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Pro & Contra: Soll es wieder eine Relegation geben?

In der Bundesliga soll ab 2009 wieder in Relegationsspielen um den Auf- oder Abstieg gekämpft werden. Freuen wir uns über spannende K.o.-Spiele oder fürchten wir, dass Fußball zur Lotterie verkommt? Zwei Meinungen.

Pro

Wo das alles im schlimmsten Falle einmal hinführen könnte, ist in Holland zu beobachten: Da gibt es eine Saison mit 34 Spieltagen und 306 Spielen – und an deren Ende stehen gerade mal zwei Entscheidungen: dass der Erste Meister ist und der Letzte absteigt. Alles andere wird in einer postsaisonalen Play-off-Runde ausgespielt. Im Vergleich dazu nimmt sich die Idee der Deutschen Fußball-Liga, einen Absteiger per Relegation zu bestimmen, sehr zurückhaltend aus. Wenn dies so bleibt, ist das eine gute Entscheidung.

Natürlich käme die Einführung einer Relegationsrunde in erster Linie den Stärkeren zugute. Wer eigentlich schon abgestiegen ist, erhält noch eine zweite Chance – und in der Regel nutzen die Bundesligisten diese auch: Beim ersten Versuch (von 1982 bis 1991) konnten sich in zehn Jahren nur zweimal die Zweitligisten durchsetzen. Die Zahl der Absteiger wird also de facto von drei auf zwei reduziert. Aber wer erinnert sich nicht an das Duell zwischen Fortuna Köln und Borussia Dortmund im Jahr 1986, als Jürgen Wegmann in letzter Minute für den Bundesligisten traf und Dortmund in ein drittes Spiel rettete? Der moderne Fußball hat nicht nur den Libero auf dem Gewissen, er hat auch die K.-o.- Spiele weitgehend ausgerottet. Die Relegation wäre zumindest eine kleine Form der Wiedergutmachung. Von Stefan Hermanns

Contra

Fußball ist kein Würfelspiel. Glück darf da nur eine untergeordnete Rolle spielen. Auf das Können kommt es an. Wenn jetzt wieder die Relegation eingeführt wird, der Drittletzte der Bundesliga sich mit dem Dritten der Zweiten Liga bekriegen muss, wird dem Zufall das Tor geöffnet. Wer in eine Bundesliga-Saison geht, muss von vornherein wissen, was ihm am Ende blüht: Platz 16 und tiefer – daraus folgt unweigerlich: der Abstieg! Solche Pein zu vermeiden, dazu hat jeder Verein 34 Spiele Zeit. Die Tabelle am Saisonende spiegelt also meist das echte Leistungsverhältnis in einer Liga wider. Warum soll das geändert werden?

Ein Beispiel: Da verletzt sich der teuer gekaufte Torjäger eines Abstiegskandidaten nach vier Spieltagen schwer und fällt wochenlang aus. Der Schaden ließe sich über die Distanz von 34 Spielen beheben. Fehlt dieser Mann aber in den zwei entscheidenden Relegationsspielen, könnte das eine irreparable Schwächung der Mannschaft bedeuten, das wahre Leistungsverhältnis würde verzerrt wiedergegeben. Und dann: Man stelle sich vor, nach zwei unentschiedenen Spielen müsste ein Elfmeterschießen die Entscheidung bringen: Auf- und Abstieg würden vollends zur Lotterie verkommen – und das bei dem hohen Geldeinsatz, der heutzutage im Profifußball üblich ist. Von Karsten Doneck

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