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Sport: Portugal kommt im Turnier an

Mit einem 2:0-Erfolg über Russland rehabilitiert sich der EM-Gastgeber für sein misslungenes Auftaktspiel

Wenn Torhüter in einem Fußballspiel ihren Strafraum verlassen, dann muss etwas Außergewöhnliches passieren. Am Mittwochabend in Lissabon geschahen viele außergewöhnliche Dinge – und die Torhüter von EM-Gastgeber Portugal und Russland verließen in einem unterhaltsamen, aber nicht hochklassigen Spiel mehrmals ihre Arbeitsplätze. Unter dem Jubel von 65 000 Zuschauern gewann Portugal sein zweites Spiel der Europameisterschaft mit 2:0 (1:0) und wahrte damit nach der überraschenden Auftaktniederlage gegen Griechenland seine Chancen auf den Einzug ins Achtelfinale. Die Mittelfeldspieler Maniche und Rui Costa erzielten die Tore. Die Russen, die die zweite Halbzeit mit einem Mann weniger auskommen mussten, sind dagegen als erste Mannschaft aus dem Turnier ausgeschieden.

Bereits in der siebten Minute hielt es Portugals Torwart Ricardo nicht mehr zwischen seinen Pfosten. Wie entfesselt stürmte er aus seinem Strafraum quer über das ganze Spielfeld, um seine Mannschaftskollegen zu bejubeln. Maniche hatte gerade zum Führungstor getroffen. Zuvor hatte sich Mittelfeldregisseur Deco auf der rechten Angriffsseite durchgesetzt und zu Maniche ins Zentrum gepasst. Der nahm den Ball im russischen Strafraum kurz an und schoss ihn flach aus zehn Metern ins Netz. Im eigentlich ausverkauften Stadion, das dennoch einige unbesetzte Zuschauerränge aufwies, rollte fortan La Ola.

Kurz vor dem Halbzeitpfiff erhoben sich die Zuschauer erneut von den Sitzen. Wieder erregte eine außergewöhnliche Szene die Gemüter, und wieder verließ ein Torhüter den Strafraum – diesmal allerdings nicht freiwillig. Russlands Schlussmann Sergej Owtschinnikow musste seinen Platz räumen, nachdem ihm der norwegische Schiedsrichter Terje Hauge die Rote Karte gezeigt hatte. Zuvor war Owtschinnikow aus dem Strafraum gestürmt, um den auf ihn zurennenden Pauleta aufzuhalten. Außerhalb des Strafraums grätschte er mit den Beinen nach dem Ball, stoppte ihn, fiel dann aber mit einer Hand auf das Spielgerät. Der Unparteiische entschied auf absichtliches Handspiel – und verwies den Torhüter des Feldes. Eine umstrittene Entscheidung.

Trotz des Vorteils, eine Halbzeit gegen ein Team von neun Feldspielern und den russischen Ersatztorwart Wjatscheslaw Malafejew zu spielen, hatten sich die Portugiesen ihren Erfolg auch verdient. Von Anfang an bemühten sie sich um Schnelligkeit und Aggressivität in jedem Zweikampf und erkämpften sich eine optische Überlegenheit. Spielmacher Deco schickten immer wieder lange Pässe in die Sturmspitze, Figo machte an den Außenbahnen Druck. Vor allem Deco, der den FC Porto zum Gewinn der Champions League geführt hatte, gab dem Spiel seiner Mannschaft Halt. Portugals Trainer Luiz Felipe Scolari, der sein Heimatland Brasilien 2002 zum fünften WM-Titel geführt hatte, hatte den gebürtigen Brasilianer Deco trotz zuvor geäußerter Bedenken aufgestellt und damit den im Auftaktspiel enttäuschenden Rui Costa vom AC Mailand ersetzt. Die Zuspiele von Figo kamen dagegen nicht immer bei den Mitspielern an. Immerhin konnte sich der Star aber eine exzellente Einschusschance erarbeiten, die er allerdings nicht nutzte. Nach einer gute Stunde Spielzeit traf er aus Nahdistanz nur den Pfosten, den Nachschuss setzte Deco über das Tor.

Die Russen, die bereits den Spaniern unterlegen waren, hatten in der zweiten Spielzeit wenige gute Möglichkeiten. Immerhin kämpften sie bis zum Schluss um den Ausgleich. Eine Minute vor dem Abpfiff musste allerdings Ersatztorhüter Malafejew, der erst sein drittes Länderspiel absolvierte, noch einen Treffer durch Rui Costa hinnehmen. Aus seinem Strafraum traute sich Russlands Schlussmann nicht mehr heraus.

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