zum Hauptinhalt
265284_0_b3496f58.jpg

© ddp

Patrick Owomoyela und die NPD: „Das ist schon erschreckend“

Vor zwei Jahren hetzte die NPD gegen den Fußballer Patrick Owomoyela. Jetzt stehen die Funktionäre vor Gericht.

Drei Jahre ist es her, da lagen sich die Deutschen im Freudentaumel rund um die Fußball-WM in den Armen – und umarmten die Welt gleich mit. Der Sommer 2006 gab Deutschland ein neues Bild: weltoffen, aufgeschlossen, tolerant. Vorbei und vergessen waren die Schattenseiten. Zum Beispiel ein WM-Terminplaner, den die rechtsextreme NPD im Vorfeld des Sportevents als Flugblatt und im Internet kursieren ließ. Darauf abgebildet war ein Nationaltrikot mit der Nummer 25. Darunter prangte in rot-weißen Lettern: „Weiß – nicht nur eine Trikotfarbe – Für eine echte NATIONALmannschaft“.

Die 25 trug damals Patrick Owomoyela, ein Hamburger mit deutscher Mutter und nigerianischem Vater. Zwar war der dunkelhäutige Rechtsaußen, der bereits elf Länderspiele für Deutschland bestritten hatte, nicht für die Nationalelf nominiert worden, er gehörte aber zum erweiterten WMKader. Die rassistische NPD-Kampagne ließen sich weder der Deutsche Fußball-Bund (DFB) noch Owomoyela gefallen. Sie erstatteten Strafanzeige gegen den NPD-Vorsitzenden Udo Voigt und zwei weitere Parteifunktionäre. Diese müssen sich ab dem heutigen Dienstag vor dem Amtsgericht Berlin-Tiergarten wegen Volksverhetzung und Beleidigung verantworten. Die NPD habe für eine Nationalmannschaft mit Spielern ohne ausländische Wurzeln geworben, sagt der 29-jährige Borussia- Dortmund-Spieler. „Es ist verletzend, wenn man für eine rechtsradikale Kampagne so plakativ genutzt wird.“ Mit so einer direkten Attacke sei er bis dahin noch nie konfrontiert worden.

„Lass die Finger von O-womoyela!“, sangen einst die Fans seines früheren Klubs Arminia Bielefeld: eine scherzhafte Drohung an alle, die den Publikumsliebling einkaufen wollten. Sein Debüt in der DFB-Elf gab „Superlocke“, wie ihn die „Bild“-Zeitung wegen seiner Rastazöpfe taufte, im Herbst 2004. Nicht nur der deutsche, auch der nigerianische Verband bemühte sich, ihn für seine Nationalelf zu rekrutieren. Vater Henry hätte ihn lieber im grünen Trikot Nigerias gesehen, und auch Owomoyela sprach kurz von „zwei Seelen“ in seiner Brust. Doch letztendlich bekannte er: „Ich bin hier geboren und aufgewachsen und war noch nie in Nigeria.“ Eine langwierige Verletzung zwang „Owo“ ins sportliche Abseits. In der Zeit engagierte er sich für „Fairness auf dem Fußballplatz“, eine Aktion gegen Rassismus und Gewalt im Sport.

Laura Wieland

Zur Startseite