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Peter Hyballa, 38, war Cheftrainer bei Alemannia Aachen und Sturm Graz sowie Ko-Trainer bei Bayer Leverkusen. Zurzeit betreut er Leverkusens U-19-Team.

© picture alliance / dpa

Peter Hyballa im Interview: „Mein honduranisches Herz hofft“

Peter Hyballa hat in Honduras Trainer-Lehrgänge gegeben. Im Interview spricht er über diese Erfahrung sowie über die WM-Chancen der Mannschaft und Härte als taktisches Mittel.

Peter Hyballa, im Januar haben Sie zwei Trainerlehrgänge in Honduras gehalten. Dem Eindruck nach dem ersten Spiel zufolge steht in Honduras das harte Einsteigen ganz oben auf dem Trainingsplan, oder?

Naja, ganz so schlimm ist es nicht. Gegen Frankreich hat Honduras tief gestanden und auf den Gegner gewartet. Die Mannschaft wollte den Franzosen mit Herz und Leidenschaft den Schneid abkaufen. Wenn man körperlich robust spielt, das aber nicht gut macht, führt das zu Ballverlusten und Standards. Und das kann ein Gegner wie Frankreich ausnutzen.

Ist die harte Gangart der Honduraner eine Frage der Mentalität?
Honduras gehört sicher nicht zu den reichsten Ländern der Welt. Aber dafür sagt man sich dort: „Wir haben zwar keinen Luxus, aber bei uns zählen andere Werte.“ Einsatz, Leidenschaft. Man darf aber auch nicht vergessen, dass Frankreich ebenfalls anfing zu kloppen, als die Gangart etwas rauer wurde. Und es hätte ja auch gut gehen können. Robuste Zweikampfführung kann eine Qualität sein.

Wie kam denn überhaupt der Kontakt nach Honduras zustande?
Ich mache schon seit längerem Trainerfortbildungen. Im Frühjahr dann hat mich der DFB nach Honduras eingeladen. In der Hauptstadt Tegucigalpa und in San Pedro Sula habe ich dann jeweils einen Fortbildungskurs gehalten, bei denen DFB-Entwicklungshelfer Christoph Rocholl auch übersetzt hat. Zu mehr als Tapas bestellen reicht mein Spanisch leider nicht.

Wie war das Niveau der Trainer bei Ihrer Fortbildung?
Es waren alle Verbandstrainer da, von der U 17 bis zur Nationalmannschaft, sowie alle Erstligatrainer. Die waren allesamt sehr wissbegierig und sehr gut informiert. Ein Hoch auf Fernsehen, Internet und11freunde.de (lacht). Man kommt vielleicht aus einer größeren Fußballkultur, aber Quatsch kann man denen deswegen noch lange nicht erzählen. Vertikalspiel, Falsche Neun, Angriff über einen pressenden Neuner oder einen abwartenden Zehner – das sind die bestimmenden taktischen Themen, auch in Honduras.

Auch Nationaltrainer Luis Fernando Suarez war bei der Fortbildung. Wie haben Sie ihn erlebt?
Ein toller Kerl mit einer großen Ausstrahlung. Er hat ja bereits Ecuador bei der WM 2006 bis ins Achtelfinale geführt und macht jetzt seit drei Jahren in Honduras einen sehr guten Job. Leider haben wir durch die Sprachbarriere nicht so viel miteinander reden können.

Haben Sie denn die ein oder andere Ihrer Trainingsformen gegen Frankreich wiedergefunden?

Ich habe ja nicht die Mannschaft trainiert, sondern die Trainer. Ich denke schon, dass die Honduraner gegen Frankreich versucht haben, über Passstafetten ins Spiel zu kommen. Darüber haben wir in Honduras viel gesprochen. Aber wie man gesehen hat, ist da noch Luft nach oben.

Wie haben Sie den WM-Start der Honduraner verfolgt?
Ich saß im Honduras-Trikot, das mir die Fortbildungsteilnehmer geschenkt haben, vor dem Fernseher und habe die Daumen gedrückt. Hat aber leider nichts gebracht.

Noch sind zwei Spiele in der Vorrunde zu spielen. Was trauen Sie Honduras zu?
Mein honduranisches Herz hofft, dass sie das nächste Spiel gewinnen, sonst sind sie raus. Aber nach den Eindrücken aus dem ersten Spiel wird das eher schwer. Andererseits kann die Niederlage gegen Frankreich auch ein Ansporn sein. Jetzt muss die Mannschaft liefern.

Aber zum WM-Titel reicht es eher nicht, oder?
Das wird eng.

Vielleicht klappt es ja irgendwann unter dem Nationaltrainer Hyballa?
(lacht) Man weiß ja nie. Aber da müsste ich vorher noch mal zur Volkshochschule, Spanisch pauken.

Das Gespräch führte Stephan Reich.

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