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Im Profil. Hertha BSC könnte Werder Bremens defensiven Mittelfeldspieler Peter Niemeyer ausleihen. Foto: AFP

© APF - Agentur fuer professionell

Peter Niemeyer: Zu gut für Liga zwei?

Hertha hat Interesse an Bremens Peter Niemeyer – doch wie das Team passt er besser in die Bundesliga.

Er passt genau ins Profil – und das ist auch das Problem. Hertha hat Interesse an Peter Niemeyer von Werder Bremen. Der defensive Mittelfeldspieler soll für ein Jahr vom Bundesligadritten ausgeliehen werden. Der 26-Jährige soll zwar auch ein Angebot vom schottischen Vizemeister Celtic Glasgow haben, doch die Tendenz geht nach Berlin, auch wenn sich Trainer Markus Babbel und Manager Michael Preetz öffentlich nur in Wendungen wie „interessanter Spieler“ verlieren.

Ein Wechsel würde objektiv betrachtet für beide Seiten Sinn machen. Niemeyer kam bei Werder zuletzt nur auf elf Saisonspiele, davon nur vier von Beginn an, und Hertha würde doch noch einen robusten Spieler für die Position vor der Abwehr und neben Fabian Lustenberger bekommen. Der 1,91 Meter große Niemeyer würde Herthas defensives Mittelfeld im wahrsten Sinne des Wortes verstärken. Dort fehlt Bigalke (1,67 Meter), Perdedaj (1,72) und Hartmann (1,73) noch die nötige Physis und bei Pal Dardai scheint sie zu schwinden. Zudem wurde Niemeyer in Holland bei Twente Enschede, wo er bis Anfang 2007 spielte, technisch passabel ausgebildet und verfügt gar über Champions-League-Erfahrung. Die Zweite Liga kennt er hingegen nur vom Hörensagen.

Und da liegt auch schon das Problem. Denn wie viele Spieler im Kader (Raffael, Ramos, Kobiaschwili) wirkt er fast überqualifiziert für Liga zwei. Nach den bisherigen Auftritten der Vorbereitung ist man geneigt zu sagen, dass Herthas Mannschaft qualitativ auf jeden Fall erstligatauglich, aber vielleicht nicht zweitligatauglich ist. Im Trainingslager in Feldkirchen ist immer wieder von der „Qualität“ der Mannschaft die Rede, doch insgesamt müsse sie noch lauter und aggressiver werden. Das klingt verdächtig nach der letzten Saison, in der die Mannschaft sicher nicht wegen mangelnden Potenzials abgestiegen ist, sondern weil sie nicht zum Abstiegskampf passte. Trainer Babbel versucht mit seiner erfolgsorientierten Art gegenzusteuern, doch auch Babbel kennt sich von seiner Vita her besser in Europa aus als im Unterhaus. Das hat er mit vielen seiner Spieler gemein – nur sieben Akteure verfügen über Zweitligaerfahrung, selbst Andre Mijatovic hat statt der gefühlten 300 Zweitligaspiele nur 91 absolviert.

Auch von der Spielweise her wirkt die Mannschaft noch nicht so recht zweitligakompatibel, wobei Vorbereitungsspiele aufgrund der hohen Trainingsbelastung nur bedingt aussagekräftig sind. Das Defensivverhalten erinnert teilweise an die deutsche Mannschaft im WM-Halbfinale gegen Spanien. „Wir dürfen uns nicht damit zufriedengeben, den Gegenspieler zu stellen, sondern müssen auch einmal hingehen“, kritisierte Babbel nach dem Test gegen Linz. Gerade in der körperbetonten Zweiten Liga werde es noch wichtig, in die Zweikämpfe zu gehen.

In der Offensive fällt der Mannschaft gegen tief stehende Gegner, die sich vor dem eigenen Tor verschanzen, bisher noch relativ wenig ein; vor allem, wenn Raffael fehlt. Das kann insofern zum Problem werden, als dass sich im Olympiastadion die meisten Auswärtsteams weit zurückziehen werden. Babbel predigt abwechselnd, den Gegner entweder in die Offensive zu locken oder früh zu attackieren. Beides sieht man im Spiel noch recht selten, was vielleicht auch noch den schweren Beinen geschuldet ist. „Doch Müdigkeit kann man sich auch einreden“, sagt Babbel, und fordert: „Wir müssen die Wege gehen, die wehtun, die aber Räume für die Mitspieler schaffen.“

Im Angriff werden die wenige Räume nicht optimal genutzt. Hinter Mittelstürmer Rob Friend spielen mit Raffael, Ramos, Domowtschiski und Rukavytsya gelernte Stürmer. Sie peilen oft lieber die Mitte und den eigenen Torabschluss an, statt Friend von außen mit Vorlagen zu versorgen. Doch immerhin, hier ist Besserung in Sicht: Im letzten Trainingslager-Testspiel gestern Abend gegen AEL Limassol flankte Rukavytsya nach 36 Minuten von rechts auf Friend, der aus drei Metern zum 1:0 (1:0)-Endstand einschob.

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