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Ich geb’ euch gleich einen Korb. Die Bayern-Spieler um Steffen Hamann (mit Ball) hatten am Mittwoch in Berlin phasenweise leichtes Spiel und gewannen 79:73 bei Alba.

© Engler

Play-offs gegen Bayern: Alba geht die Kraft aus

Alba steht in den Play-offs vor dem Aus – weil die Berliner nach 62 Pflichtspielen erschöpfter wirken als der Gegner. Die Bayern hatten vor der Saison bewusst auf eine Teilnahme an der Eurochallenge verzichtet. Das scheint sich nun auszuzahlen.

Berlin - Boris Schmidt und seine Kollegen hatten es nicht einfach. In der ersten Hälfte warf Nihad Djedovic einen Ball nach den Schiedsrichtern, in der zweiten Je’Kel Foster. Die Basketballer von Alba Berlin brachten damit jedoch nicht ihr Missfallen über deren Leistung zum Ausdruck. Es waren einfach nur sehr peinliche Fehlpässe ins Seitenaus, wo die Referees eben stehen.

Nach der 73:79-Niederlage gegen Bayern München in eigener Halle vor 12 110 Zuschauern traf dann Marco Baldi die Schiedsrichter direkt. Deren Leistung im ersten Viertel sei „eine Schande für den deutschen Basketball gewesen“, schimpfte der Alba-Geschäftsführer. „Die Bayern haben noch nichts gewonnen und trotzdem schon einen Bonus.“ Sieben Fouls hatten Schmidt und Kollegen im Auftaktviertel gegen die Berliner gepfiffen, nur eines gegen Bayern. Die Schiedsrichter blieben ihrer Inkonsequenz treu und bestraften irgendwann auch die Münchner, aber am Ende gab es 38 Freiwürfe für Bayern und nur 17 für Alba. Dass sich die Berliner nach der zweiten Niederlage im zweiten Spiel der Play-off-Viertelfinalserie auf die – zugegeben unglücklich agierenden – Schiedsrichter einschossen, sagte aber einiges aus über die Stimmung im Angesicht des Ausscheidens. Baldi wütete, die Spieler brüteten stumm vor sich hin. „Ich bin enttäuscht“, sagte Spielmacher Dashaun Wood. „Unser Ziel muss es nun sein, am Sonntag in München zu gewinnen, um noch einmal zu Hause zu spielen und die Serie dort auszugleichen.“ Misslingt dieser Plan, ist die Saison für den Pokalsieger bereits vorbei.

Dabei hatten die Berliner, anders als bei der Auftaktniederlage, extrem aggressiv dagegengehalten, was auch die vielen Foulpfiffe erklärte; die konnte man nicht den Schiedsrichtern alleine zuschreiben. Doch nach der Halbzeitführung „sind wir wieder im dritten Viertel eingebrochen. Doch diesmal haben wir wenigstens gekämpft“, sagte Wood. 15 Sekunden vor Schluss hatten die Berliner den Rückstand sogar noch einmal auf zwei Punkte verkürzt und gingen doch mit hängenden Köpfen vom Feld. „Wir waren zu nervös, wollten zu viel erzwingen“, klagte Trainer Sasa Obradovic. Zu oft nahmen die Berliner hektisch Würfe, statt Spielzüge durchzulaufen. „In den Play-offs musst du Ruhe bewahren.“ Im ersten Spiel fehlte Alba die Leidenschaft, im zweiten die Abgeklärtheit. Wie sollen die Berliner das in Spiel drei unter einen Korb bekommen? „Das ist die magische Formel“, sagte Obradovic, mit anderen Worten: Er wusste es auch (noch) nicht.

Dabei sollten die Berliner eigentlich längst im Besitz dieser Zauberformel sein. Wenn der Euroleague-Spielplan im Frühjahr besonders eng war, betonten sie gerne, dass diese internationale Erfahrung der Mannschaft später helfen werde, um enge Situationen in den Play-offs zu überstehen. Und nun, wo Reife angebracht wäre, sind es die Bayern, die sie zeigen. Ein Team, das bewusst darauf verzichtet hat, in der (drittklassigen) Eurochallenge zu spielen. Die Bayern hatten die magische Formel, spielten aggressiv und ruhig zugleich, die Berliner wirkten irgendwann nur noch müde. Die Euroleague hat offenbar doch mehr geschadet als geholfen.

Erschütternd, wie schlecht das Zusammenspiel teils funktionierte bei einer Mannschaft, die 62 Pflichtspiele gemeinsam absolviert hat. „Wir hatten kaum Trainingszeit“, führt Wood an, „wir hatten nach dem Euroleague-Ende keine Zeit, durchzuschnaufen“, klagte Obradrovic. Bezeichnend war, dass bei den Berlinern mit Albert Miralles und Derrick Byars Spieler überzeugten, die zuletzt oft pausiert hatten. Byars war sogar Topscorer mit 18 Punkten. „Er war frisch, er hat uns überrascht“, sagte Bayern-Coach Svetislav Pesic. Alba wurde hingegen erneut von Münchens Spielmacher Tyrese Rice überrannt, ein Spieler internationaler Klasse, auch wenn er nur im nationalen Wettbewerb spielt. Erneut war er Topscorer mit21 Punkten. Ihm hingegen fehle „mit Zach Morley jetzt ein weiterer Spieler, der das Team führen sollte“, klagte Obradovic, der kaum glaubt, dass der Forward bis zum nächsten Spiel fit wird.

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