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Paralympics-Neulinge: Safari? Nein, Skifahren!

Exoten wie der Südafrikaner Bruce Warner machen die Spiele ein ganzes Stück bunter – zum ersten Mal nehmen bei den Paralympics in Kanada auch Athleten aus Argentinien und Rumänien teil.

In diesem Sommer schaut alle Welt gespannt nach Südafrika. Die anstehende Fußball-Weltmeisterschaft hält das ganze Land in Atem. Das ganze Land? Nicht wirklich. Für Bruce Warner stehen erst einmal die Paralympics in Vancouver auf dem Programm. Der 39-Jährige ist der einzige Repräsentant Südafrikas bei den Spielen. Er stammt aus der kleinen Stadt Tweespruit, die „so viel mit Skifahren zu tun hat wie die Sahara mit Surfen“, wie es eine Zeitung neulich treffend formulierte.

1988 hatte Warner einen Unfall, sein linkes Bein musste oberhalb des Knies amputiert werden, ein Schicksalsschlag für den begeisterten Cricket- und Hockeyspieler. Cousins in Kanada ist es zu verdanken, dass er an den Wintersport gerät. Während eines Urlaubs nehmen sie ihn mit nach Whistler und ermutigen ihn, es mit dem Skifahren zu versuchen. „I was immediately hooked“ – „Ich war sofort süchtig“, sagt Warner über dieses Erlebnis, das sein Leben prägen sollte. Jeden Winter nimmt der Ingenieur sich frei, um im Winter Park Ressort in Colorado, in dem es sehr gute Bedingungen und Trainingsprogramme für behinderte Sportler gibt, an seinen Techniken zu feilen. Warners Training zahlt sich aus. In seinen Disziplinen Abfahrt, Super G, Riesenslalom und Slalom schafft er es 1998 zu den Paralympics nach Nagano.

Ein Urlaub in Kanada veränderte alles

Auch 2002 in Salt Lake City und vier Jahre später in Turin kann er Südafrika repräsentieren. Für eine Medaille hat es bisher leider nicht gereicht, aber Warner ist stolz, sein Land bei den paralympischen Winterspielen zu vertreten. Er ist in Vancouver nicht der einzige, der als Exot durchgeht. Die rumänische Skifahrerin Laura Ioana Valeanu wird ihr Land ebenfalls zum ersten Mal bei paralympischen Spielen repräsentieren. Mexiko schickt diesmal doppelt so viele Athleten nach Kanada wie 2006 nach Italien: Arly Velasquez und Juan Armando Hernandez. Sie haben lange in den Rocky Mountains trainiert – in Mexiko gibt es keinen Schnee. Gemeinsam mit den Athleten aus Argentinien, Serbien und Bosnien-Herzegowina werden diese sogenannten Exoten auch dafür sorgen, dass die paralympischen Spiele ein ganzes Stück bunter werden.

Bruce Warner hatte in Südafrika lange auch ein Schneeproblem. Um öfter trainieren zu können, lebt er inzwischen in Genf. Dort lassen sich Sport und Beruf besser miteinander vereinbaren. Das Jahr 2010 steht für Warner unter dem Stern der Paralympischen Spiele in Kanada. Es ist das erste Mal seit jenem alles verändernden Urlaub mit seinen Cousins, dass er wieder nach Whistler reist – dorthin, wo alles begonnen hat.

Annemieke Overweg

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