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Sport: Pferd und Reiter: Freunde ohne Worte: Pferdeflüsterer Monty Roberts über wundervolle Gespräche mit Pferden

Monty Roberts mit einem Pferd von Königin Elizabeth II. im Schlosspark von Windsor.

Monty Roberts mit einem Pferd von Königin Elizabeth II. im Schlosspark von Windsor. Der 65-jährige Pferdeflüsterer aus Kalifornien beherrscht die Pferdesprache "Equus". Roberts war Weltmeister im Westernreiten. Seine Lebensgeschichte hat er in dem Buch "Der mit den Pferden spricht" erzählt.

Sie sind der Mann, der mit den Pferden spricht. Wie lief denn das Gespräch heute morgen?

Oh, es war wundervoll. Ich arbeite seit drei Tagen mit fünf Pferden zusammen. Erst waren sie nicht sonderlich nett zu mir. Sie traten mir auf die Zehen. Ich war weiterhin nett zu ihnen. Gestern ging es schon viel besser. Und heute kamen sie zu mir rüber und haben mir geholfen. Pferde sind meine Partner, meine Freunde, ich dominiere sie nicht. Sie haben mir erzählt, dass sie mir vertrauen und waren einfach glücklich.

Kann man Ihre Gespräche hören?

Es gibt keine Worte, es ist eine Sprache, die aus Gestik besteht. Man bewegt seine Hände, Finger und Augen, Schultern und Arme in verschiedene Richtungen.

Und die Pferde antworten tatsächlich?

Sie antworten mit ihren Ohren, Augen, ihrem Hals und Schweif und der Richtung und Geschwindigkeit ihrer Bewegung.

Was erzählt das Pferd denn so, wenn es die Zunge rausstreckt?

Das ist das Beste überhaupt. Es streckt die Zunge raus, wenn es sagen will, ich hab keine Angst vor dir.

Wie haben Sie festgestellt, dass sie mit Pferden reden können?

Ich war 13 oder 14 Jahre alt. Ich habe gesehen, wie Mustangs miteinander kommunizierten. Es musste also eine Sprache geben. Das war der Zeitpunkt, als ich begann, meinen Körper zu benutzen, um mich zu verständigen.

Sie sind mit Pferden aufgewachsen und waren entsetzt darüber, wie Ihr Vater mit den Pferden umging. Waren sie deshalb auf der Suche nach anderen Umgangformen?

Genau, mein Vater tat, was viele Reiter tun. Er sagte: Mach, was ich sage, oder ich wende Gewalt an. Er band die Pferde an, trat sie in den Bauch und schlug sie. Es war grausam.

Was war das Netteste, was ein Pferd Ihnen je gesagt hat?

Das war 1948, als ein Mustang mit mir kommunizierte. Ich dachte, alle würden zu mir sagen: Du hast Recht, ja, ja. Das machen wir jetzt immer so. Aber ich habe mich geirrt. Als mein Vater davon erfuhr, dachte er, ich sei von Dämonen besessen.

Kommt es vor, dass ein Pferd Sie verflucht?

Oh ja, das erlebe ich ständig.

Was kann ein guter Trainer erreichen?

Ein guter kann das Pferd dazu bringen, dass es tut, was er von ihm verlangt. Ein hervorragender Trainer schafft es, dass das Pferd das alles freiwillig tun will.

Lieben oder hassen Pferde den Menschen?

Sowohl als auch. Erst denken sie, wir sind Räuber und wollen sie töten. Sie denken sich: Ich renne weg, so schnell ich kann. Wenn du mich festhält, werde ich kämpfen. Das ist wie bei einem jungen Mädchen, das von einem Mann schlecht behandelt wird. Wenn der Mensch aber sagt, ich will dein Freund sein, dann beginnen die Pferde, diesen Menschen zu lieben.

Macht es Pferden denn Spaß, über künstliche Hindernisse zu springen?

Das hängt davon ab, ob der Trainer sie mit der Peitsche über die Hindernisse getrieben hat und sie nur springen, weil sie Angst haben. Sie lieben es zu arbeiten. Sie schätzen es, wenn ihnen ein guter Sprung geglückt ist.

Spielt es eine Rolle, ob die Hinernisse künstlich sind?

Künstlich sind sie nur für Menschen, nicht für die Pferde.

Verfügen Pferde über mentale Stärke?

Aber natürlich - der Trainer muss dem Pferd auch erlauben, seine mentale Stärke auszudrücken. Und das Pferd muss auch das letzte Hindernis überspringen wollen, wenn es schon müde ist und denkt, na, eigentlich sind es acht Hindernisse, aber sieben reichen doch auch. Ich habe keine Lust mehr.

Was kann der Trainer tun, um das Pferd bei Laune zu halten?

Er belohnt es, wenn es etwas richtig gemacht hat. Das wirkt wie beim Menschen.

Wie belohnen Sie Ihr Pferd?

Nicht mit Essen und nicht mit Geld, das kennen sie nicht. Aber wenn man Kopf und Körper des Pferdes mit der Hand reibt und dann von ihm weggeht, läuft es hinterher. Wir Menschen denken, es ist unhöflich, wegzugehen, aber ihnen gefällt es. Das liegt meiner Meinung daran, dass ein Feind nicht wegläuft. Indem man sich vom Pferd entfernt, signalisiert man, dass man kein Feind ist.

Ein Pferd hat also tatsächlich den Ehrgeiz, ein Rennen zu gewinnen?

Da gibt es keine Zweifel. Wenn man dem Pferd eines guten Trainers bei einem Rennen zuschaut, sieht man, dass es nach einem Sieg abends etwas isst, gut schläft und am nächsten Tag gut frühstückt und spielt. Wenn dasselbe Pferd um zehn Längen geschlagen wird, frisst es nicht und schläft schlecht. Vielleicht lässt es das Frühstück ausfallen. Und es lässt den Kopf hängen.

Und das ist beim Springreiten genauso? Hier will das Pferd auch unbedingt gewinnen?

Da ist es ein bisschen schwieriger für das Pferd zu verstehen, ob es gewonnen hat. Aber wenn es mit den Beinen nichts runterreißt und der Reiter mit ihm sehr zufrieden ist und es lobt, denkt es, dass es gewonnen hat - auch wenn es 22 Sekunden hinter dem Sieger liegt.

Sie sind der Mann[der mit den Pferden spricht. Wi]

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