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Die Olymiasieger Michael Teuber (l.) und Tobias Graf posieren mit ihren Gold-Medaillen nach ihrem Erfolg im Zeitfahren.

© dapd

Paralympics: Doppel-Gold im Zeitfahren

Mit Doppel-Gold durch Tobias Graf und Michael Teuber ist Deutschlands Radsportlern ein grandioser Auftakt in den Straßenwettbewerben der Paralympics gelungen. Innerhalb von wenigen Minuten durften beide jubeln - und taten dies auf ziemlich unterschiedliche Art.

Tobias Graf lag völlig erschöpft auf dem Asphalt und konnte es fast nicht glauben - Michael Teuber dagegen riss siegesgewiss schon vor der Ziellinie den rechten Arm in die Höhe. Auf dem legendären Kurs von Brands Hatch sind die beiden Radsportler am Mittwoch zu paralympischem Doppel-Gold im Zeitfahren gerast und haben die deutsche Medaillenbilanz weiter aufpoliert. „Was für ein fantastisches Rennen“, sagte Teuber mit schwarz-rot-goldener Flagge auf den Schultern. Noch an der Strecke hatte er Frau und Tochter umarmt, Frust und Anspannung aus den Bahn-Rennen waren verflogen. „Das ist der größte Moment in meiner Karriere!“ Nach Athen und Peking gewann der extrovertierte Bayer seine dritte Goldmedaille in Serie. Davon ist Graf noch ein Stück entfernt; eher zögerlich nahm der Baden-Württemberger nach 16 Kilometern auf dem Rundkurs etwas außerhalb von London die Glückwünsche entgegen und fand nur schwer Worte für den wichtigsten Erfolg seiner Karriere. Auf Gold habe er „ein bisschen gehofft, aber nicht damit gerechnet“.

Der sympathische Athlet mit dem markanten badischen Akzent, der sein linkes Bein bei einem Unfall auf dem elterlichen Bauernhof verloren hatte, gewann schon auf der Bahn zwei Medaillen. „Ich habe mich eigentlich ziemlich platt gefühlt, bin aber einfach zur Zeit gut drauf.“ Jetzt geht er davon aus, „dass eine ordentliche Party steigt“.

Auf eine ausschweifende Feier mussten Graf und Teuber, die dem Deutschen Behindertensportverband die Goldmedaillen zehn und elf beschert hatten, aber verzichten. Schon am Donnerstag stand für beide das Straßenrennen auf dem Programm, wieder in Brands Hatch. Chancen rechnet sich Teuber dabei nicht aus. Die Strecke, auf der früher Formel-1-Piloten wie Niki Lauda und Jack Brabham einst jubelten, hat er aber bereits ins Herz geschlossen. „Das war das beste Rennen, das wir im Paracycling je hatten“, befand der zum Teil gelähmte Bayer, der Gold schon vollmundig angekündigt hatte und nicht enttäuschte. Selbst auf dem Siegerpodest konnte er seine Freude kaum zügeln, euphorisch verteilte er Kusshände ins Publikum und sang die Hymne laut mit.

Genugtuung verschaffte dem Routinier vor allem die Tatsache, Mark Colbourne aus Großbritannien und den Chinesen Li Zhang Yu auf die Plätze verwiesen zu haben. Beide hatten zuletzt Teubers Zeiten auf der Bahn pulverisiert, nachdem sie der Weltverband UCI zum Ärger des Deutschen in dessen Behinderungsklasse gesteckt hatte. Unter diesen Umständen sah der mehrmalige Weltmeister keine Siegchancen mehr und beendete Anfang der Woche seine Karriere im Oval.

„Diese muskelbepackten Kerle doch noch geschlagen zu haben, mit meinen Beinchen, mit meiner Ausdauer und mit meiner Kraft, das freut mich unheimlich“, betonte Teuber. „Ich konnte meine 15-jährige Erfahrung ausspielen. Ein Jahr spezielle Arbeit hat sich ausgezahlt.“ Jubeln durften am Mittwochvormittag derweil auch die Schwimmer: Im Aquatics Centre schwammen Kirsten Bruhn und Torben Schmidtke jeweils paralympische Rekorde im Vorlauf. Die Sitzvolleyballer erreichten durch ein 3:2 gegen China das Halbfinale. Für die Basketball-Männer kam dagegen das Aus im Viertelfinale: Sie verloren mit 46:57 gegen die USA. Dafür stehen die Frauen am Donnerstag im Halbfinale gegen Holland. (dpa)

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