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Sport: Position: Stimmungskanone

Rudi Völler nominiert Christian Ziege für die EM

Winden - Ein Hauch von Yokohama zieht durchs Elztal. Die Bewohner der Schwarzwald-Gemeinde Winden sind in heller Erregung, seitdem oben am Berg die Fußball-Nationalmannschaft, der Vizeweltmeister, Quartier bezogen hat. Unten im Ort, wo gerade der Kiosk für die Mittagspause abgeschlossen wird, raunt ein Windener dem anderen zu: „Hascht g’heert, der Ziege kommt!“ Vor wenigen Minuten hat Teamchef Rudi Völler verkündet, dass „Christian Ziege zur Mannschaft stoßen wird“. Christian Rahn vom Hamburger SV wird das Trainingslager verlassen, weil er angeschlagen ist.

Ziege für Rahn also. Wenn man der Entscheidung etwas Gutes abgewinnen mag, dann, dass Völler eine Überraschung gelungen ist. Zieges letztes Länderspiel war das WM-Finale in Yokohama vor zwei Jahren. Niemand rechnete ernsthaft damit, dass der 32-Jährige noch mal das Nationaltrikot überstreifen würde. Wegen einer komplizierten Muskelverletzung hatte Ziege mehrere Monate aussetzen müssen. Für seinen Verein Tottenham Hotspur stand er 2003 ganze 60 Minuten auf dem Rasen. In diesem Jahr waren es nur drei komplette Spiele.

Für Völler ist das kein Grund, an Zieges „fußballerischen Qualitäten zu zweifeln“. Zudem habe ihm der Spieler versichert, „dass er brennt, dabei zu sein“. Das mag mehrere Gründe haben. Ziege hat sich in der Nationalelf immer sehr wohl gefühlt. Er muss sich aber auch bei neuen Arbeitgebern ins Gespräch bringen. Bei den Spurs ist sein Vertrag ausgelaufen. Völler gibt andere Gründe an. Er habe das Gefühl, dass Ziege mit seiner Erfahrung dem jungen Team helfen könne. „Durch seine positive Art kann er bei einem so langen Turnier die anderen mitreißen.“ Das habe er in Asien gemerkt.

Doch was, wenn Ziege merkt, dass er nur als Stimmungskanone mitgenommen wurde? Vor vier Jahren bei der EM in Belgien und Holland gehörte er zu den Spielern, die den Teamchef Erich Ribbeck aus dem Amt jagen wollten. Eine Revolte befüchtet Völler nicht, im Gegenteil: „Die Mannschaft ist mir einen Tick zu ruhig“, sagt er. Ziege habe stets ein „lockeres Wort auf den Lippen“ und könne den anderen helfen. „Und wenn es sein muss, kann ich ihn auch bringen“, sagt Völler. Wenn die deutsche Elf heute in Freiburg auf Malta trifft, wird Ziege zumindest auf der Bank Platz nehmen. Vielleicht kommt er auch zum Einsatz. Es geht ja noch um nichts.

Heute im Fernsehen:

Deutschland - Malta,

live in der ARD.

SPIELBEGINN 20.30 Uhr

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