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Sport: Pfälzer Aufbruch

Der 1. FC Kaiserslautern gibt sich für die kommende Saison eine neue Amtssprache: Deutsch

Was ist neu?

Nicht erst seit dem gleichnamigen Satire-Film des Kabarettisten Gerhard Polt kennen wir die kleinen bunten Schildchen, die in bei Teutonen beliebten Urlaubsorten vor den Restaurants hängen: „Man spricht Deutsch“. Und vielleicht mutet es für eine urdeutsche Region wie die Pfalz ziemlich seltsam an, wenn sie im Jahr 2004 mit ihrem ersten Fußballklub am Platze die Rückkehr zur Amtssprache Deutsch feiert. Gerade darin aber dokumentiert sich der große Wandel des 1. FC Kaiserslautern im Vergleich zur vergangenen Saison. Der gebürtige Österreicher Kurt Jara (Trainer) und Carsten Jancker (Stürmer) beherrschen den heimischen Zungenschlag ebenso wie der hier zu Lande aufgewachsene Grieche Ioannis Amanatidis (Stürmer), Ingo Hertzsch (Verteidiger), Ferydoon Zandi (Stürmer), Christian Nerlinger, Jochen Seitz und Marco Engelhardt (alle Mittelfeld). Die Fraktion der „fremdsprachigen“ Vrevens, Mettomos, Kosowskis, Lembis und Nurmelas gehört der Vergangenheit an. Einige aus der alten Fraktion sollen zudem noch abgegeben werden.

Die Neuen müssen nun nicht mehr zum Sprachunterricht förmlich gedrängt werden. Mit der Einheitssprache als Bindeglied sucht der Krisenklub gleichzeitig verzweifelt nach einer neuen Hierarchie im Kader. Neuer Kapitän ist der Schwabe Timo Wenzel (Abwehr).

Es ist ein Neuanfang mit vielen Fragezeichen und teilweise alten Gesichtern, die mit ihrer fehlgeschlagenen Einkaufspolitik einst für den sportlichen Abstieg mitverantwortlich waren. Der Vorstandsvorsitzende Rene C. Jäggi bleibt an Bord und will nach zahlreichen Abwanderungsgedanken nun sogar helfen, den WM-Standort Kaiserslautern zu voller Blüte zu führen.

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Wer ist der Star?

Allein die Namen Jancker und Christian Nerlinger (taugt nicht wirklich zum Volkshelden) liefern bei oberflächlicher Betrachtung reichlich Raum für Erwartungen. Trotz der neuen deutschen Welle aber ist das Rennen im Spielchen „Die Pfalz sucht ihren Superstar“ noch offen. Schießt der von der Statur her imposante Jancker Tore, könnte er ein Kandidat sein. Bei vielen Fanklubs hat der bislang eher wenig geliebte Stürmer schon Werbung in eigener Sache betrieben. Bleiben noch Torwart Tim Wiese, der nach Kräften die Tradition der Pfälzer Maulhelden fortsetzt, und Trainer Kurt Jara (ist jedoch eine Spur zu bieder). Ciriaco Sforza wiederum hat zu lange und zu oft enttäuscht.

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Was ist möglich?

Die Sehnsüchte der Anhänger gehen alle in eine Richtung: nur nicht wieder eine Zittersaison. Mit dem aufgefrischten Kader soll der Aufbruch in eine bessere Zukunft geschafft werden. Keiner in der Pfalz träumt vom Uefa-Cup. Vielmehr sind alle vorerst einmal mit der vagen Aussicht zufrieden, dass die ewigen Handwerker zu ihren Wurzeln des kernigen Fußballs zurückkehren wollen. Ärmel hoch und kämpfen, das wünscht sich die Pfälzer Fußballfamilie im Kollektiv. Und wenn es Kurt Jara schafft, die Abstiegsränge zu vermeiden und zwischendurch ein paar Heimsiege einstreut, dann hat er sein Ziel erreicht.

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