul, weil Deutschland damals gegen Angstgegner Italien 3:0 und damit Bronze gewann. Es ist neben dem Olympiasieg der DDR 1976 die bisher einzige deutsche Männer-Olympiamedaille im Fußball. Ansonsten herrscht olympische Tristesse. Seit 1992 hat sich keine deutsches Männer-Team mehr für das olympische Fußballturnier qualifiziert. Doch damit nicht genug. Mittlerweile wird das Turnier in Peking zur Last für die Klubs, weil einige Spieler für ihr Land um Medaillen kämpfen wollen.

Denn nicht überall ist das Verhältnis zwischen Olympia und Fußball so gestört wie in Deutschland. Insbesondere südamerikanische und afrikanische Länder sehnen sich nach Olympiaruhm. Allen voran Brasilien. Nationalcoach Carlos Dunga hat einen 18-köpfigen Kader zusammengestellt, zu dem auch einige Bundesligastars gehören. Diego zum Beispiel. Bremens Mittelfeldregisseur will unbedingt für sein Land um Olympiagold kämpfen, doch Werder Bremen will ihm keine Freigabe erteilen. Manager Klaus Allofs kündigte bereits ein klärendes Gespräch mit dem 23-Jährigen an. Genauso ergeht es Rafinha von Schalke 04. Auch er wird von seinem Verein nicht freigestellt. Ebensowenig Lucio vom FC Bayern. Der ist zumindest in guter Gesellschaft, denn auch sein Mannschaftskamerad Martin Demichelis wird vom deutschen Rekordmeister nicht für die argentinische Olympiamannschaft abgestellt.

Die Bundesligavereine sind aber mit ihrer Verweigerung nicht allein. Auch Kaka vom AC Mailand erhält von seinem Klub keine Freigabe. Der prominenteste Fall ist Ronaldinho. Sein Klub, der FC Barcelona, will ihm die Freigabe verweigern. Trotzdem hält er an seinem Wunsch fest. Die Argumentation der Klubs ist immer die gleiche. Viele beklagen, dass das Turnier direkt in die Vorbereitung beziehungsweise den Saisonstart fällt und es sich nicht um Ergänzungsspieler, sondern meistens um Leistungsträger handelt.

Insgesamt 16 Mannschaften sind für Peking qualifiziert. Spielberechtigt sind Spieler, die nach dem 31. Dezember 1984 geboren wurden. Zusätzlich darf jedes Team aber drei ältere Profis berufen. Bisher galt die Regelung, dass Vereine nur das Abstellen dieser älteren Profis verhindern konnten. Die unter 23-Jährigen mussten freigestellt werden.

Doch die Vereinsverantworlichen haben nun eine Möglichkeit entdeckt, mit der sie auch jüngeren Spieler die Olympia-Teilnahme verwehren können. „Das olympische Turnier steht nicht im offiziellen Turnierkalender der Fifa, und Vereine sind nur verpflichtet, Spieler für diese dort aufgeführten Turniere freizustellen“, sagt Jan Schindelmeiser, Manager der TSG Hoffenheim. Auch der Bundesliga-Neuling muss sich mit der Olympiaproblematik befassen. Denn der Nigerianer Chinedu Obasi, der mit zwölf Toren einen wichtigen Beitrag zum Aufstieg der Hoffenheimer geleistet hat, könnte auch von seinem Verband nominiert werden. Der Fall Obasi ist komplex. Denn der 22-Jährige hält sich seit einigen Wochen in seiner Heimat auf, obwohl er schon längst wieder in Hoffenheim sein müsste. „Der Verband hat mehrfach gegen Fifa-Regularien verstoßen“, sagt Schindelmeiser. Es gebe keine offizielle Einladung und auch keine Hinweise für den Wunsch nach einer Olympiateilnahme. Jetzt lägen die Pässe der Spieler bei der chinesischen Botschaft, damit dort Visa für die Spiele in Peking ausgestellt werden könnten. „Sobald die Spieler wieder ihre Pässe haben, kommt Obasi zurück“, sagt der TSG-Manager. Dann werde man in Ruhe reden.

Auch die anderen Vereine berufen sich auf den Fifa-Kalender. Eine Empfehlung der Fifa, die Spieler trotzdem freizustellen, spielt keine Rolle. „Wenn dem Verband die olympische Idee so wichtig ist, dann soll er das Turnier in seinen Kalender aufnehmen, dann wäre alles klar, aber das wird er nicht machen, weil er seiner eigenen WM wirtschaftlich keine Konkurrenz machen will“, sagt der TSG-Manager. Es gibt aber auch Spieler, die nach Peking fahren dürfen, wie der 18 Jahre junge Brasilianer Breno vom FC Bayern. Einige andere haben freiwillig verzichtet, wie Vincent Kompany vom Hamburger SV. Aber egal, wie sich die Klubs am Ende entscheiden werden: Eine deutsche Medaille wird es auch diesmal nicht geben. Außer bei den Frauen, da ist die olympische Fußball-Medaille sehr begehrt.

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