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© dpa

Primera Division: Profiliga hat keine Lust mehr auf das Spiel der Woche

Spaniens Liga kämpft verbissen gegen ein Gesetz, das eine Partie im öffentlichen Fernsehen garantiert. An der spanischen Regierung prallen die Argumente der Profiliga bisher ab.

Berlin - Die Treffen haben Tradition. Jeden Samstagabend kommen Freunde und Verwandte im Haus von Juan Domenech zusammen, um gemeinsam Fußball zu schauen. Dann wird gekocht, getrunken und ab zehn Uhr eine Begegnung der Primera Division verfolgt. Das „Spiel der Woche“ ist für Domenech und seine Freunde die einzige Möglichkeit, daheim ein Spiel der ersten spanischen Liga live anzusehen. Alle anderen Partien laufen nur im Bezahlfernsehen, und das kann sich Domenech wie viele Spanier nicht leisten.

Am kommenden Samstag wird Domenechs Wohnzimmer wieder voll sein. „Dann feiern wir noch mal extra“, sagt der 33 Jahre alte Fußballfan aus Valencia. Domenechs Freude hat einen Grund: Bis gestern hatte es nämlich noch so ausgesehen, als wenn es an diesem Wochenende keine Spiele in Spaniens erster und zweiter Liga geben würde. Die Profiliga LFP hatte mit einem Boykott gedroht, doch am Mittwoch entschied ein Madrider Gericht, dass gespielt werden muss. Damit gab das Gericht dem Antrag von sechs Erstligisten statt, die sich gegen einen Boykott ausgesprochen und den Beschluss der LFP angefochten hatten.

Die Gerichtsentscheidung ist der vorläufige Höhepunkt in einem seit Monaten schwelenden Streit zwischen der Profiliga und der spanischen Regierung. In Spanien gibt es ein Gesetz, welches besagt, dass ein Spiel der ersten Liga pro Spieltag im frei empfangbaren Fernsehen laufen muss. Der LFP, Spaniens Pendant zur Deutschen Fußball-Liga (DFL), ist diese Bestimmung längst zum Ärgernis geworden. Mehrmals hatte die Liga in den vergangenen Monaten mit einem Boykott gedroht, am Ende entschied man sich in letzter Minute immer gegen eine Spielpause.

Dieses Mal war die LFP jedoch fest entschlossen, den Spielbetrieb ruhen zu lassen. Der Dachverband der Profivereine möchte die ohnehin schon üppigen TV-Einnahmen von 620 Millionen Euro pro Jahr weiter vergrößern. Von bis zu 800 Millionen Euro ist die Rede, sollte die Begegnung im öffentlichen Fernsehen abgeschafft werden. Zum Vergleich: Die Bundesliga generiert lediglich um die 400 Millionen Euro aus der nationalen Fernsehvermarktung. „Durch das ‚Spiel der Woche‘ geht uns eine Menge Geld verloren“, sagt Robert Pongracz von der LFP. „Da ist es doch nur normal, dass wir dieses Gesetz kippen wollen.“

Dass die LFP per Gesetz dazu verpflichtet ist, ein Spiel im öffentlichen Fernsehen anzubieten, stößt bei Pongracz auf Unverständnis. „So eine Regel gibt es in keinem anderen europäischen Land. Weder in England noch in Italien oder in Deutschland können die Fans ein Spiel pro Spieltag gratis sehen.“

An der spanischen Regierung prallen die Argumente der Profiliga bisher ab. Im kommenden Jahr finden in dem südeuropäischen Land Wahlen statt, die Abschaffung der Liveübertragung würde die Regierung von Ministerpräsident Zapatero wohl viele Sympathien kosten. Seit Monaten kam es im Hintergrund immer wieder zu Gesprächen zwischen der Liga und Regierungsvertretern, jedoch ohne Ergebnis. Trotz des geplatzten Boykotts will die LFP nicht von ihrer Forderung zur Abschaffung der „Gratispartie“ abrücken. „Wir werden auch in Zukunft daran festhalten“, sagt Robert Pongracz. „Der Boykottversuch war erst der Anfang.“

Es sieht so aus, als wäre es nur eine Frage der Zeit, wann sich Juan Domenech und seine Freunde zum letzten Mal treffen können, um ein Spiel im frei empfangbaren Fernsehen zu verfolgen.

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