zum Hauptinhalt

Polen: "Wir alle haben Tränen in den Augen"

Auch in Polen ist die Euphorie nach dem Finaleinzug bei der Handball-WM riesig - zumal das Land noch nie zuvor in einem WM-Endkampf stand.

Warschau - "Es gibt eine wunderbare Nachricht." Eine strahlende blonde Sprecherin bereitete die Zuschauer des polnischen Fernsehsenders TVN 24 gleich zu Beginn der Spätnachrichten auf die frohe Botschaft vor: "Wir sind im Finale." Und auch die Zeitung "Rzeczpospolita" gibt sich überschwänglich: "Zum ersten Mal in der Geschichte ist Polen im Endspiel einer Handball-Weltmeisterschaft. Wir alle haben Tränen in den Augen." Auf ein Wechselbad der Gefühle weist "Gazeta Wyborcza" hin: "Das Spiel war ein Horror", wird den Lesern auf der Titelseite vermittelt.

Ganz Polen feiert am Tag danach seine Handball-Helden, die weiß-roten Jubelchöre aus Hamburg spiegeln die Stimmung im Land wider. Seit Tagen sind die Erfolge der polnischen Spieler bei der WM in Deutschland das beherrschende Thema. Und ein wenig Genugtuung ist auch im Spiel, denn die Handballer wetzen die Scharte der Fußballer aus: Das unrühmliche Abschneiden der Polen bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland hatte an Weichsel und Oder eine Art Nationaltrauer ausgelöst - nun sind die Polen in Handball-Euphorie vereint.

Deutlich mehr als erwartet

Das Finale - das ist deutlich mehr, als die meisten Polen erwartet haben. Die teils dramatischen Spiele und knappen Siege tragen zum Stolz auf die Nationalmannschaft bei, die auch bei starken Gegnern nicht aufgegeben hat und im Halbfinale gegen Dänemark trotz Magengrippe bei sechs Spielern noch die Kraft fand, in zwei Verlängerungen und bei Nervenanspannung bis zur letzten Minute das Match für sich zu entscheiden.

Vor allem im südostpolnischen Sandomierz wird bei jedem Spiel des polnischen Teams kräftig mitgefiebert. In der Heimatstadt von Karol Bielecki, der in der dramatischen Vorschlussrundenpartie gegen Dänemark in der letzten Minute der regulären Spielzeit den Ausgleich schaffte und die Verlängerung ermöglichte, ist der 25-Jährige des deutschen Bundesligisten SC Magdeburg eine Kultfigur.

"Unser Kola ist der größte Star der WM" - Karol Bieleckis Freunde sind total stolz auf ihr Idol. "Nach jedem Spiel ruft er an und fragt, wie er gespielt hat und was er besser machen kann", berichtete seine Mutter Zdzislawa Bielecka der Zeitung "Super Express". Und Frau Bielecka ergänzte: "Was soll ich da sagen? Weiter so." (tso/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false