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Primera División: FC Barcelona im freien Fall

Nach dem blamablen Pokal-K.o. hat der entthronte Champions-League-Sieger FC Barcelona nun auch noch die Tabellenführung in der spanischen Fußball-Meisterschaft verspielt. Real Madrid ist erstmals wieder "Spitze".

Madrid - Die Katalanen schafften im heimischen Camp-Nou-Stadion gegen den Abstiegskandidaten Betis Sevilla nur ein 1:1 und wurden vom Erzrivalen Real Madrid von der Spitze verdrängt. Die "Königlichen", die am Vorabend Espanyol Barcelona mit 4:3 besiegt hatten, eroberten damit erstmals seit 19 Monaten wieder den Spitzenplatz in der Primera División.

"Barça hisst die weiße Flagge", titelte die Zeitung "El País" am Montag. Nach der 0:4-Pleite und dem Pokal-Aus beim Provinzclub FC Getafe könnten die Blau-Roten binnen vier Tagen den zweiten Titel verspielt haben. Zwar weist Barcelona die um 13 Treffer bessere Tordifferenz auf, doch wegen des gewonnenen direkten Vergleichs - der am Saisonende bei Punktgleichheit zum Tragen kommt - führt Real die spanische Meisterschaft praktisch schon vor Barcelona (je 66 Zähler) an und kann aus eigener Kraft seinen 30. Titelgewinn perfekt machen.

Dabei wollten die in ihrem Stolz tief getroffenen Katalanen gegen das Team von DFB-Auswahlspieler David Odonkor Wiedergutmachung leisten. Mit einem frühen Elfmeter-Tor durch Ronaldinho (5. Minute) erwischten sie auch einen guten Start. Für den Weltstar bedeutete das Tor einen doppelten Grund zur Freude: Der Brasilianer beendete eine Durststrecke von zweieinhalb Monaten ohne Torerfolg, zugleich stellte er mit seinem Treffer Nummer 18 einen neuen persönlichen Saisonrekord auf. Die Führung gab Barça jedoch keine Sicherheit, das Team verschenkte viele Torchancen. Ronaldinho trat kaum noch in Erscheinung, so dass Trainer Frank Rijkaard ihn sogar auswechselte.

Ende der Ära von Ronaldinho & Co.?

"Ronaldinho ist nicht einmal mehr ein Schatten seiner selbst", meinte das Sportblatt "As". "Es war so, als hätte er gar nicht auf dem Platz gestanden." Um Lionel Messi war es kaum besser bestellt. An dem argentinischen Jungstar zeigte sich, wie weit die Verunsicherung bei Barça um sich gegriffen hat. In der Schlussminute kassierten die Katalanen durch Rafael Sobis den Ausgleich. Manche Kommentatoren sehen das Ende der Ära von Ronaldinho & Co. gekommen und meinen, dass der FC Barcelona nach zwei Meistertiteln und dem Gewinn der Champions League vor einem Neuaufbau steht.

Bei Real dagegen herrscht Euphorie, als hätte der Rekordmeister vier Spieltage vor Saisonende den Titel schon sicher. Die Real-Profis schickten sich gegenseitig SMS zu, dass ihre Handys fast glühten: "Die Liga gehört uns", "den Titel lassen wir uns nicht mehr nehmen" und "Barcelona ist am Ende" schrieben die Kicker überschwänglich.

Dabei hatten die "Königlichen" vor gut zwei Monaten fast alle Titelhoffnungen aufgegeben und ihren Trainer Fabio Capello beinahe entlassen. Nun wurden sie zu "Last-Minute-Siegern". Reals Siegtor zum 4:3 über Espanyol fiel ebenso in der Schlussminute wie der Ausgleich für Betis in Barcelona. Wären die Spiele am Wochenende nach 89 Minuten abgepfiffen worden, stünde Barça noch an der Tabellenspitze und Real wäre hinter dem FC Sevilla nur Dritter. (Von Hubert Kahl, dpa)

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