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Sport: Osnabrück gibt sich siegessicher vor den Aufstiegsspielen

Erich Maria Remarque arbeitete in den zwanziger Jahren unter anderem als Sportjournalist in Berlin. Und das, so schrieb er selbst, mit Begeisterung und großer Liebe zu dieser "atemberaubenden Stadt".

Erich Maria Remarque arbeitete in den zwanziger Jahren unter anderem als Sportjournalist in Berlin. Und das, so schrieb er selbst, mit Begeisterung und großer Liebe zu dieser "atemberaubenden Stadt". Als ausgewiesener Fußballkenner hätte Remarque wohl seine liebe Not, müsste er seine Sympathien festlegen bei der Wahl zwischen dem VfL Osnabrück und dem 1. FC Union. Beide Mannschaften spielen morgen in Berlin (15 Uhr, Alte Försterei) und am Donnerstag in Osnabrück um den Aufstieg in die Zweite Bundesliga. Wahrscheinlich hätte Remarque sich mit der ihm eigenen Gelassenheit so oder so gefreut, nämlich am Drumherum um dieses Spiel. Remarque war ein ausgewiesener Lebemann, und so wäre ihm als Sohn der kleinen Stadt Osnabrück wahrscheinlich die bunte Haartracht der Berliner beim letzten Heimspiel ebenso sympathisch gewesen wie das Bierfass-Wettrollen der Osnabrücker Fans vor dem letztem Heimauftritt ihrer Mannschaft.

Spekuliert wird um dieses Aufstiegsduell derzeit ohnehin sehr viel. Die Begegnung verspricht viel Brisanz und ist nach Meinung aller völlig offen. Das liegt sicher auch daran, dass die Teams viel gemeinsam haben. Beide Mannschaften besitzen eine treue und einsatzbereite Fangemeinde. Die Alte Försterei in der Wuhlheide wird am Sonntag ebenso ausverkauft sein wie die Bremer Brücke am Donnerstag in Osnabrück. Fans in Rot-Weiß im Gesang-Wettbewerb mit Anhängern in Lila-Weiß. Lila-Weiß? Diese Farbkombination ist den Union-Fans nur zu gut bekannt - der ungeliebte Stadtrivale Tennis Borussia spielt in diesen Farben.

Der VfL Osnabrück trägt immer noch schwer an der Enttäuschung des Vorjahres. Schon damals stand der Nordmeister mit einem Fuß in der Zweiten Liga. 1:0 hatte Osnabrück das Hinspiel gegen den Chemnitzer FC gewonnen, spielte dann aber beim Rückspiel denkbar ängstlich auf - und unterlag 0:2. Aus und vorbei. Noch ein Jahr Regionalliga. Dieses Erlebnis spukt den Osnabrückern noch immer im Kopf herum. "Die Mannschaft hatte wirklich Angst vor dem Rückspiel in Chemnitz", sagte Andreas Neumann, Verwaltungsratsmitglied des VfL. "Vor der Kampfstärke der Chemnitzer hatte unsere Mannschaft irgendwie kapituliert. Wir haben aber auch daraus gelernt. Heute können wir, das hat die Meisterschaft gezeigt, Spiele noch umbiegen", sagt Neumann weiter und bemüht sich nach Kräften, optimistisch dreinschauen.

Über den 1. FC Union wissen sie in Osnabrück wenig bis gar nichts. "Sehr gute Fußballer", sagt Neumann. Nur, vielleicht zu viele aus dem Ostblock, "die haben doch bestimmt Motivationsprobleme". Der VfL leistet sich nur den Polen Jasek Janiak. Der allerdings ist erklärter Publikumsliebling, seiner Spritzigkeit und Spielintelligenz wegen. Ansonsten ist ein US-Amerikaner der wichtige Mann der Mannschaft. Joe Enochs, ein Vorbild an Einsatzwillen und stark am Ball. Und dann ist da auch noch ein ehemaliger Berliner. Hasan Vural, groß geworden bei den Reinickendorfer Füchsen, später zu Hertha BSC gewechselt, wo er aber nie über den Status einen Ergänzungsspielers hinauskam. In Osnabrück zählt der stämmige Defensivspieler zu den Leistungsträgern.

Die Erwartungen beim VfL sind groß - zu groß? Angesprochen auf den 1. FC Union, geben sich die Osnabrücker Fans recht ahnungslos. "Union ist die große Unbekannte. Hoffentlich sind die Berliner nicht solche Hauer wie die Chemnitzer", sagt einer und nimmt einen tiefen Schluck aus seinem Bierglas. "Aber warum sollen wir auch was über Union wissen? Hauptsache, der Trainer weiß Bescheid. Das genügt zum Sieg."

Lothar Gans lacht, wenn er solche Töne hört. In dieser Saison hat er Wolfgang Sidka als Trainer an der Bremer Brücke abgelöst und den VfL auf Aufstiegskurs gebracht. "Union ist eine sehr kompakte und technisch ausgezeichnete Mannschaft. Ich will da gar keinen herausheben, das sind alles sehr gute Leute", sagt Gans.

Derartige Superlative sind oft taktischer Natur. Georgi Wassilew hält nichts von solchen Spielchen. Der bulgarische Trainer in Diensten des 1. FC Union erlebte am vergangenen Sonntag das müde 1:1 der Osnabrücker gegen Wilhelmshaven mit und hielt sich mit lobenden Worten zurück: "Die haben nicht alles gezeigt. Ich erwarte zwei sehr, sehr harte Spiele. Wir sind aber in der Lage, diese Mannschaft zu schlagen."

Wolfram Göschel

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