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Dresdens Mickaël Poté wird im DFB-Pokal von Chemnitzer Zuschauern rassistisch beleidigt.

© dapd

Poté rassistisch beleidigt: Geistreich gegen Geistlose

Es gibt keinen allgemeinen Handlungskatalog für den Umgang mit dem Strafbestand Rassismus. Doch selten fällt er so großartig aus wie am Montagabend in Chemnitz, meint Sven Goldmann in seinem Kommentar.

Es erscheint eher nicht ratsam, vor einer Horde brauner Dumpfbacken in der S-Bahn auf- und abzuspringen, und auch auf einem Dorfsportplatz in der Anonymität der Provinz ist keineswegs zur Nachahmung empfohlen, was Mickaël Poté am späten Montagabend zur Aufführung gebracht hat. Es gibt keinen allgemeinen Handlungskatalog für den Umgang mit dem Strafbestand Rassismus. Jede Herausforderung erfordert ihre eigene Antwort.

Selten fällt sie so großartig aus wie am Montagabend in Chemnitz.

Der Fußballspieler Mickaël Poté ist beim Pokalspiel seines Klubs Dynamo Dresden rassistisch beleidigt worden. Mit den altbekannten Affenlauten, die fernab des von Fernsehkameras ausgeleuchteten Profifußballs schon als Folklore durchgehen. In der S-Bahn und auf dem Dorfsportplatz. Das schleichende Gift des alltäglichen Rassismus, es wirkt auch durch Abstumpfung.

Doch Rassismus darf nie zum Alltag werden, und er darf auch nicht verharmlost werden als Ventil für die Irregeleiteten, Dummen oder schwer Alkoholisierten. Rassismus ist ein Verbrechen. Mickaël Poté hat den öffentlichen Raum zur Bühne seiner Abrechnung genutzt. Er hat nichts ignoriert und damit auch nichts ungewollt verharmlost. Sondern seinen Schmerz zum Ausdruck gebracht und zugleich die Dumpfbacken in der Kurve der Lächerlichkeit preisgegeben.

Empfiehlt sich Mickaël Potés geistreiche Provokation gegen die Geistlosen zur Nachahmung? Unbedingt! Bis es irgendwann auch der Letzte in der S-Bahn oder auf dem Dorfsportplatz kapiert hat.

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