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Sport: Operation sichere Abwehr

Hertha BSC hat seine Verteidigung stabilisiert – doch nach der Winterpause geht der Konkurrenzkampf erst richtig los

Von André Görke und

Stefan Hermanns

Berlin. Die Gelegenheit war günstig, und günstige Gelegenheiten muss man einfach nutzen. Denis Lapaczinski, Verteidiger von Hertha BSC, hat sich am Dienstag im Westend-Krankenhaus operieren lassen. Der Fußball-Profi hätte auch noch ein paar Wochen warten können, die Angelegenheit war nicht akut. Im April hatte sich der 21-Jährige den Knöchel gebrochen, seitdem trägt er einige Schrauben und Platten in seinem Körper, die dort nicht hineingehören. Eigentlich sollten sie erst in der Winterpause entfernt werden. Doch Lapaczinski hatte immer wieder Schmerzen am verletzten Knöchel. Auch deshalb hat er den Eingriff vorziehen lassen. Vermutlich kann er das Krankenhaus schon heute wieder verlassen, nach zehn Tagen Pause soll er wieder langsam mit dem Training beginnen.

„Mit Denis rechne ich erst nach der Winterpause“, sagt Herthas Trainer Huub Stevens. Der Verteidiger solle behutsam aufgebaut werden, dann erst voll mitmischen. Die Gelegenheit zur Operation war auch deshalb günstig, weil Lapaczinski – so hart sich das anhören mag – im Moment nicht zwingend gebraucht wird. „Wir haben viele Alternativen da hinten, da kann sich Denis Zeit lassen“, sagt Stevens.

Es ist noch nicht lange her, dass die Abwehr bei Hertha so etwas wie die Problemzone war. In der Saison 2000/01 kassierte die Mannschaft 52 Gegentore, mehr als der Tabellenfünfzehnte VfB Stuttgart; in dieser Saison sind es erst zwölf in zwölf Spielen. Jürgen Röber, Herthas ehemaliger Trainer, war einst über die Unzulänglichkeiten in seiner Verteidigung so verzweifelt, dass er sogar mit dem Gedanken spielte, Verfehlungen mit einer Geldstrafe zu ahnden. Davon ist längst keine Rede mehr. Hertha hat in dieser Saison nur beim 0:3 in Bochum mehr als zwei Gegentore kassiert, als die Mannschaft nach dem Rückstand sämtliche Defensivvorkehrungen aufgab, um doch noch den Ausgleich zu erzielen. Sonst aber steht die Abwehr sicher, egal ob Stevens mit drei oder vier Leuten verteidigen lässt.

Wenn alle Verteidiger fit sind, könnte es sogar einige Härtefälle geben. Herthas potenzielle Idealbesetzung in der Abwehr – mit den beiden deutschen Nationalspielern Arne Friedrich und Marko Rehmer, mit Dick van Burik als nominellem Chef und Josip Simunic – wäre eine der stärksten der ganzen Liga. Und dann gibt es ja auch noch die neuen Kräfte Lapaczinski, Madlung und Nené sowie die alten Recken Schmidt, Sverrisson und Hartmann.

Schon vor der Winterpause wird sich der Kampf um die Plätze verschärfen. Van Burik und Simunic drängen nach ihren Verletzungen in die Mannschaft zurück. „Ich habe keine Schmerzen mehr“, sagt van Burik, „die Achillessehne kribbelt nicht.“ Für das Spiel in Hannover am Samstag ist es aber wohl noch zu früh. Stevens sagt: „Das hängt davon ab, ob wir ihn dringend brauchen.“ Danach sieht es nicht aus. Van Burik hat in dieser Saison zweieinhalb Bundesligaspiele gemacht, das letzte gegen Nürnberg Anfang Oktober. „Ich habe mit Schmerzen gespielt“, sagt er. Danach fiel der Holländer wieder aus.

Dass es nun für ihn und für Simunic langsam ernst wird, zeigt sich schon daran, dass beide am heutigen Mittwoch zum Laktattest sollen. Gestern arbeiteten sie noch mit Physiotherapeut Jörg Drill an ihrer körperlichen Fitness. Simunic wollte schon am Freitag ins Mannschaftstraining einsteigen, doch „da haben wir das Abschlusstraining für das Spiel in Hannover. Was soll ich da? Ich versuche es nächste Woche.“ Simunic sagt, er habe keine Schmerzen mehr, „aber die Verletzung will ich richtig auskurieren“.

Herthas Verteidiger haben offensichtlich erkannt, dass der vereinsinterne Konkurrenzkampf jetzt die volle Kraft beansprucht.

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