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Sport: Plädoyer für Votava

Nach dem 1:1 in Unterhaching bleibt Unions Trainer im Amt

Unterhaching. Heiner Betram schlenderte lächelnd über den Platz und strengte sich an, jeden einzelnen Spieler des 1.FC Union abzuklatschen. Der Präsident war überhaupt nicht in der Laune, die Entlassung eines seiner führenden Angestellten auf den Weg zu bringen, so wie es für diesen Zeitpunkt viele erwartet hätten. Das Spiel im Sportpark war soeben abgepfiffen, und statt der allseits befürchteten sechsten Niederlage im siebten Saisonspiel beim Tabellendritten SpVgg Unterhaching, hatten die Spieler des 1.FC Union bei dem verdienten 1:1 (0:1) ein überzeugendes Plädoyer für ihren Trainer abgegeben. „Wissen Sie, ich bin ein Kämpfer, und ich werde weiterkämpfen, solange man mich lässt“, erklärte Trainer Mirko Votava anschließend in dem winzigen Presseraum. Zwei Meter vor ihm hatte Bertram Platz genommen, seine Hände in den Schoß gelegt und nickte.

Es hatte nicht immer so ausgesehen, als sollte der Abend ein derart harmonisches Ende finden. Als das Unheil seinen Lauf zu nehmen schien, sackte Votava erstmals still in seinen weißen Plastikstuhl. Regungslos registrierte er den Hachinger Jubel nach Francisco Copados Führungstreffer. 43 Minuten waren da gespielt, und schon bis dahin hatte die Ungewissheit ihn sichtlich erschöpft. Immer wieder war er in der engen Coaching-Zone hin und her geschlichen, hatte gelungene Aktionen seiner Spieler beklatscht und nervös an seinem Schnauzbart gezupft. Engagiert ging auch seine Mannschaft zu Werke, in der ersten Halbzeit hatten Björn Joppe und Salif Keita Möglichkeiten, ein Tor zu schießen. Doch ein unachtsamer Moment in der Innenverteidigung reichte, um der ungewohnt ideenlosen Spielvereinigung zur Führung zu verhelfen.

Doch von diesem Rückschlag konnte sich Union erholen. Votava war in der Kabine genauso lebhaft aufgetreten wie zuvor an der Seitenlinie. „Ich habe meinen Jungs gesagt: Bei den letzten Auswärtsspielen lagen wir immer zur Pause vorn und haben nachher verloren – jetzt liegen wir zurück und drehen das Ding noch.“ Zwei Minuten nach Wiederanpfiff deutete sich an, dass sich die gewagte Prognose verwirklichen lassen könnte. Steffen Baumgart nutzte die Unentschlossenheit in Hachings Abwehr nach Joppes Flanke zum Ausgleich, und in der Folge nährten einige gefährliche Konter über Kostadin Widolow sogar die Hoffnung auf den zweiten Saisonsieg. Erst spät geriet Union noch einmal in Gefahr, als die Hachinger eine hektische, aber erfolglose Schlussoffensive in Gang setzten.

„Entscheidend ist, wie die Mannschaft heute aufgetreten ist“, sagte Bertram, „trotz des medialen Drucks werden wir nicht auf Ansage den Trainer wechseln.“ Dann ergänzte er: „Vielleicht war das heute ein kleiner Neuanfang.“ Es gab schon robustere Garantien für fleißige Mitarbeiter.

Daniel Pontzen

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