zum Hauptinhalt
Deutschexperte. Ali Carter gewann 2015 das Paul Hunter Classic in Fürth und 2013 das German Masters in Berlin

© Imago/Imaginechina

Paul Hunter Classic in Fürth: Eine echte Snooker-Romanze

Britische Snookerprofis spielen gern in Deutschland – auch diese Woche wieder beim Paul Hunter Classic in Fürth. Das Turnier hat in diesem Jahr einen noch höheren Stellenwert.

Aller Anfang ist klein. „Als ich vor zwölf Jahren zum ersten Mal nach Deutschland kam, haben wir in Fürth noch in einem Einkaufszentrum gespielt“, erinnert sich Stuart Bingham. Der englische Snookerweltmeister von 2015 tritt in dieser Woche beim Paul Hunter Classic an. Das Fürther Turnier ist gewachsen, es hat in diesem Jahr erstmals den Status eines Weltranglistenturniers. Neben dem German Masters in Berlin gibt es in Deutschland damit jetzt zwei Events von höchstem Rang.

Die Entwicklung überrascht nicht, Snooker erfreut sich bei den Deutschen großer Popularität. Eurosport fährt mit seinen Übertragungen hierzulande die höchsten Quoten für die Sportart außerhalb von Großbritannien ein. Doch nicht nur die Fans lieben es, den Spielern bei ihrer Präzisionsarbeit zusehen. Auch die Profis selbst kommen gern nach Deutschland. „Jeder Spieler wird das bestätigen – wir lieben es dort hinzufahren“, sagt Allister Carter, der als Titelverteidiger in Fürth und auch schon beim German Masters in Berlin gewann antritt. „Du fühlst dich einfach willkommen, die Fans sind so enthusiastisch und verstehen das Spiel. Sie applaudieren nach einem guten Stoß genau im richtigen Moment – das ist nicht überall so.“

Auch der Name des Turniers in Fürth zeigt, wie feinfühlig die deutsche Snookerszene mit dem urbritischen Spiel umgeht. Das Paul Hunter Classic ist nach dem beliebten englischen Ex-Profi benannt, der 2006 an den Folgen einer Krebserkrankung verstarb. „Das verleiht dem Event ein besonderes Gewicht“, sagt Bingham. „Es ist wichtig, dass wir uns an Paul erinnern, gerade jetzt, wo sich sein Tod zum zehnten Mal jährt.“

Turniernamensgeber Paul Hunter verstarb vor zehn Jahren an Krebs

242 Spieler treten in diesem Jahr beim Paul Hunter Classic an, die besten Profis greifen ab Freitag ins Geschehen ein. Inzwischen wird das Turnier in der Stadthalle Fürth ausgetragen, dem Status eines Weltranglistenturniers mit einem Gesamtpreisgeld von mehr als 125 000 Euro angemessen. Damit erreicht es noch nicht die Dimensionen des Berliner German Masters, dass jährlich im Februar im Tempodrom stattfindet. Aber das ist auch gar nicht gewollt. „Die Atmosphäre in Fürth ist entspannter, weil es ein kleines Turnier ist“, sagt Bingham.

Stuart Bingham kommt gern nach Deutschland. Das Turnier in Fürth hat er in dreizehn Jahren nur einmal verpasst - wegen der Geburt seines Sohnes.
Stuart Bingham kommt gern nach Deutschland. Das Turnier in Fürth hat er in dreizehn Jahren nur einmal verpasst - wegen der Geburt seines Sohnes.

© Imago

Dabei ist die Begeisterung der Zuschauer in Deutschland für die meist britischen Weltklassespieler auch für ihn erstaunlich. „Es ist schade, dass es bisher keinen deutschen Spieler auf Topniveau gegeben hat. Aber wenn das irgendwann passiert, wird Snooker in Deutschland sogar noch größer“, prophezeit Bingham, der in seiner fast 20-jährigen Profikarriere viel herumgekommen ist.

Dass Snooker nach Europa expandiert, die Briten aber politisch mit der EU nicht mehr so viel am Hut haben, spiele für ihren Sport keine Rolle. Carter, wie Bingham Engländer, geht ganz offen damit um, für den Brexit gestimmt zu haben. „Ich habe für den Austritt votiert, weil es darum ging, unser Land zurückzubekommen und nicht von anderen regiert zu werden“, sagt der 37-Jährige. Snooker hingegen sei nur ein Spiel – „und wenn die Leute es mögen, werden sie sich auch künftig ein Ticket kaufen und zusehen“.

Politik mag kompliziert sein, Snooker ist es eher nicht. Schon gar nicht für die Briten, die deswegen in Europa und speziell in Deutschland geliebt werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false