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Sport: Pausenauftritt des Patriarchen Löring: "Das ist die schlechteste und teuerste Fortuna-Mannschaft seit Christi Geburt."

Im Kölner Karneval tagt der Elferrat, in der Kölner Südstadt genügt der Einerrat, Jean Löring ist der Patriarch, und der Patriarch handelte in der Halbzeitpause: Der Patron des abstiegsbedrohten Fußball-Zweitligisten Fortuna Köln entmachtete erstmals in der Geschichte des deutschen Profifußballs einen Trainer noch vor dem Pausentee: Harald "Toni" Schumacher, das Torwart-Denkmal aus Köln, musste am Mittwoch abend in der Halbzeit gehen."Der Kragen war voll", sagte der Präsident und zog die Reißleine.

Im Kölner Karneval tagt der Elferrat, in der Kölner Südstadt genügt der Einerrat, Jean Löring ist der Patriarch, und der Patriarch handelte in der Halbzeitpause: Der Patron des abstiegsbedrohten Fußball-Zweitligisten Fortuna Köln entmachtete erstmals in der Geschichte des deutschen Profifußballs einen Trainer noch vor dem Pausentee: Harald "Toni" Schumacher, das Torwart-Denkmal aus Köln, musste am Mittwoch abend in der Halbzeit gehen.

"Der Kragen war voll", sagte der Präsident und zog die Reißleine. "Ich kann meinen Klub nicht zu Grabe tragen lassen." 0:2 lag die Fortuna vor 400 Unentwegten im Südstadion gegen Waldhof Mannheim zurück, am Ende stand es 1:5, aber da wurde Schumacher schon nicht mehr gefragt. Wie ein geprügelter Hund hatte "Toni" nach einem chaotischen Abend das trostlose Stadion verlassen.

Die Entscheidung hatte sich schon seit Wochen abgezeichnet, aber Löring zögerte sie hinaus: "Ich wollte einem untadeligen Sportsmann wie Schumacher eine Chance geben." Dabei stimmte die Chemie zwischen den beiden schon lange nicht mehr, die Winterpause hätte Schumacher nicht überstanden. Ewald Lienen, Erfolgscoach beim Spitzenreiter 1. FC Köln, war dennoch außer sich. "So etwas hat man vielleicht in der ehemaligen DDR gemacht. Ich halte das Verhalten von Jean Löring für eine ungeheure Respektlosigkeit", kommentierte Lienen den Rauswurf.

Löring warf dem 76-maligen Nationaltorwart "Arroganz, Überheblichkeit und Sturheit" vor und hatte Mühe, seine Aufregung in den Griff zu bekommen: "Das ist die schlechteste und teuerste Fortuna-Mannschaft seit Christi Geburt." Schumacher fuhr nach Hause, sein Co-Trainer Ralf Minge begleitete ihn zunächst, kehrte dann aber ins Stadion zurück. Wer die Nachfolge von "Toni" antreten wird, ist noch unklar. Der in Spanien geschasste Bernd Krauss könnte eine Option sein, Löring hält aber auch große Stücke auf Minge: "Ein qualifizierter Fachmann mit sehr viel Sachverstand."

In Schumacher, dem Europameister von 1980, der am 1. Juli 1998 den Posten bei der Fortuna übernommen hatte, musste bereits der fünfte Trainer in dieser Zweitliga-Saison frühzeitig gehen. Noch am Vortag hatte Schumacher Rücktrittsgerüchte als "absolut unsinnig" zurückgewiesen, zudem habe der "Chef noch nicht mit ihm gesprochen". Dann sprach Löring: "Ich habe versucht, ihn zu halten, aber das ist nicht machbar. Diese Mannschaft ist total verunsichert." Vor allem regte sich Lörüng darüber auf, dass Schumacher den iranischen Nationalspieler Ali Mousavi nicht zum Zuge kommen ließ. Nachdem Löring Schumacher hinausgeworfen hatte, wurde Mousavi eingewechselt. Am Trauerspiel gegen den Aufsteiger änderte sich aber nichts: "Diese Mannschaft hat für keine zwei Pfennig Selbstvertrauen." Aber auch dem KSC war vor Wochen das "Allheilmittel" verschrieben worden: Joachim Löw jedoch wartet als neuer KSC-Coach seit sechs Spielen auf einen Sieg. Durch das 0:1 gegen SpVgg. Greuther Fürth stürzten die Badener noch tiefer in den Abstiegssumpf.

Christoph Fischer

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