zum Hauptinhalt

Sport: Otto Rehhagel: Beim Kaffee die Gemüter beruhigt

Griechische Fans haben sich stets mehr für ihre Fußball-Klubs als für ihre Nationalmannschaft interessiert. Zu Spielen der großen Teams aus Athen oder Saloniki kommen bis zu 75 000 Zuschauer, während die Nationalelf sich schon über 30 000 Fans freuen kann.

Griechische Fans haben sich stets mehr für ihre Fußball-Klubs als für ihre Nationalmannschaft interessiert. Zu Spielen der großen Teams aus Athen oder Saloniki kommen bis zu 75 000 Zuschauer, während die Nationalelf sich schon über 30 000 Fans freuen kann. Auf griechischen Sportseiten kommt die Nationalmannschaft nicht groß vor, während ganze Titelseiten der Zeitungen mit Klubfußball gefüllt werden. "Die Nationalelf ist zweitrangig", sagt Giorgos Georgiadis, Mittelfeldspieler im griechischen Team und bei Paok Saloniki. "Jeder weiß das, aber nichts ändert sich. Nicht nur die Spieler haben diese Haltung, sondern auch die Fans, die Journalisten und natürlich die Klubs."

Genau diese Mentalität will Otto Rehhagel ändern. "Die Nationalmannschaft muss eine Herzensangelegenheit sein", sagte Rehhagel vor dem Aufbruch seiner Mannschaft zum Training für das Qualifikationsspiel der Griechen gegen England. "Jeder der im Nationalteam spielt oder dafür arbeitet, muss dies mit Leidenschaft tun." Die Klubs dürften nicht länger Vorrang haben, forderte der neue griechische Nationaltrainer aus Deutschland. Er werde alles dafür tun.

Rehhagel tat sogleich etwas. Nach dem 1:5 gegen Finnland in seinem ersten Spiel mit den Griechen, warf der 63-Jährige den für Inter Mailand spielenden Grigoris Georgatos aus der Mannschaft. "Als Spieler habe ich gelernt, was man vor, während und nach dem Spiel zeigen muss. Man braucht einen guten Charakter. Wer den nicht hat, der spielt nicht. Von einem Spieler wie Georgatos erwarte ich nach einem 1:5, dass er zugibt, dass er nicht gut gespielt hat und verspricht, es beim nächsten Mal besser zu machen. Das hat er nicht getan."

Doch Rehhagel übte auch Selbstkritik. "Ich habe hier zwar gerade erst angefangen, aber ich will einen Teil der Schuld auf mich nehmen. Meine Spieler haben überhaupt nicht gekämpft. Ich habe noch nie erlebt, dass eine Mannschaft so schnell aufgibt. Auch wenn die Finnen die ganze Zeit gelaufen sind und das Spiel kontrolliert haben", sagte Rehhagel. Der neue Trainer gab sogar zu, dass er Kommunikationsprobleme hatte, weil er kein Griechisch kann. Daraufhin hat er sich mit seinen Spielern einzeln zum Kaffee verabredet - mit Dolmetscher.

Lou Economopoulos

Zur Startseite