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Hand drauf. Tom Brady (r.) von den New England Patriots trifft am Sonntag zum vierten Mal in den Play-offs auf seinen Quarterback-Rivalen Peyton Manning, der im zweiten Jahr für die Denver Broncos spielt. Zweimal konnte sich bisher Tom Brady durchsetzen.

© AFP

Peyton Manning gegen Tom Brady: Denver trifft in den NFL-Play-offs auf New England

Die ewigen Rivalen Peyton Manning und Tom Brady spielen am Sonntag im Duell der Denver Broncos und der New England Patriots um den Einzug ins NFL-Endspiel.

Im Spätherbst haben sie sich schon einmal warmgeworfen, wobei das nicht explizit kalendarisch gemeint ist. Immerhin war der 25. November 2013 vor allem wegen zweier Personalien ein Feiertag für jeden Fan der US-amerikanischen National Football League (NFL): Mit Tom Brady von den New England Patriots und Peyton Manning von den Denver Broncos standen sich an diesem Tag zwei der besten Quarterbacks in der Geschichte des Spiels gegenüber, deren Namen bereits reserviert sind für den Einzug in die „Hall of Fame“, die Ruhmeshalle also. Das 14. direkte Duell der beiden Enddreißiger erfüllte die hohe Erwartungshaltung schließlich, trotz 0:24-Rückstand zur Halbzeit gewannen die Patriots noch 34:31 nach Verlängerung – ein episches Spiel, womöglich sogar das beste in einer an überragenden Partien ohnehin reichen Saison.

Ähnlich Geschichsträchtiges wie vor eineinhalb Monaten erwarten die Experten auch am Sonntag, bei der 15. Auflage der Brady-Manning-Show (21 Uhr, live bei Sport1US). Im Play-off-Halbfinale geht es für die beiden Quarterbacks und ihre Teams um den Einzug in den Super Bowl, der am 2. Februar in New Jersey ausgetragen wird. „Das ganze Land ist verrückt nach diesem Spiel – weil sich zwei lebende Legenden gegenüberstehen“, sagte der ehemalige NFL-Quarterback und Super-Bowl-Sieger Kurt Warner dem Sender „ESPN“. Geschätzt wird die Rivalität zwischen Brady, 36, und Manning, 37, vor allem wegen des respektvollen Umgangs beider Protagonisten miteinander. „Sie wollen den Gegenüber zwar um jeden Preis besiegen“, sagt Warner, „aber nach dem Spiel ist es dann auch wieder gut.“ In einer Liga testosteronbeladener Wohlstandsjünglinge gelten Brady und Manning ohnehin als Staatsmänner, Verfehlungen abseits des Feldes sind ihnen ebenso fremd wie Egomanie – kein gewöhnliches Verhalten als Anführer von Kadern mit mehr als 50 Mitgliedern.

Sportlich sind die Superstars ohnehin über jede Kritik erhaben. Für Manning war seine 15. Profisaison die zweifellos beste, der Mann mit dem unverkennbaren Südstaatenzungenschlag brach so ziemlich alle bedeutenden Offensivrekorde. In 16 Spielen der regulären Saison warf Manning 55 Touchdown-Pässe und pulverisierte damit eine alte Bestmarke, die Tom Brady 2007 aufgestellt hatte (50). Wenig überraschend erzielte Denvers Offensivabteilung auch die meisten Punkte in einer Saison (606) und überbot einen ebenfalls von Brady und seinen Patriots gehaltenen Bestwert (589). In Anbetracht dieser Zahlen war es fast schon logisch, dass Manning auch die alte Bestmarke von Drew Brees von 5476 Yards Raumgewinn in einer Spielzeit brach, wenn auch nur um ein einziges Yard. In der Geschichte des Spiels hatten zuvor überhaupt erst vier Spieler die magische Marke von 5000 Yards pro Saison erreicht – einer von ihnen: natürlich Tom Brady. „Die Saison der Broncos lässt sich mit einem Wort zusammenfassen: Spektakel!“, sagt Warner, und allein die Ergebnisse geben ihm recht: gegen Titelverteidiger Baltimore gewann das Team aus dem US-Bundesstaat Colorado zum Auftakt 49:27, es folgten weitere Schlachtfeste gegen Philadelphia (52:20), Dallas (51:48) oder Tennessee (51:28).

Genau da liegt allerdings ein altes Problem von Manning: In der regulären Saison spielt er mindestens großartig, in den Play-offs versagen ihm bisweilen die Nerven, weshalb der 37-Jährige bislang nur einen Super-Bowl-Ring sein Eigen nennen darf – gemessen an seiner Klasse eine Enttäuschung. Manning sagt: „Die Rekorde geben uns Selbstvertrauen, aber ich würde sie sofort gegen eine weitere Teilnahme am Super Bowl eintauschen.“ Es wäre seine dritte nach 2007 und 2009.

Dass es nur derer drei sind, hängt nicht zuletzt mit Tom Brady zusammen. Im Vergleich zu Manning besitzt der Ehemann des brasilianischen Models Giselle Bündchen zwar einen wesentlich höheren Glamourfaktor als sein ewiger Rivale, im Spiel ist er dafür stringenter als Manning, ein wenig konservativer. Und obwohl ihm Manning jüngst ein paar Rekorde gestohlen hat, ist Bradys Leistung in dieser Saison fast noch höher einzuschätzen – weil die Patriots im Sommer die streitbare Idee umgesetzt haben, mit Danny Woodhead und Wes Welker ihren besten Running Back respekltive Passempfänger abzugeben. Welker auch noch nach Denver, in die Hände Mannings. Selbst die Verletzung von Superstarempfänger Rob Gronkowski konnte nicht verhindern, dass die Mannschaft aus Boston ein starkes Jahr mit einer Bilanz von zwölf Siegen bei vier Niederlagen beendete. „Tom Brady hat diese junge und dezimierte Mannschaft am Leben gehalten“, sagt Warner, „er macht sie konkurrenzfähig.“ Und das sind die Patriots seit mittlerweile 15 Jahren.

Dabei schließt das US-Sportsystem mit seiner alljährlichen Talentwahl eigentlich aus, über einen so langen Zeitraum um den Titel mitspielen zu können. Dementsprechend trägt Brady auch schon drei Super-Bowl-Ringe an der Hand, wobei der letzte Sieg im Endspiel mittlerweile auch schon wieder zehn Jahre zurückliegt. Vielleicht ist das Spiel am Sonntag in Denver auch für Brady die letzte Gelegenheit, das große Finale zu erreichen.

Bei Peyton Manning zeichnet sich dieses Szenario immer mehr ab. Unlängst hat der Quarterback erstmals öffentlich über sein Karriereende sinniert. Gut möglich, dass man ihn im nächsten Herbst nicht mehr auf dem Spielfeld sieht.

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