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Der neue Super Mario. Japans Premierminister Shinzo Abe warb bei der Abschlussfeier in Rio schon amüsant für die nächsten Olympischen Spiele in vier Jahren in Tokio.

© REUTERS

Olympischer Ausblick: Unbegrenzte technische Möglichkeiten

Für die nächsten Sommerspiele 2020 in Tokio planen die Organisatoren Großes – doch es gibt auch Probleme.

Während in Rio noch die Abschlussfeier Thema ist, spricht man in Tokio schon von der Eröffnung vier Jahre später. Eine Schau der unbegrenzten technologischen Möglichkeiten werde das. Womöglich wird eine „Meteoritendusche“ genannte Rakete den Nachthimmel erhellen, zudem könnte alles aus dem Weltall gefilmt werden. Das wäre nur der Startschuss zu den „innovativsten Spielen der Geschichte“, wie das Organisationskomitee von Tokio 2020 betont. Die nächsten Olympischen Sommerspiele, nach 1964 die zweiten in Japans Hauptstadt, sollen nicht nur sportlich beeindrucken. Japan will sich auch als weltoffenes, innovatives Land präsentieren.

Das mit der Innovation dürfte klappen. Außer Zweifel scheint, dass die Spiele von Tokio ein technologischer Quantensprung werden. 1964 überraschte Japan zur Eröffnung mit dem Shinkansen, dem damals schnellsten Zug der Welt, sowie der ersten TV-Übertragung per Satellit und dem hochmodernen Flughafen Haneda. In vier Jahren sollen die Schwerpunkte auf Automatisierung und grünen Technologien liegen. Ein Hotel mit Robotern als Rezeptionisten gibt es schon in Nagasaki, für 2020 könnten vollautomatisierte Beherbergungen auch in der Hauptstadt gebaut werden. Offiziell bestätigt sind Pläne über den Einsatz von Wasserstoffautos, mehrsprachigen Übersetzungsmaschinen und neuer Datenanalyse für die Wettkämpfe. Auch von fahrerlosen Taxis wird gesprochen. Und die höchste Auflösung für TV-Übertragungen, 16-mal höher als das in Europa schon als superfein geltende Format HD, war in Japan schon für Rio 2016 Realität.

Die Kosten explodieren

„Wir wollen der Welt zeigen, dass es zum Leben keine bessere Stadt gibt als Tokio“, sagt Masa Tayaka, ein Sprecher des Organisationskomitees. In internationalen Vergleichen zur Lebensqualität schneidet Tokio hervorragend ab. Das dichte öffentliche Transportsystem dürfte die häufigen Staus und Verkehrsunfälle von Rio vermeiden. Tokio ist zudem sauberer, sicherer und in seinen meisten Stadtteilen ruhiger als jeder der jüngsten Austragungsorte olympischer Sommerspiele. In Sachen Barrierefreiheit ist Tokio auch schon jetzt ein vergleichsweise fortschrittlicher Ort für die Paralympischen Spiele und gelobt Besserung.

Allerdings haben die Organisatoren in ihrer Vorbereitung bereits Rückschläge verkraften müssen. Obwohl es sich nur um einen Umbau handelte, wurde etwa das geplante Olympiastadion derart teuer, dass Premierminister Shinzo Abe persönlich die Reißleine zog und das Projekt neu ausschreiben ließ. Dadurch wird das Stadion voraussichtlich nicht rechtzeitig für die Rugby-WM 2019 fertig, für das es ebenfalls vorgesehen war. Auch neu ausgeschrieben werden musste der Wettbewerb um das offizielle Logo. Das erste Konzept hatte sich als Plagiat herausgestellt. Und eines der schlagenden Argumente bei der Bewerbung, dass Tokio 80 Prozent aller Wettkämpfe innerhalb eines Acht-Kilometerradius austragen werde, wird wohl nicht eingehalten werden. Wegen gestiegener Kosten wurde auch diese Planung neu aufgenommen.

Und da die 2014 verabschiedete Agenda 2020 des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) mehr Wettkämpfe außerhalb der Gastgeberstadt erlaubt, dürfte Tokio von dieser Möglichkeit auch Gebrauch machen. Ein möglicher neuer Wettkampfstandort ist dabei die Präfektur Fukushima, an deren Küste im März 2011 ein Atomkraftwerk havarierte. Die Situation dort ist weiterhin außer Kontrolle, 150 000 Menschen aus den umliegenden Dörfern leben weiterhin fern ihrer Heimat. In jenen Zonen Fukushimas dagegen, die nicht strahlungsbedingt evakuiert wurden, könnten olympische Wettbewerbe stattfinden. Kritiker sagen, dass auch dies ein Sicherheitsrisiko wäre. Die Regierung bestreitet das.

Tokio mangelt es an Internationalität

Die will wie jedes Veranstaltungsland nur die guten Seiten zeigen. Neben Gesundheitsrisiken und den Finanzen, die für den hoch verschuldeten Staat noch zu einem größeren Problem werden könnten, ist die Weltoffenheit ein weiteres Fragezeichen. Herzliche und großzügige Gastgeber werden die Japaner bestimmt. Mit Premier Abe hat aber ein Rechtsruck stattgefunden, durch den die Medien stärker kontrolliert und mit einer möglichen Verfassungsreform auch individuelle Rechte eingeschränkt werden könnten. Kaum zwei Prozent der Bevölkerung sind Ausländer, und drei Prozent in Tokio lassen die Metropole als eine der am wenigsten internationalen Weltstädte dastehen.

So wird das Bild, das Tokio von nun an abgibt, umso wichtiger. Natürlich geht das auch über sportliche Ergebnisse. Für Rio lautete das Ziel, siebenmal Gold aus London deutlich zu übertreffen, was der japanischen Delegation gelungen ist. Für Erfolge 2020 wurden Nachwuchsprogramme ausgebaut, eine neue Akademie errichtet. Japan will auf dem dritten Rang des Medaillenspiegels landen.

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