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© dpa

Pokal Pleite: Hertha scheitert im Elfmeterschießen

Erst holt Hertha innerhalb von vier Minuten einen 0:2-Rückstand beim Zweitligisten TSV 1860 München noch auf, scheitert dann jedoch im Elfmeterschießen. Bereits in der zweiten Runde des DFB-Pokals ist Schluss für die Berliner, die damit noch tiefer in der Krise stecken.

Nach knapp einer Stunde wurden in der Allianz-Arena in München noch einmal Erinnerungen an die erfolgreiche Vorsaison von Hertha BSC wach. Von den Rängen erklang das Lied der Atzen, die Melodie zu den Berliner Meisterschaftsträumen vom Frühjahr: Hey, was geht ab. Doch es handelte sich um einen eindeutigen Fall von Produktpiraterie. Die Fans von 1860 München stimmten das Lied an, mit leicht abgewandeltem Text. Nicht: Wir holen die Meisterschaft, sondern: Wir machen die Hertha platt. Die Berliner sind in diesen Tagen eben ein dankbares Opfer. Nach fünf Niederlagen in der Bundesliga verloren sie gestern Abend auch in der zweiten Runde des DFB-Pokals. Nachdem sie einen 0:2-Rückstand aufgeholt hatten, unterlagen sie dem Dreizehnten der Zweiten Liga am Ende 3:6 nach Elfmeterschießen. Während alle Münchner Schützen verwandelten, traf für Hertha nur Waleri Domowtschiski; Gojko Kacar und Christoph Janker scheiterten.

Erst einmal aber war für Hertha alles wie gehabt. Das 1:0 der Münchner wirkte wie eine Pointe auf die vergangenen Wochen – es war ein Eigentor nach der ersten Ecke für die Sechziger. Sandro Kaiser hatte den Ball in Herthas Fünfmeterraum geschlagen, Torhüter Sascha Burchert ging einen Schritt aus seinem Tor, entschied sich dann aber aus unerfindlichen Gründen, einfach stehen zu bleiben. Der Ball prallte dem völlig überraschten Rasmus Bengtsson an den Oberschenkel und von dort ins Tor. Herthas Innenverteidiger hatte keine Chance zu reagieren.

Mit dem 0:1 war die Selbstsicherheit der Berliner wieder weg. Zehn Minuten lang hatten sie das Geschehen unter Kontrolle. Durch den Rückstand aber war die Geschäftsgrundlage entscheidend verändert. Kontrolle genügte jetzt nicht mehr, Hertha musste fortan das Spiel machen – und tat sich damit wie gehabt schwer. Nach vorne gelang nicht allzu viel, obwohl Trainer Lucien Favre seine Mannschaft in einem 4-3-3-System aufgeboten hatte. Patrick Ebert auf der linken Seite und Raffael auf der rechten unterstützten Adrian Ramos in der Mitte.

Es dauerte mehr als 20 Minuten, ehe es zum ersten Mal gefährlich wurde für den Zweitligisten. Nach einer guten Balleroberung nutzte Ebert mit einem schnellen Vorstoß die Unordnung in der Münchner Defensive. Anstatt blind in die Mitte zu flanken, legte er den Ball auf Ramos zurück, der leitete gleich weiter auf Cicero, doch dessen Torschuss aus nicht mal fünf Metern lenkte Gabor Kiraly mit einem Wahnsinnsreflex zur Ecke.

Es war zugleich das letzte Mal in der ersten Halbzeit, dass der Ungar eingreifen musste. Die Münchner hingegen hatten in der Nachspielzeit sogar noch die Chance zum 2:0. Nach mehreren vergeblichen Versuchen der Berliner, den Ball aus dem eigenen Strafraum zu schlagen, kam José Holebas an den Ball, dessen Schuss aber lenkte Burchert über die Latte.

Favre, nicht unbedingt ein Freund früher Auswechslungen, reagierte schon zur Pause. Lukasz Piszczek kam für Ebert, und Hertha begann mit mehr Druck. Doch noch ehe der Zweitligist zu ächzen begann, leistete sich Nemanja Pejcinovic im Mittelfeld einen verhängnisvollen Fehler. Der serbische Außenverteidiger konnte Kaiser nicht mehr folgen, dessen Zuspiel nahm Kenny Cooper kurz vor dem Strafraum mit rechts an, und noch ehe sein Gegenspieler Bengtsson reagieren konnte, jagte der Amerikaner den Ball mit links zum 2:0 in den Winkel.

Schon nach einer Stunde griff Favre zum letzten Mittel. Er schickte Gojko Kacar aufs Feld, der nach zweiwöchiger Verletzungspause und nur einmal mit der Mannschaft trainiert hatte. Und der Serbe brachte tatsächlich neuen Schwung: Kacar leitete den Konter ein, an dessen Ende Adrian Ramos mit seinem ersten Tor für Hertha das 1:2 erzielte. Vier Minuten später gelang den Berlinern der Ausgleich. Der ebenfalls eingewechselte Waleri Domowtschiski hob den Ball nach einer Flanke von Piszczek per Kopf über Kiraly hinweg zum 2:2 ins Tor und rettete seine Mannschaft damit in die Verlängerung.

Es war, als hätte Hertha mit einem Mal Zuversicht und Überzeugung wiedergefunden. Die Berliner spielten jetzt nur auf Sieg, sie bestimmten das Spiel, bedrängten den Zweitligisten, und allein Piszczek hätte alles klar machen können: Einmal scheiterte er an Kiraly, dann traf er den Pfosten. So musste das Elfmeterschießen entscheiden.

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