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Sport: Pokalfinale der Frauen: Party bis zum Montag

20 Minuten nach dem Abpfiff waren die Fußballerinnen aus Flaesheim-Hillen immer noch nicht von der Tartanbahn im Olympiastadion zu kriegen. Sie rannten in die Kurve und winkten zu den Schalker Fans hinauf, die mit "Ruhrpott, Ruhrpott"-Gesängen antworteten.

20 Minuten nach dem Abpfiff waren die Fußballerinnen aus Flaesheim-Hillen immer noch nicht von der Tartanbahn im Olympiastadion zu kriegen. Sie rannten in die Kurve und winkten zu den Schalker Fans hinauf, die mit "Ruhrpott, Ruhrpott"-Gesängen antworteten. Wer erst jetzt ins Stadion kam, musste den Eindruck bekommen: Hier feiert der DFB-Pokalsieger. Dabei hatte Flaesheim 1:2 verloren, der Deutsche Meister 1. FFC Frankfurt hatte in einem mäßigen Spiel den dritten Erfolg hintereinander perfekt gemacht und zum zweiten Mal nach 1999 das Double geschafft, den Gewinn von Meisterschaft und Pokal.

Doch weil sich die Fans des 1. FC Union nicht mit denen aus Frankfurt verbündeten, die Schalker aber mit dem singenden Häuflein aus Flaesheim, dem Naherholungsgebiet von Gelsenkirchen, wurden die Verliererinnen mehr gefeiert als die Siegerinnen. Die waren vor allem eins: erleichtert. Sie waren klarer Favorit, spielten wie der Favorit - und lagen zur Pause doch 0:1 zurück. Chance um Chance vergaben die Frankfurterinnen, mal war Torhüterin Melanie Höfkes im Weg, mal der Innenpfosten, mal die vielbeinige Abwehr des Außenseiters, der nur auf seine Konterchance lauerte. In der 44. Minute war es so weit: Antje Meier, eine 19-jährige Schülerin, war auf der rechten Seite frei und ließ Marleen Wissink im Frankfurter Tor keine Chance.

"In der Halbzeitpause war mein Team am Boden zerstört, ich musste vor allem meine Torfrau aufbauen. Sie hatte im ganzen Spiel keinen Ball zu halten und dann das. Das war eine schlimme Situation für sie", sagte Frankfurts Trainerin Monika Staab. Doch der Traum der Flaesheimerinnen, die sich mit drei Siegen im Elffmeterschießen bis ins Finale gemogelt hatten, währte nur kurz. In der 48. Minute drückte Birgit Prinz den Ball nach Vorarbeit von Renate Lingor zum Ausgleich über die Linie. Eine Viertelstunde vor Schluss brachte erneut Lingor den Ball nach innen, diesmal zu Jennifer Meier - 2:1.

"Wir feiern bis Montag, dann ist das Treffen mit der Nationalmannschaft", kündigte Birgit Prinz an, "bis dahin sind alle wieder nüchtern." Einig waren sich beide Teams, dass Frankfurt verdient gewonnen hatte. Keine Einigkeit herrschte allerdings, was das Zustandekommen des 1:1 anging. "Renate Lingor hat die Torfrau getunnelt", sagt Prinz. "Daran kann ich mich nicht erinnern", gab Torhüterin Melanie Höfkes erstaunt zurück. Dafür konnte sie sich noch sehr genau daran erinnern, wie alles losging. "Es war grandios, ins Stadion einzulaufen. Ich hatte eine Gänsehaut." Und das, obwohl nur zwei winzige Häuflein dort sangen und winkten, als die Partie dreineinhalb Stunden vor dem Männer-Finale begann.

Frankfurt spielt nächste Saison im neu gegründeten Uefa-Cup, viele Spielerinnen haben schon Olympische Spiele oder Weltmeisterschaften erlebt. Für die meisten Flaesheimerinnen war das Finale gestern das größte Fußballereignis ihres Lebens. Ob da nicht die Freude dabei zu sein größer sei als die Trauer über die Niederlage, wollte ein Journalist von Spielführerin Katrin Lange wissen. "Nein, gar nicht", antwortete sie niedergeschlagen, "die Erwartungen waren sehr hoch, das war enttäuschend." Schließlich hatte sie selbst auf einer eigens aufgenommenen CD gesungen: "Niemand hält uns auf. Der Pott ist unser Ziel." Dennoch kündigte sie an: "Wir feiern trotzdem." Wenn schon nicht den Sieg, dann zumindest den Geburtstag von Melanie Höfkes, die gestern 23 wurde.

Helen Ruwald

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