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Primera Division: Barca verschönert sich

Der FC Barcelona begeistert mit ästhetischem Fußball - und holt sich zu Recht den Meistertitel noch vor Saisonende.

Die Party fand ohne die Protagonisten statt. Pep Guardiola und seine Spieler verfolgten jeweils vor den heimischem Fernsehern, wie der Tabellensiebte Villarreal sie im 300 Kilometer entfernten El Madrigal-Stadion vorzeitig zum Spanischen Meister machte. Villarreal besiegte Real Madrid mit 3:2. Dadurch beträgt der Rückstand von Madrid auf den FC Barcelona zwei Spieltage vor Saisonende acht Punkte. Trainer und Spieler nahmen per Handy die Glückwünsche ihres Präsidenten entgegen.

Man hätte es diesem FC Barcelona gewünscht, den 19. Liga-Sieg im eigenen Stadion zu erleben, um das Team etwas von der Euphorie erleben zu lassen, die es seit Monaten auslöst. Selten machte das Zuschauen so viel Spaß wie in der ersten Saison Guardiolas. Der jüngste Trainer der Barça-Geschichte erfand tausendundeine Möglichkeiten, den Ball in immer wieder neuen Kombinationen übers Spielfeld treiben zu lassen. Er ließ Platz für Solo-Virtuosen und stärkte zugleich das Ensemble, verband Anmut mit Arbeitswut. Sensationelle 103 Tore erzielte das Team und hat gute Chancen, bis Saisonende den bisherigen von Real Madrid gehaltenen Rekord (107 Tore) zu brechen.

In Barcelona sorgt diese Spielkultur seit Wochen für Ekstase: Zuerst nach dem sensationellen 6:2 bei Real Madrid, dann nach dem Einzug ins Champions-League-Finale, am Mittwoch nach dem Gewinn des Königspokals gegen Athletic Bilbao, dem ersten Titel der Saison, und nun beim verdienten Liga-Sieg. 40 000 Menschen feierten Samstagnacht; wie schon beim Cup-Sieg kam es auch diesmal am Rande zu Krawallen, bei denen 51 Menschen leicht verletzt und 65 Randalierer festgenommen wurden.

Es gehört zu den Besonderheiten katalanischer Jubelfeiern, dass die „Campeones“-Rufe immer wieder von Sprechchören wie „Madrid, du Pfeife, grüß den Champion!“ und „Madrid brennt“ übertönt werden. Ohne scheele Seitenblicke auf den Rivalen geht es einfach nicht; es ist die Fanfolklore des ewigen Zweiten. Dabei hat man das mittlerweile nun wirklich nicht mehr nötig: In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat der Verein 15 Pokale erkämpft, das sind zwei mehr als Real Madrid im gleichen Zeitraum. Zum besten spanischen Klub macht den FC Barcelona aber vor allem seine Jugendarbeit; eines der vielen Themen, die Real seit Jahren vernachlässigt. Im aktuellen Kader verlaufen die Traditionslinien von Johann Cruyff über Pep Guardiola bis zu Xavi Hernández. Dazu kommen Stars, Strategie-Training und das psychologische Geschick des Coachs. „Ich will, dass meine Spieler glücklich sind“, sagte Guardiola einmal. Nach ihrer Spielweise zu urteilen, sind sie es. Und mit einem Sieg in der Champions League wäre auch das Glück ihrer Anhänger perfekt.

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