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Sport: Plansoll vorzeitig erfüllt

Eigentlich wollte Svetislav Pesic vor der Saison für Rhein Energy Cologne gar keinen Tabellenplatz als Ziel angeben. Andere Bereiche seien ihm am Anfang wichtiger, hatte der Basketballtrainer auf seiner ersten Pressekonferenz im Sommer vergangenen Jahres gesagt.

Eigentlich wollte Svetislav Pesic vor der Saison für Rhein Energy Cologne gar keinen Tabellenplatz als Ziel angeben. Andere Bereiche seien ihm am Anfang wichtiger, hatte der Basketballtrainer auf seiner ersten Pressekonferenz im Sommer vergangenen Jahres gesagt. Auf drängendes Nachfragen räumte er ein, dass er aber schon in die Play-offs wolle. Mit diesem Plansoll wird der 52-jährige Serbe wohl keine Probleme bekommen: Vor der morgigen Partie gegen Meister Alba Berlin führt Köln sechs Spieltage vor der Finalrunde mit vier Punkten Vorsprung die Bundesliga an. Damit ist der Neuling Favorit auf den Titel, die Erwartungen in Köln steigen schnell.

"Das ist nicht unbedingt gut für uns", sagt Manager Stephan Baeck. Der Europameister von 1993 betont immer wieder, dass es in dieser Saison nicht darum gehe, "Erster, Zweiter oder Dritter zu werden, sondern in Köln eine Basis für Basketball zu schaffen". Neben den gestiegenen Ansprüchen des Umfeldes hat Baeck mit anderen Problemen zu kämpfen: Innerhalb einer Woche fielen drei Leistungsträger aus. Weltmeister Sascha Obradovic riss sich das Außenband im Knie, fehlt rund sechs Wochen. Der Amerikaner Reggie Bassette ist umgeknickt, und Vladimir Bogojevic, zweiter Aufbauspieler hinter Obradovic, fällt mit einem Riss in der Netzhaut für das Spiel gegen Alba auch noch aus. Ohne beide Spielmacher gewann Köln trotzdem in Würzburg und sah danach gelassen zu, wie der ärgste Verfolger, die Opel Skyliners aus Frankfurt, zu Hause gegen Trier verlor.

"Die Mannschaft musste den Schock verkraften, dass viele Leistungsträger in kurzer Zeit ausgefallen sind. Das hat sie in Würzburg sehr gut gemacht", lobte Pesic. "Ich bin gespannt, wie lange wir auf diesem Niveau spielen können". Rhein Energy suchte nach Verstärkungen, fragte bei den Nationalspielern Denis Wucherer (Frankfurt) und Misan Nikagbatse (Piräus) an, entschied sich dann aber für eine interne Lösung. Mit Johannes Strasser wurde ein 19-Jähriger als Spielmacher geholt, der die vergangenen drei Jahre beim Farmteam SER Rhöndorf in der zweiten Liga das Spiel dirigierte. Nun leitet er mit dem 20-jährigen Babis Douloudis den Angriff des Tabellenführers der Bundesliga. "Wir haben unsere jungen Spieler ins kalte Wasser geworfen", sagt Baeck. Das habe den Vorteil, dass sie in den Play-offs schon abgeklärter sein würden. Außerdem stünden ihnen ja in Topscorer C. C. Harrison und dem deutschen Nationalspieler Drazan Tomic zwei erfahrene Akteure beim Spielaufbau zur Seite, sagt Baeck.

Zudem hat Pesic in kurzer Zeit bereits ein gefestigtes Team geformt. Selbst wenn Rhein Energy hoch führte, trieb der jugoslawische Nationaltrainer seine Korbjäger weiter voran. Das läge an den zwei Aufgaben eines Trainers, sagt Pesic. "Erstens muss man gewinnen, und zweitens muss man die Mannschaft entwickeln." Wenn der erste Teil gesichert sei, dann könne man entwickeln. "Wenn wir hoch führen, haben wir Zeit, um Spielzüge zu üben." Für viele Spieler sei nur der Sieg wichtig, sagt Kölns Nationalspieler Stephen Arigbabu, "aber das reicht Pesic aber nicht". Gegen Alba räumt Pesic seinem geschwächten Team "kaum Chancen ein", und es ärgert ihn, "dass ich meinem alten Klub nicht richtig Paroli bieten kann." Gelassener wird Alba wegen dieser Aussage aber nicht anreisen. Schließlich ist Pesic dafür bekannt, öfter mal über das Plansoll hinauszuschießen.

Sven Simon

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