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Von Mariendorf in die ostwestfälische Provinz: Stephan Schmidt, 36, war U23-Kapitän und danach Co-Trainer der U19 bei Hertha BSC. 2011 wurde er mit dem VfL Wolfsburg U19-Meister. Seit Saisonbeginn trainiert er den Zweitligisten SC Paderborn.

© dapd

Paderborns Trainer Stephan Schmidt: "Ich fiebere mit Hertha"

Am Samstag trifft Hertha BSC in Paderborn auf einen Ex-Herthaner: Paderborns Trainer Stephan Schmidt hat Boateng, Salihovic und Co in der U23 aufs Feld geführt und schon einige der heutigen Hertha-Profis trainiert.

Herr Schmidt, Sie sind gebürtiger Mariendorfer. Waren Sie als Kind Hertha-Fan?

Nein, in meiner Kindheit waren Litti und Icke Häßler die Helden, Berliner Jungs eben. Aber die haben ja woanders ihre Glanzzeit gehabt. Aber mein Vater ist noch in die Plumpe gegangen. Nach dem Bundesligaskandal 1971 hat er dem Verein den Rücken gekehrt.

Später haben Sie dort gespielt.
Das fand er dann super. Sein Herz hat ja nie aufgehört, für Hertha zu schlagen.

Als U-23-Kapitän spielten Sie mit Patrick Ebert, Sejad Salihovic, Ashkan Dejagah, und Kevin-Prince Boateng zusammen. Wie war das?
Das war eine gute Schule für meine spätere Trainerarbeit.

Waren die so schlimm?
Nein, ich kann nur positiv über die Jungs sprechen. Die waren top motiviert und hatten einen großen Willen. Deswegen haben sie sich auch in der Bundesliga oder international durchgesetzt.

Wie sind Sie eigentlich Trainer geworden?

Irgendwann habe ich erkannt, dass es für die erste Spielklasse als Spieler nicht reicht. Nach meinem Sportmanagement- Studium habe ich vier Jahre als Dozent an der Eliteschule des Fußballs in Berlin, der Poelchau-Oberschule, gearbeitet. Nebenbei habe ich schon in der Hertha-Nachwuchsakademie das Training mitgeleitet und wurde dann Co-Trainer der U 19.

Wer hat Sie besonders beeinflusst?
Lucien Favre. Er war ein guter Mentor für mich. In der Zeit, in der ich bei ihm hospitiert habe, hat er meinen Blick auf den Fußball geprägt.

2009 wechselten Sie zum VfL Wolfsburg. Warum sind Sie denn nicht in Berlin geblieben?
Ich konnte in Wolfsburg nach dem Fußballlehrschein sofort als Cheftrainer der U 19 arbeiten. Bei Hertha war mir das nicht möglich.

Vier aktuelle Hertha-Profis hat Stephan Schmidt bereits trainiert

In Paderborn sind Sie der dritte Trainer in drei Jahren – mit Erfolg. Wie geht das?
In Paderborn kann man in Ruhe etwas aufbauen. Wir haben Spieler in unteren Ligen gefunden, die andere vielleicht gar nicht auf dem Zettel hatten. Die können sich hier in einem familiären Umfeld optimal weiterentwickeln.

Wie ist das für Sie als Großstädter?
Ich fühle mich in Paderborn sehr wohl. Da meine Familie in Berlin wohnt, komme ich regelmäßig in die Stadt zurück und genieße die Zeit in der Heimat.

Haben Sie noch Kontakte zu Hertha?
Zu mehreren Mitspielen und Verantwortlichen habe ich nach wie vor ein gutes Verhältnis. Ich bin dem Verein dankbar für die Unterstützung und fiebere auch mit, dass Hertha wieder aufsteigt.

Am Samstag treffen Sie auf alte Bekannte: Alfredo Morales, Fabian Holland, Marvin Knoll und Sascha Burchert haben Sie in der U19 trainiert.
Ich freue mich für die Jungs. Fabian Holland hat sich als Stammspieler etabliert. Und die anderen haben auch eine positive Entwicklung genommen. Ich bin froh, dass ich einen kleinen Teil dazu beitragen konnte.

Wie schlägt man denn die Hertha?
Wir sind natürlich Außenseiter, Hertha ist der Favorit. Aber schon im Hinspiel haben wir die Berliner geärgert. Dieses Ziel verfolgen wir auch am Samstag.

Wieso so zurückhaltend?
Eines ist klar: Egal gegen wen, ich will immer gewinnen. Wenn wir unsere beste Leistung abrufen, dann können wir auch Hertha besiegen. Aber wenn die Berliner Mannschaft in Bestform auftritt, wird es für jeden Gegner sehr schwer.

Wo landen beide Vereine am Saisonende?
Hertha feiert den direkten Wiederaufstieg. Wir haben keine konkrete Vorgabe, wollen den Abstand zu den Abstiegsplätzen halten und an jedem Wochenende die bestmögliche Leistung zeigen. Wenn wir das schaffen, werden wir einen Platz im Mittelfeld der Tabelle erreichen.

Das Gespräch führte Jan Mohnhaupt.

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