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Pressekonferenz: Ronaldinho lernt Deutsch

Die erste Pressekonferenz von Superstar Ronaldinho bei der WM in Deutschland geriet in Königstein zu einem Medienereignis.

Königstein - Ein babylonisches Sprachengewirr, ein stiller Kampf um das Mikrofon und am Schluss ein paar Scherben: Am ruhigsten blieb dabei der brasilianische «Weltfußballer» selbst. Freundlich, fast etwas erschrocken blickt Ronaldinho den Fragestellern in die Augen und antwortet leise - abwechselnd auf Portugiesisch, Spanisch und Französisch. Die englischen Fragen lässt er sich übersetzen. Ob er denn schon ein paar Worte Deutsch gelernt hat? «Das ist kompliziert», antwortet er auf Spanisch und lächelt dann: «Wie geht's? Wunderbar ...»

Die derzeitige Weltsprache Nummer eins beherrscht der 26-Jährige vom FC Barcelona am besten: den Fußball. «Ich lerne gerne Sprachen», sagte Ronaldinho, der seit seiner Zeit bei Paris St. Germain auch Französisch kann, «aber Deutsch unterscheidet sich schon sehr von meiner Sprache. Dafür brauche ich ein bisschen mehr Zeit.» Mit einem «Dankeschön» bedankte sich ein Journalist für die Antwort. «Bitte», sagte Ronaldinho.

Freundliche Worte für die deutsche Mannschaft

So spektakulär seine Aktionen auf dem Platz sind, so bescheiden ist sein Auftreten vor den Kameras: keine Show, keine Sperenzchen, keine Eitelkeiten. Und natürlich hat Ronaldinho auch ein paar freundliche Worte für die deutsche Mannschaft übrig: «Sie hat alle Voraussetzungen, etwas Großes zu erreichen», sagt er. «Die Spieler sind körperlich sehr stark, sie kämpfen 90 Minuten und geben nie auf. Und sie verlieren nie ihr Ziel aus den Augen.»

Da der Andrang an Journalisten so groß ist, wird die Pressekonferenz in zwei Akte aufgeteilt - einen für die internationale Presse, einen für die brasilianische. Ob er sich Sorgen um Ronaldo mache? «Nein», sagt Ronaldinho und lächelt in die Stille hinein - bis auch alle Medienvertreter lachen. In der zweiten Runde wird er schon konkreter: «Das einzige, was ich ihm empfehle, ist: Er soll sich unterhalten, er soll das machen, was ihm am meisten gefällt - und mit der größten Freude.»

Im Hotel Kempinski Falkenstein sowie auf der Sportanlage in Königstein sind Ronaldinho und Co. streng abgeschirmt und fahren nur im geschlossenen Bus an ihren kreischenden Anhängern vorbei. «Mir fehlt auch der Kontakt zum Publikum, ich würde ebenfalls gerne mehr mit den Fans zusammen sein», sagte Ronaldinho. Dann blickt er in Dutzende von Kameras vor sich und zuckt mit den Achseln: «Aber ich weiß nicht, wie man das machen soll.»

Ronaldinho als Comic-Held

Die letzte Frage an Ronaldinho? «Bitte die Antwort auf Chinesisch und Russisch», sagt einer. Ronaldinho spricht grinsend auf Portugiesisch. Die Organisatoren haben alle Mühe, das herumwandernde Mikrofon immer wieder zurückzubekommen. Am Ende, als eine Kiste mit Comic-Heften verteilt wird, geht noch ein Glas zu Bruch. Auf der ersten Seite des Bändchens wird ein kleiner Junge von seinen jubelnden Kumpels auf den Schultern vom Platz getragen. Er hat Hasenzähne, trägt einen Zopf, ein gelbes T-Shirt und eine goldene Kette mit einem «R»-Anhänger. Comic-, Kultfigur und Wunderkicker zugleich war noch niemand. (Von Ulrike John und Diana Renée, dpa)

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