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Sport: Pokalschlappen in der Fußgängerzone

RB Leipzig sucht im Pokal nach neuen Freunden

Leipzig - In der Liga läuft es nicht so richtig für RB Leipzig. Nach zehn Spieltagen liegt die sächsische Fußball-Dependance eines bekannten Brauseherstellers in der Regionalliga Nord trotz eines namhaften Kaders hinter Holstein Kiel nur auf Rang zwei. Zuletzt reichte es gegen die zweite Vertretung des FC St. Pauli lediglich zu einem 1:1. Anders im DFB-Pokal: In der ersten Runde warf das Team von Peter Pacult den Bundesligisten VfL Wolfsburg mit einem 3:2-Sieg raus. Heute soll, geht es nach den Planspielen der Marketingstrategen, gegen den FC Augsburg (19 Uhr/live bei Sky) der nächste Coup gelingen.

Im Marketing lässt RB Leipzig nichts unversucht. Vor dem Pokalspiel ließ der Verein in der Fußgängerzone 5000 Paar Badelatschen mit der Aufschrift „Offizielle Augsburger Pokalschlappe“ verteilen. „Sie waren innerhalb kürzester Zeit vergriffen“, erzählt Vereinssprecher Sharif Shoukry. Dazu wurden quer durch die Stadt Pappschilder mit dem Konterfei von Daniel Frahn, dem „Pokal-Shrek“, aufgestellt. Der Stürmer hatte Wolfsburg im Alleingang aus dem Pokal geschossen. Der örtliche Boulevard feierte die Aktion als „Gag“, die Stadtverwaltung hingegen ließ die Aufsteller wieder entfernen.

Bei den Leipziger Fans kommen die Guerillaaktionen gut an. Ihnen ist das Warten auf höherklassigen Fußball mit den Traditionsvereinen Lok und dem inzwischen untergegangenen FC Sachsen zu lange geworden. Nach anfänglicher Skepsis und trotz anhaltender Ablehnung durch viele Fans in Deutschland kommen inzwischen fast 6000 Zuschauer pro Heimspiel zum Retortenklub – damit führt RB Leipzig die Zuschauertabelle der Regionalliga Nord an. Für das Pokalspiel gegen Augsburg meldet der Verein, der Leipzig großen Fußball verspricht, aber neben den neun Red-Bull-Gesandten keine weiteren Mitglieder aufnimmt, bereits 20 000 verkaufte Tickets.

Vor der Saison wurde mit Pacult ein namhafter Trainer nach Leipzig gelotst, ihm unterstehen fast nur Spieler mit höherklassiger Erfahrung. Pekka Lagerblom und Timo Rost, beide langjährige Bundesligaprofis, sind derzeit nur zweite Wahl. Der Kader des Viertligisten ist zweitligareif, das Budget sowieso: In der letzten Saison, die statt RB Leipzig den Chemnitzer FC als Aufsteiger hervorbrachte, soll sich der Etat auf mehrere Millionen Euro belaufen haben. Weniger dürften es in diesem Jahr auch nicht sein. Bastian Pauly

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