zum Hauptinhalt
Mittelfeldspieler Paul Pogba ist laut seinem Berater der "aufstrebendsten Profi der Gegenwart".

© rtr

Probleme bei BVB-Gegner Juventus Turin: Paul Pogba: Große Zukunft, noch größeres Ego

Vor dem Champions-League-Spiel gegen Borussia Dortmund sorgt sich Juventus Turin um die Motivation von Jungstar Paul Pogba - das internationale Interesse scheint dem Franzosen zu Kopf gestiegen zu sein.

So kannte man den netten Massimiliano Allegri gar nicht. Der Mann, den sie in Italien den „Musterangestellten“ nennen, weil er sich niemals zu Polemiken gegenüber seinem gerade aktuellen Arbeitgeber hinreißen lässt, stauchte nach dem 2:2 im vorletzten Punktspiel gegen Neuling Cesena seine Mannen gehörig zusammen. „Das war Juventus nicht würdig. Wir sind viel zu lasch ins Spiel gegangen“, schimpfte er und verdonnerte die Mannschaft zum Videostudium des mangelhaften Zweikampfverhaltens. Die Lehrstunde wirkte. Gegen Atalanta Bergamo gewannen die Turiner am Freitag wieder, der Vorsprung auf den Tabellenzweiten AS Rom ist auf beruhigende neun Punkte angewachsen. Die volle Konzentration kann daher dem Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League am Dienstagabend gegen Borussia Dortmund (20.45 Uhr, live bei Sky) gelten.

Nur eine Sorge hat Allegri derzeit. Mittelfeldstar Paul Pogba, laut der Statistik des „CIES Football Observatory“ der wertvollste Spieler überhaupt in der Serie A und auf Platz fünf weltweit (bester Borusse ist Marco Reus auf Platz 35), scheint das internationale Interesse an seiner Person zu Kopf gestiegen zu sein. Auf 100 Millionen Euro taxierte Berater Mino Raiola – nicht unbedingt frei von Eigennutz – den Marktwert seines Schützlings. Real Madrid, der FC Chelsea und Manchester City sollen über eine Verpflichtung des Franzosen nachdenken. Doch gegenwärtig wird der 21-Jährige in Juves Mittelfeld mal wieder von Andrea Pirlo in den Schatten gestellt. Der Routinier sorgte mit einem Traumtor von der Strafraumgrenze für den Siegtreffer gegen Bergamo. Pogba hingegen musste sich in der „Gazzetta dello Sport“ die niedrigste Bewertung aller Juve-Spieler (5) gefallen lassen. „Wieder einmal eine nur durchschnittliche Vorstellung. Eine Gewohnheit, die in dieser Saisonphase zu Besorgnis Anlass gibt“, urteilte das Sportblatt.

Bei Paul Pogba verbinden sich Körperbeherrschung und Ballbehandlung zu großer Kunst

Pogba, dem laut Raiola „aufstrebendsten Profi der Gegenwart“, scheint sich zurzeit ein wenig auszuruhen. Im Januar wirkte er noch wie der alleinige Anführer von Juventus. Drei Tore erzielte der defensive Mittelfeldspieler bei drei aufeinanderfolgenden Siegen. Ein technisches Meisterstück war sein Treffer gegen Verfolger SSC Neapel. Als ein hoch an die Strafraumgrenze zurückprallender Ball in seine Nähe gelangte, krümmte er den Oberkörper, ließ das Bein hochschnellen und jagte den Ball unerreichbar für Keeper Rafael ins Netz. Körperbeherrschung und Ballbehandlung verbinden sich bei dem schlaksigen Youngster zu großer Kunst. Doch dieser Glanz verblasst schon wieder etwas.

„Paul hat die Qualität, einer der stärksten Mittelfeldspieler auf dem Globus zu werden“, sagt Juve-Trainer Allegri. Leider ist der Jungstar aber großen Formschwankungen ausgesetzt. Ein Pogba in Normalform ist zwar immer noch ein Gewinn. Allerdings muss er bei Juventus für zwei arbeiten. Altstar Andrea Pirlo leistet sich immer häufiger Ballverluste; Pogba muss viel ausbügeln. Wie lange er diesen Job machen wird, ist unklar. Zwar ist er bei Juventus bis 2019 gebunden. Ablösesummen in dreistelliger Millionenhöhe dürften aber auch die Fiat-Manager in Versuchung bringen. Pogbas Verbleiben hängt auch davon ab, wie sich Juventus in der Champions League schlägt.

Folgen Sie der Tagesspiegel-Sportredaktion auf Twitter:

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false