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Groß, schnell – aber noch nicht sonderlich erfolgreich. Derrick Luckassen hat erst 160 Minuten, verteilt auf drei Einsätze, für Hertha BSC gespielt. Das ändert sich jetzt.

© imago/Andreas Gora

Personalnot in der Abwehr von Hertha BSC: Derrick Luckassen muss sich jetzt beweisen

Weil die Personalnot bei Hertha BSC so groß ist, darf Derrick Luckassen gegen die TSG Hoffenheim von Anfang an in der Viererkette ran.

Derrick Luckassen trieb den Ball mit Tempo durchs Mittelfeld. Keiner der Verteidiger griff ihn entschlossen an, also probierte er es einfach selbst. Der Holländer versuchte sich an einem Lupfer – und scheiterte kläglich. „Number ten!“, rief Pal Dardai, sein Trainer. Es war ein Scherz. Eine Nummer zehn ist Luckassen definitiv nicht, nach traditioneller Zählung eher eine Nummer vier, die die Feinheiten des Fußballs nicht zwingend beherrschen muss, dafür über andere Qualitäten verfügt. Das Problem ist: Auch die waren zuletzt nicht zu sehen, wenn Luckassen für Hertha BSC auf dem Platz stand.

Auf drei Einsätze kommt der Innenverteidiger, seitdem er im Sommer auf Leihbasis vom PSV Eindhoven nach Berlin gewechselt ist. Bei seinem Debüt gegen Mönchengladbach am vierten Spieltag durfte er für die letzte Minute aufs Feld, gegen Freiburg stand er in der Startelf, und vor zwei Wochen, bei der 1:4-Niederlage gegen den Tabellenletzten Fortuna Düsseldorf, kam er nach einer knappen halben Stunde für den verletzten Niklas Stark in die Mannschaft. Bei seiner Einwechslung stand es noch 0:0.

Der 23-Jährige hat in Düsseldorf ganz sicher kein gutes Spiel gemacht. Häufig stand er irgendwie verloren im Raum und kam nicht richtig in die Zweikämpfe. Trotzdem darf Luckassen am Samstag auf seinen nächsten Startelfeinsatz hoffen. Gegen die offensivstarken Hoffenheimer stellt sich Herthas Viererkette quasi von alleine auf.

Aus der Ur-Besetzung ist nur Valentino Lazaro fit

Aus der ursprünglichen Besetzung wird wohl nur Valentino Lazaro übrig bleiben – es sei denn, er rückt eine Reihe nach vorne, weil er dort dringender benötigt wird. Mit dem gesperrten Maximilian Mittelstädt und dem verletzten Javairo Dilrosun fehlen zwei Kandidaten für die offensive Außenbahn. „Tino hat seine Sache da hinten gut gemacht“, sagt Dardai über Lazaro, der wohl Außenverteidiger bleiben soll. Doch das hängt auch davon ab, in welchem Zustand Mathew Leckie von seiner Reise zur australischen Nationalmannschaft zurückkehrt.

In der Viererkette wird links Marvin Plattenhardt spielen, weil sein interner Konkurrent Maximilian Mittelstädt in Düsseldorf Gelb-Rot gesehen hat. Die Zentrale bildet Luckassen gemeinsam mit Fabian Lustenberger, dem gelernten Mittelfeldspieler. Im Training durften sich beide in dieser Woche schon einmal aneinander gewöhnen. „Die sind immer zusammen ein Paar“, sagt Dardai.

Es ist nicht das erste Mal in dieser Saison, dass der Ungar in der Abwehr improvisieren muss. Karim Rekik verletzte sich am zweiten Spieltag gegen Schalke, Niklas Stark musste in Mainz ebenso wie zuletzt in Düsseldorf ausgewechselt werden, und Jordan Torunarigha fehlte insgesamt acht Wochen wegen einer Achillessehnenverletzung. Zuletzt in Düsseldorf wurde er zur zweiten Hälfte eingewechselt – und hinterließ einen noch fahrigeren Eindruck als Luckassen. „Nach der langen Pause fehlt noch etwas“, hat Dardai nach dem Spiel gesagt. „Vielleicht habe ich ihn zu früh mitgenommen.“ Gegen Hoffenheim wird Torunarigha – auch mangels Alternativen – zumindest im Kader stehen. „Für die Bank reicht es“, erklärt Dardai. Zur Not steht auch noch Sidney Friede für die Innenverteidigung bereit.

Bis Jahresende bleibt die Personalsituation kritisch

Bis zur Winterpause wird sich die Situation nicht grundlegend ändern. Niklas Stark fällt mit seiner schweren Mittelfußprellung bis zum Ende des Jahres aus, und auch bei Karim Rekik (muskuläre Probleme) ist nicht mit einer schnellen Rückkehr zu rechnen. Umso mehr muss Hertha hoffen, dass Luckassen nun die Qualitäten zeigt, deretwegen ihn Hertha mit Kaufoption ausgeliehen hat.

In der Theorie bringt der Holländer alles mit, was ein moderner Innenverteidiger benötigt. „Er ist kopfballstark, hat eine gute Eröffnung und eine gute Zweikampfführung“, sagt Dardai. Aber die Bundesliga ist vielleicht doch eine andere Nummer als die Ehrendivision in Holland – zumal Luckassen in der vergangenen Saison in Eindhoven meist auf der Bank gesessen hat. „Im Training zeigt er gute Leistungen“, berichtet Pal Dardai. „Aber er spürt wahrscheinlich auch, dass es hier anders ist: dass hier alles sehr schnell geht und die Gegenspieler ein anderes Kaliber sind.“

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