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Peking

© dpa

Olympisches Feuer: Furcht vor dem Funken

Die olympische Flamme kommt heute in Peking an und wird streng bewacht. Proteste sollen verhindert werden.

Die letzten Schritte bis zum Empfang der olympischen Flamme haben die chinesischen Medien minutiös verfolgt. „Das Flugzeug für die olympische Fackel hebt ab in Richtung Athen“, berichtete „China Daily“ am Samstag in einem eigenen Artikel. „Das Flugzeug ist in Athen gelandet“, meldete CCTV9 am nächsten Tag. Derselbe Sender übertrug anschließend in einer eineinhalbstündigen Livesendung die Übergabe der Flamme an das Pekinger Olympia-Organisationskomitee (Bocog) im Athener Panathinaikos-Stadion. Weil zwölf Aktivisten, die für ein freies Tibet demonstrierten, bereits vor dem Stadion festgenommen wurden, musste die chinesische Fernsehregie diesmal auch keiner Protestaktion ausweichen.

So soll es auch sein, wenn heute die olympische Flamme in Peking auf dem Tiananmen-Platz offiziell willkommen geheißen wird. Die Organisatoren des Fackellaufs haben eine Zeremonie anberaumt, die unter strengen Sicherheitsvorkehrungen ablaufen wird. Bereits in Athen haben rund 2000 griechische Polizisten die Flamme geschützt, auf dem Tiananmen-Platz in Chinas Hauptstadt werden es noch viel mehr Sicherheitskräfte sein. „Wir werden sicherstellen, dass der Fackellauf problemlos verläuft“, hatte Bocog-Vizepräsident Jiang Xiaoyu angekündigt. Auf die exakten Sicherheitsvorkehrungen wollte er allerdings nicht eingehen. Das Pekinger Organisationskomitee fürchtet sich offenbar vor einem ähnlichen Vorkommnis wie bei der Entzündung der Flamme in Olympia, als Aktivisten der Gruppe „Reporter ohne Grenzen“ die Zeremonie spektakulär stören konnten. Sie wollten auf die dramatische Situation der Menschenrechte in China aufmerksam machen.

Dieser Protest dürfte ein Grund sein, warum zur heutigen Zeremonie in Peking nur ausgewählte Journalisten zugelassen worden sind, auch Medienvertreter, die schon seit Jahren aus China berichten, wurden wieder ausgeladen. Journalisten mit einem Kurzzeitvisum wurden „aus Sicherheitsgründen“ von vornherein ausgeschlossen, wie ein Mitarbeiter des Akkreditierungsbüros sagte. Kurioserweise trifft das vor allem Sportjournalisten, die sich zurzeit mit solch einem Visum in Peking aufhalten. Auch der Zeitplan der Zeremonie wurde bis gestern geheim gehalten. Dabei hat die chinesische Regierung zuletzt stets betont, dass es bei den Spielen in Peking um Sport ginge und nicht um Politik.

Bocog-Präsident Liu Qi sagte am Sonntag: „Die olympische Flamme ist ein Symbol des Friedens und der Freundschaft.“ Doch für Menschenrechtsgruppen ist die Flamme in diesem Jahr ein Symbol von Menschenrechtsverletzungen und chinesischer Unterdrückung. „Die Flamme sollte nicht durch Tibet getragen werden, bevor nicht die chinesische Regierung einer unabhängigen Untersuchung der Unruhen in Tibet zugestimmt hat“, verlangt die Menschenrechtsgruppe Human Rights Watch. Günter Nooke, der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, forderte am Wochenende „massiven internationalen Druck“ auf die Regierung in Peking.

Die Flamme wird am 20. und 21. Juni durch Tibet getragen, Anfang Mai wird eine zweite Flamme auf den Mount Everest gebracht. Dieses Vorhaben verdeutlicht die Überhöhung des Fackellaufs durch die chinesischen Organisatoren. Sie sprechen von einer „heiligen Flamme“, doch die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ sagt: „Menschenrechte sind heiliger als das olympische Feuer.“ Weitere Proteste werden daher vor allem in der Zeit vom 6. bis zum 9. April erwartet, wenn der Fackellauf durch London, Paris und San Francisco führt. Der Bürgermeister der Stadt mit der größten chinesischen Gemeinde in den USA hält aus Furcht vor Zwischenfällen die exakte Route der Flamme bislang noch geheim.

Zunächst aber wird die Flamme am Dienstag nach Almaty in Kasachstan weiterreisen. Dort dürfte sie vor Protesten weitgehend sicher sein. Kasachstan hat China bereits seine Unterstützung in seiner Tibetpolitik zugesagt.

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