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Teenager im Überflug. Sara Takanashi ist die große Favoritin im Skispringen, die 17-jährige Japanerin hat in dieser Saison zehn von 13 Weltcups gewonnen.

© Reuters

Olympia-Wettkampf des Tages: Frauen-Skispringen: Langer Kampf um Anerkennung

Nach langem Kampf feiert das Frauen-Skispringen am Dienstag seine olympische Premiere. Anfangs noch belächelt, hat sich die Sportart inzwischen etabliert - und ist in einigen Ländern sogar populärer als das Männerspringen.

Es begann mit einer kleinen Peinlichkeit. Als das Frauen-Skispringen 2009 bei der Nordischen Ski-Weltmeisterschaft in Liberec seine Premiere bei einem internationalen Großereignis feierte, amüsierte sich die Skiwelt über zwei unvorteilhafte Stürze. Eine 14 und eine 12 Jahre alte Tschechin standen im Training ihre Sprünge nicht, letztere fiel sogar nach einem Hüpfer auf nur 33 Meter in den Schnee. Alle Vorurteile über ein unprofessionelles und leistungsschwaches Skispringen der Frauen schienen sich zu bestätigen. „Das ist nicht gut für unsere Sportart, was da abgelaufen ist“, sagte die deutsche Skispringerin Ulrike Grässler damals. Fünf Jahre später ist vieles anders.

Das Frauen-Skispringen hat sich im Weltcup etabliert und erhält am Dienstag auf der Normalschanze (18.30 Uhr, live bei uns im Ticker) höchste, weil olympische Weihen. Es war kein leichter Weg zur Olympiapremiere, in Vancouver 2010 war den skispringenden Frauen die Aufnahme ins olympische Programm verwehrt worden. 2011 aber gaben die IOC-Mitglieder ihren Widerstand auf. „Vor allem den Älteren, die dafür hart gekämpft haben, möchten wir danken“, sagt die deutsche Skispringerin Katharina Althaus, „es ist ein Traum in Erfüllung gegangen.“

In zwei nicht unwichtigen Wintersportnationen ist das Frauen-Skispringen zurzeit sogar populärer als bei den Männern. Japan bewundert die 17 Jahre alte Weltcupführende Sara Takanashi noch mehr als den Routinier Noriaki Kasai. Von 13 Weltcupspringen hat sie in dieser Saison zehn gewonnen. Mit dieser Bilanz ist sie die große Favoritin im Russki Gorki Skisprungzentrum.

Auch in den USA ist Sarah Hendrickson weitaus bekannter als die erfolglosen männlichen Skispringer. Die 19–Jährige hingegen gewann 2013 den WM-Titel auf der Normalschanze, trotzdem zählt für sie am Dienstag nur das Dabeisein. Nach einem Kreuzbandriss hat sie die Saison bisher verpasst und sich gerade so noch für Sotschi qualifiziert. „Wenn der Wettbewerb am Dienstag vorbei ist, werde ich meine Sachen packen und für diesen Winter nicht mehr bei Wettkämpfen an den Start gehen“, hat Sarah Hendrickson bereits erklärt.

Bessere Medaillen-Chancen besitzen die Deutsche Carina Vogt und Daniela Iraschko-Stolz. Die Österreicherin hält mit 200 Metern den Weiten-Weltrekord der Frauen und steht im Fußball auch beim österreichischen Erstligisten SV Wacker Innsbruck im Tor. Seit sie 2013 ihre Lebensgefährtin heiratete, wehrt sie sich gegen alle Versuche, ihr bei den Spielen im Land des Anti-Homosexuellen-Gesetz eine Rolle als Vorzeige-Lesbe zuschreiben wollen. „Bei Olympia zählt für mich nur das Sportliche“, hat sie einmal gesagt.

Die 30-Jährige ist eine der wenigen Konstanten im Frauenskispringen, das immer noch von jüngeren Mädchen dominiert wird. So ist die 15 Jahre alte Gianina Ernst auch die jüngste Olympia-Teilnehmerin des deutschen Teams. Und die geringe Teilnehmerzahl von 30 Springerinnen aus zwölf Nationen zeugt davon, dass die Popularität des Frauenskispringens noch ausbaufähig ist. Aber immerhin kann die Sportart jetzt auch auf olympischer Bühne um Nachwuchs werben.

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