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Gemeinsam sind sie stark: Albas Saibou und die Fans von Alba Berlin

© Soeren Stache/dpa

Play-offs: Die Macht der Gewohnheit im Basketball

Die Play-off-Serie zwischen Alba Berlin und Oldenburg zeigt: Der Heimvorteil ist im Basketball von herausragender Bedeutung.

Henrik Rödl kennt es noch gut. Das Gefühl von Vertrautheit, ja sogar von Heimat, wenn man die eigene Halle betritt, ihren Geruch und ihre Farben wahrnimmt. Wenn man die vielen Fans wiedererkennt, von denen viele durch ein bestimmtes Detail auffallen. Durch einen besonders langen Bart etwa oder ein altes Trikot von Alba-Legende Wendell Alexis oder durch einen dicken, gelben Pullover, den sich der Fan noch im warmen Frühsommer überstreift. Spieler achten auf so etwas. „Diese Kleinigkeiten und das ganze Ambiente geben Sicherheit“, sagt Rödl. „In vertrauter Umgebung funktionieren Menschen einfach besser.“

Der amtierende Basketball-Bundestrainer ist für die Spieler von Alba Berlin selbst ein vertrautes Detail. Sein Trikot mit der Nummer 4 hängt bei jedem Alba-Heimspiel unter dem Hallendach. Rödl feierte mit dem Klub Ende der Neunziger bis Anfang der Nullerjahre sieben deutsche Meisterschaften.

Deswegen verfolgt der 49-Jährige die Play-off-Viertelfinalserie zwischen Alba und den Baskets Oldenburg sehr aufmerksam. Nachdem die Berliner am Dienstag in Oldenburg eine 85:97-Niederlage hinnehmen mussten, mündet diese in ein entscheidendes fünftes Spiel am heutigen Donnerstag in der Arena am Ostbahnhof (Beginn 19 Uhr).

Dabei hatten nach dem ersten Duell – die Berliner hatten Oldenburg geradezu überrollt – die ersten Beobachter schon die Augen verdreht, als Albas Trainer Aito Garcia Reneses davon gesprochen hatte, dass noch nichts entschieden und jedes Spiel komplett anders sei – ganz nach dem Motto: Die Höflichkeitsfloskeln kann er sich auch sparen. Drei Spiele später ist zu konstatieren: Der Spanier, 71 Jahre alt, hatte natürlich recht. Das liegt in erster Linie daran, dass es Alba genauso wie der Gegner bisher nicht hinbekommen hat, ein Auswärtsspiel zu gewinnen.

"Wir brauchen die Energie der Fans für unser Spiel"

Auch am Dienstag hatten sich die Berliner fest vorgenommen, mit mehr Intensität in dieses Spiel zu gehen als noch wenige Tage zuvor in Oldenburg. An mangelnder Intensität krankte das Spiel von Alba aber auch nicht. Vielmehr daran, dass kaum einer der Würfe aus der Distanz im Korb landete. 5 von 21 Dreipunktewürfen fanden den Weg ins Ziel (Oldenburg versenkte 17 von 32 Dreiern).

Anhand der frappierenden Unterschiede in der Wurfausbeute wie überhaupt in den Heim- und Auswärtsauftritten der beiden Teams soll an dieser Stelle festgehalten werden, dass der Basketballkorb in der Arena am Berliner Ostbahnhof genauso 3,05 Meter über dem Boden angebracht ist wie in der Halle in Oldenburg. Auch die Spielfeldmaße sind nahezu identisch. „Die Zuschauer sind es, die eine gewaltige Rolle spielen“, sagt Albas Klubheld Rödl. „Ihre Energie überträgt sich extrem auf das Team. Das ist im Basketball vielleicht ausgeprägter als in vielen anderen Sportarten.“

Besonders augenfällig ist dieser Effekt in Oldenburg. Die Halle dort ist viel kleiner als die hiesige Arena am Berliner Ostbahnhof. Ist die Oldenburger Halle wie am Dienstag mit 6000 Zuschauern ausverkauft, finden die Spieler ein Tollhaus vor. Die Zuschauer in Oldenburg hält nichts auf ihren Sitzen, sie stehen und schreien und machen Krach mit ihren Klatschpappen. „Die Fans in Oldenburg sind außergewöhnlich laut und sehr emotional“, sagte Albas Sportdirektor Himar Ojeda am Mittwoch. „Solche Heimfans können natürlich alles beeinflussen, die Mannschaft, oder auch die Referees.“ Ojeda klang am Tag vor dem vielleicht letzten Saisonspiel recht entspannt. Das hatte einen einfachen Grund. „Wir spielen jetzt zu Hause. Wir brauchen sie und ihre Energie für unser Spiel.“

Für die Berliner spricht dabei nicht nur der Heimvorteil, sondern auch die Statistik: Bereits zum fünften Mal stehen sich die beiden Mannschaften in Viertelfinalserien gegenüber. Bisher siegte jedes Mal Alba. Sollte das dieses Jahr wieder der Fall sein, träfe die Mannschaft um Trainer Reneses im Halbfinale auf Ludwigsburg. Die Baden-Württemberger setzten sich glatt mit 3:0 gegen Bayreuth durch.

Die Ludwigsburger haben Alba daher etwas Gewichtiges voraus in diesen Play-offs: Sie siegten in ungewohntem Umfeld.

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