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Außenseiter mit Außenrist. Essen und Madeline Gier wollen überraschen.

©  Imago

Pokalfinale der Frauen: Die Zweite Klasse muckt auf

Der deutsche Frauenfußball ist immer noch eine Zwei-Klassen-Gesellschaft, hinter den Spitzenteams Potsdam, Wolfsburg und Frankfurt klafft eine große Lücke. Trotzdem glaubt die SGS Essen an eine Überraschung im Pokalfinale.

Für einen Klub, der als Ziel eine Platzierung zwischen Rang fünf und Rang acht angibt, ist ein Finale doppelt bedeutsam. In der Fußball-Bundesliga liegt die SGS Essen mit Rang sieben momentan im Soll, umso entspannter kann die Mannschaft am heutigen Samstag ins DFB-Pokalendspiel gegen den 1. FFC Frankfurt (16.30 Uhr, live in der ARD) gehen. Zumal die Essenerinnen nur wenig zu verlieren haben. „Auf dem Papier haben wir keine Chance, da treffen Welten aufeinander“, sagt SGS-Geschäftsführer Willi Wißing.

Der deutsche Frauenfußball ist immer noch eine Zwei-Klassen-Gesellschaft, hinter den Spitzenteams von Turbine Potsdam, dem VfL Wolfsburg und eben Frankfurt klafft eine große Lücke. Außenseitersiege im DFB-Pokal gab es seit langem keine, sieht man einmal vom Triumph des FC Bayern gegen Frankfurt 2012 ab. Allerdings kann man die Verhältnisse in München kaum mit denen in Essen vergleichen. Auch deshalb will man bei der SGS das heutige Finale „genießen“, wie Wißing sagt: „Wir sagen den Spielerinnen: Geht raus, habt Spaß – und gewinnt. Was sollen wir auch sonst sagen?“ Der Druck liegt klar bei den Frankfurterinnen, die zum 13. Mal im Endspiel stehen und den Pokal zum neunten Mal gewinnen wollen.

Trotz des Ungleichgewichts in Vereinsgeschichte und Kader glaubt Willi Wißing, dass seine Mannschaft eine Chance hat: „Wir haben gegen Frankfurt sehr, sehr gut ausgesehen in dieser Saison, in einem Spiel ist alles möglich.“ Das bewiesen die Essenerinnen bereits in der zweiten Hauptrunde, als sie Turbine Potsdam nach einem 0:2-Rückstand mit 3:2 ausschalteten. In Frankfurt erkämpfte sich Essen in der Bundesliga ein 1:1, im Rückspiel traf der hohe Favorit erst in der Nachspielzeit zum 2:1-Sieg.

Angesichts dieser beiden für den Rekordpokalsieger unangenehmen Erlebnisse glaubt SGS-Trainer Markus Högner, „dass Frankfurt uns ekelhaft und fies findet“. Um auch den Samstag für die Frankfurterinnen zu einem ekelhaften Nachmittag zu machen, reist Essen mit großer Unterstützung nach Köln. Wißing rechnet mit 2500 bis 3000 Fans, die meisten aus dem direkten Umfeld der Mannschaft und den Jugendteams des Klubs: „Die werden wie eine Wand gegen Frankfurt stehen.“ Dabei kann sich der vielversprechende SGS-Nachwuchs schon einmal auf künftige Endspiele vorbereiten, in Essens B-Jugend spielen sieben Nationalspielerinnen der U 16 und U 17.

Die Vorfreude auf das Endspiel könnte beim Außenseiter nur größer sein, wenn ein Sieg mit dem Einzug in den Europapokal verbunden wäre wie bei den Männern. „Das wäre ein Reiz gewesen“, sagt Wißing. „Es gibt in Europa nur vier bis sechs Mannschaften, die für uns nicht zu besiegen sind. Alle anderen sind schlagbar.“ Doch bei den Frauen gibt es eben nur die Champions League – und dafür qualifziert sich der Siebte der Bundesliga leider nicht.

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