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Schön bunt, aber ganz schön teuer. Pekings berühmtes Olympiastadion steht leer, soll aber Touristen anziehen.

© picture-alliance / Rolf Philips

Peking 2008: Im Vogelnest finden jetzt Freundschaftsspiele statt

Die politische Propaganda in China bedient sich weiterhin bei den Ideen Olympias. Das Erbe der Olympischen Spiele von Peking allerdings bleibt durchwachsen.

Im Pekinger Nordosten, wo sich die Flughafenautobahn mit dem vierten Ring kreuzt, hat die chinesische Hauptstadt die olympischen Ringe gefälscht. Fünf mannshohe Kreise zieren dort den Rasen, doch statt übereinander stehen sie nebeneinander und statt der olympischen Farben tragen sie kommunistisches Rot. Die roten Ringe künden den Vorbeifahrenden vom neuen „Pekinger Geist“, der eine Fortsetzung des olympischen Geistes sein soll: Patriotismus, Innovation, Gemeinschaft, Tugendhaftigkeit.

Die politische Propaganda bedient sich weiterhin bei den Ideen Olympias. Das Erbe der Olympischen Spiele von Peking hingegen bleibt durchwachsen – so, wie es auch die politisch umstrittenen, aber spektakulär organisierten Sommerspiele von 2008 waren. Am deutlichsten wird das beim Pekinger Olympiastadion, das als „Vogelnest“ in die Geschichte eingegangen ist. Weiterhin findet China keine dauerhafte Verwendung für das aufwendige Bauwerk. Demnächst kicken dort die Fußballklubs von Arsenal und Manchester City in aller Freundschaft, im August wird der italienische Supercup zwischen Neapel und Juventus Turin dort entschieden, wo Usain Bolt vor vier Jahren zur Goldmedaille sprintete.

Nach Betreiberangaben besuchen bis zu 30 000 Touristen täglich das leere Stadion und bezahlen dafür 50 Yuan (6,50 Euro) Eintritt. Der Vogelnest-Besucher Wen Dandan möchte gar nichts zahlen. „Sie haben das Geld der Steuerzahler benutzt, um es zu bauen, also sollten sie jetzt nicht noch mal Geld verlangen“, sagt der Student. Und es war sehr viel Geld der Steuerzahler.

Rund 40 Milliarden Euro haben die Spiele und die mit ihnen verbundenen Infrastrukturmaßnahmen gekostet (London rechnet mit rund 12 Milliarden Euro). Wie die Zeitschrift „Time Out Beijing“ berichtet, würde das Vogelneststadion bei gleichbleibenden Einnahmen erst in 30 Jahren seine Kosten wieder eingespielt haben. Am besten besucht wird noch das Schwimmstadion, das zum Teil in ein Spaßbad umfunktioniert worden ist. Das Basketballstadion ist unter anderem an die Anschutz Entertainment Group (AEG) und die NBA verkauft worden und harrt der Zeit, bis die NBA in China eigene Teams besitzt. Die Wartezeit wird mit Spielen des örtlichen Basketballteams Beijing Ducks und Konzerten überbrückt.

Ein Großteil des Geldes floss in die Infrastruktur. Als 2001 die Olympischen Spiele nach Peking vergeben wurden, besaß die Stadt nur zwei U-Bahnlinien, inzwischen sind es 15. Auch die olympischen Verkehrsregelungen sind in veränderter Form aufrechterhalten worden, an jedem Wochentag darf ein Fünftel aller Pekinger Autos nicht benutzt werden. Doch auch das hilft dem notorisch verstopften Verkehr wenig: Seit Olympia ist die Zahl der Pkws in Peking von 3,5 auf fünf Millionen gestiegen.

Das verursacht ein großes Problem. Die Luftverschmutzung, die mit einigem Aufwand für Olympia verbessert worden war, hat sich verschlechtert. „Die temporären Maßnahmen haben auf lange Sicht nicht geholfen“, sagt Yong Rong von Greenpeace Ostasien. Neben dem Autoverkehr tragen die Kohlekraftwerke der umliegenden Provinzen zu den hohen Feinstaubwerten in der Stadt bei. So kommt es, dass sich so mancher Pekinger an 2008 als das Jahr erinnert, in dem Olympia in die Stadt kam – und der Himmel blau war.

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