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Pokal-Pleite gegen Mainz: Schalke: Keine Leistung, keine Linie

Nach dem Pokal-Aus haben Trainer Rutten und Manager Müller bei Schalke 04 kaum noch Rückhalt. Müller kritisierte die Mannschaft - an sich selbst hat er jedoch keine Zweifel.

Rund eine halbe Stunde dauerte gestern früh das lockere Auslauftraining nach der Blamage. Doch damit hatten die Schalker Profis die 0:1-Niederlage beim Zweitligisten Mainz 05 noch lange nicht hinter sich gebracht. Präsident Josef Schnusenberg sah sich dazu veranlasst, Spielern und Trainerstab mit einer Kabinenansprache intensiv ins Gewissen zu reden. Das Ausscheiden aus dem letzten Wettbewerb neben der Bundesliga hat den FC Schalke 04 in eine tiefe Krise gestürzt.

Der leblose Auftritt der Profis am Mainzer Bruchweg hatte sogar dazu geführt, dass der sonst stets sehr spielernahe Manager Andreas Müller in einem Fernsehinterview von der Mannschaft abrückte. „Das ist zu wenig, wir haben vorne zu wenig Durchschlagskraft. Das tut alles sehr weh“, sagte Müller. Selbst für Kevin Kuranyi, den der Manager im vergangenen Jahr sogar nach dessen naiver Flucht von der Nationalmannschaft während eines Länderspiels in Dortmund auf kuriose Art und Weise unterstützt hatte, verweigerte er am Dienstagabend den Beistand. „Wir wissen, was wir an ihm haben, er ist unser bester Torschütze. Wir werden uns nach der Rückrunde zusammensetzen und dann mal sehen. Aber es gehören immer Zwei dazu“, gab der Manager indirekt zu verstehen, dass selbst er mittlerweile kaum noch Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit zu haben scheint. Vor einigen Wochen hatte er noch angekündigt, den Vertag mit Kuranyi vorzeitig verlängern zu wollen.

Die konsequente Fortsetzung des Misserfolgs ließ Andreas Müller allerdings keineswegs in Selbstzweifel verfallen. In eigener Sache ging er in die Offensive. „Mich nerven die Diskussionen nach einem verlorenen Spiel. Entweder man hat ein klares Bekenntnis zur sportlichen Führung, oder man hat keines. Alle im Verein haben die Pflicht, sich Gedanken zu machen. Dann muss man sagen, entweder machen wir mit Trainer und Manager weiter oder man zieht die Reißleine“, sagte Müller. Er forderte damit den Aufsichtsrat auf, eine Erklärung zur personellen Besetzung der sportlichen Leitung in der nahen Zukunft abzugeben.

Clemens Tönnies, Vorsitzender des Aufsichtsrates, wollte gegenüber dem Tagesspiegel der Forderung des Managers allerdings nicht entsprechen. „Wir im Aufsichtsrat werden uns in den nächsten Tagen genau überlegen, wie wir sportlich wieder auf die Leistungslinie kommen können“, sagte der Fleischfabrikant. Tönnies wollte den Wunsch Müllers nicht weiter kommentieren und vermied damit das Bekenntnis für die sportliche Führung. Denn noch vor einigen Wochen hatte Tönnies das Leistungsprinzip zum Maßstab für die Beurteilung von Manager und Trainer erhoben. „Die Arbeit wird am Erfolg bewertet“, sagte Tönnies Mitte Januar.

Auch Trainer Fred Rutten hat es seit Amtsbeginn im vergangenen Sommer nicht verstanden, der Mannschaft eine klare Kontur sowie eine Spielidee zu vermitteln, die den Fähigkeiten seiner Spieler am nächsten kommt. Nach dem Spiel in Mainz deutete der Holländer zwar an, „einen tiefen Schmerz“ zu verspüren, allerdings wirkte dieses Statement ähnlich leidenschaftslos wie die vorangegangenen 90 Minuten seiner Mannschaft.

Der blamable Auftritt in Mainz hatte zur Folge, dass Tönnies mehr als nur reine Enttäuschung verspürte: „Ich bin wirklich betroffen über diese Vorstellung.“ Er schloss aber kurzfristige Konsequenzen aus: „An diesem Wochenende wird es keine Entscheidungen darüber geben. Alles weitere will ich nicht kommentieren.“ Sicher ist so nur eines: Müller und Rutten werden zumindest auch im morgigen Heimspiel gegen den 1.FC Köln die Verantwortung bei Schalke 04 tragen.

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