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Platz für alle: Der Marathon muss sich seine Einzigartigkeit bewahren

Der Berlin Marathon erfreute sich 2019 wieder großer Beliebtheit auf und neben der Strecke - weil er weiter auf einfachste Mittel setzt. Ein Kommentar.

Ein dramatisches Finish, eine neue Rekordteilnehmerzahl und trotz des schlechten Wetters gute Stimmung am Streckenrand: Der Berlin Marathon 2019 war ein Erfolg. Die Veranstaltung profitierte dabei erneut von ihrer Einzigartigkeit, wie kaum ein anderes Sport-Event Spitzen- und Breitensport gleichermaßen unter einen Hut zu bringen.

Denn der Marathon ist für alle da: Für Weltklasse-Läufer wie Kenenisa Bekele und für Dietmar John, der nach 7:26:09 Stunden als letzter Läufer über die Ziellinie lief. Für eingefleischte Fans der Leichtathletik, die über Rennstrategien philosophieren und sich gerne in den Hundertsteln der Zwischen- und Zielzeiten verlieren und für alle, die einfach ihre Freunde, Familienmitglieder oder Bekannte anfeuern wollen.

Das schöne dabei: Es braucht keine besondere Expertise, um sich von dieser schier niemals endenden Menschenmasse begeistern zu lassen, deren Einzelpersonen mal schneller, mal gemächlicher vorbeirauschen. Denn wo sonst kommt man den teilnehmenden Athleten während des Wettkampfes noch so nah, wo sonst geschieht so viel direkte Interaktion zwischen Sportler und Publikum und welche andere Sportveranstaltung sorgt für so viele spontane Nachbarschaftstreffen in der Stadt?

Bei der Leichtathletik-WM in Katar wird derzeit eindrucksvoll bewiesen, wie das sture Pochen auf Profit eine Sportveranstaltung jeglicher Seele berauben kann. Dagegen zeigte der Berlin Marathon, der mittlerweile zwar auch mit einem Autohersteller im offiziellen Namen wirbt, wie wenig es dennoch schlussendlich braucht, um Menschen von Sportveranstaltungen zu begeistern: Das Einbeziehen jedes Leistungsniveaus, die Nahbarkeit der Athleten während des Rennens und ein angenehm abgespecktes Rahmenprogramm, dass die Bewunderung der sportlichen Leistungen und den Spaß an ebenjenen in den Mittelpunkt stellt.

Genau diesen heutzutage fast schon einzigartigen Charakter muss sich der Marathon von Berlin bewahren. Mehr braucht es nämlich manchmal gar nicht.

Louis Richter

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