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Während die Münchner ihre Aufholjagd feiern, zeigt sich Eisbäreb-Stürmer Sebastian Streu frustriert.

© dpa

Play-off-Finale in der Deutschen Eishockey Liga: Eisbären sind in München trotz des Fehlstarts kein Außenseiter

Der Wettbewerbsnachteil durch die Spielansetzung sollte am Sonntag verdaut sein. Die bisherige Saison spricht für die Berliner.

Es war nicht das erste Mal in dieser Saison, dass die Eisbären am Freitagabend mit dem 3:4 gegen Red Bull München nach einem 3:0 eine vermeintlich komfortable Führung noch verspielt haben. Am 2. Dezember etwa mussten sich die Berliner der Düsseldorfer EG mit 6:7 nach Verlängerung geschlagen geben, nachdem es zwischenzeitlich 4:1 gestanden hatte. Trainer Serge Aubin ging mit seiner Mannschaft anschließend hart ins Gericht.

Wenige Tage vor den Play-offs, am 27. März, setzte es eine derbe 3:6-Heimniederlage gegen die Straubing Tigers, weil die Eisbären nach einem 3:1-Zwischenstand gegen Ende völlig die Kontrolle entglitten war. Marcel Noebels sagte damals: „Wenn uns das in den Play-offs passiert wäre, wäre das bitter.“

Nun erlebten die Berliner im ersten Play-off-Finalspiel also genau ein Szenario, das Alpträume auslösen kann. In den fünf Minuten nach der Hälfte dieser Partie leisteten sich die Eisbären schwerwiegende Fehler, verließen sie ihre über Monate einstudierten Routinen. Was keineswegs dazu führte, dass Aubin an die Ehre appellierte oder eine Reaktion verlangte, sondern eher um Nachsicht bat. Er sagte: „Das ist Eishockey. Die Spieler sind menschliche Wesen, keine Roboter.“

Natürlich spielte der Kanadier dabei auf die recht ungewöhnliche Spielansetzung an. Erst am Tag zuvor hatten sich die Berliner nach einem fulminanten Auftritt und einem 3:0 gegen die Adler Mannheim fürs Finale qualifiziert. Diese Belastung als einen Nachteil zu werten, vermeiden Aubin und seine Spieler bewusst. Jonas Müller etwa meinte: „Ich glaube, dass alle fit waren. Wir waren von Anfang an bereit, Gas zu geben.“

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Ein geschockter Trainer

Aber es ist kaum davon auszugehen, dass die Eisbären sich derart hätten überfahren lassen im zweiten Drittel, wenn sie körperlich und geistig etwas frischer gewesen wären. Auch wenn Münchens Trainer Don Jackson euphorisch wirkte wie nur selten in seiner Berliner Vergangenheit: „Das war ein bemerkenswertes Comeback. Es war schon ein bisschen verrückt, ich bin immer noch etwas geschockt“, sagte der US-Amerikaner.

Profisportler:innen verweisen ja stets darauf, dass sie sich auf Dinge konzentrieren, die sie selbst beeinflussen können. Entsprechend richtet sich der Fokus ganz auf das zweite Duell am Sonntag in München (15.15 Uhr, Magenta und Servus TV). Wie schon seit vielen Tagen bestehen aufgrund der engen Taktung der Spiele keine Gelegenheiten mehr, auf dem Eis an den Defiziten zu arbeiten. Müller hält das auch nicht für nötig. „Die Saison war lange genug, dass wir wissen, wie wir spielen müssen. Noch mal aufs Eis zu gehen, würde ohnehin nichts bringen, denn um Taktik geht es jetzt nicht mehr viel.“

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Trotz dieses Fehlstarts, der den Druck natürlich erhöht, können sich die Eisbären auf Routinen verlassen, die sie bislang äußerst erfolgreich durch diese Saison getragen haben. Die Mentalität der Mannschaft hat in der Amtszeit Aubins ohnehin beeindruckende Formen angenommen. Im Gegensatz zu den Duellen in der Vor-Corona-Ära, als die Berliner stets Außenseiter waren und bis auf das Finale 2018 nie wirklich mithalten konnten, spricht in diesem Jahr vieles für die Eisbären. Einzig der Umweg, der aufgrund des Mannheimer Widerstands mit zwei zusätzlichen Spielen nötig war, hat die Ausgangslage verändert.

Allerdings ist davon auszugehen, dass der freie Samstag hilft, um diesen kleinen Wettbewerbsnachteil wettzumachen. Beim dritten Wiedersehen am Montagabend (19.30 Uhr) stehen beide Mannschaften dann vor den gleichen Schwierigkeiten. Um bestmöglich die Reserven zu schonen, reisen die Berliner nicht wie üblich am Sonntagabend mit der Bahn zurück in die Heimat, sondern sie steigen in eine Chartermaschine. Für das Wohlbefinden der Menschen an Bord wäre es äußerst hilfreich, wenn sie sich noch keine all zu großen Sorgen machen müssten, dass diese Eishockeysaison schon einen Tag später beendet sein könnte.

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