zum Hauptinhalt

Sport: Probleme des Alltags

Die Eisbären können sich nicht immer motivieren

Von Katrin Schulze

Berlin - Es gehört schon eine Menge dazu, um das emotionale Gleichgewicht von Don Jackson ins Wanken zu bringen. Der Trainer der Eisbären macht nicht nur durch seine stämmige Statur einen grundsoliden und ausgeglichenen Eindruck – meist kommentiert er die Auftritte seiner Mannschaft zudem mit nüchterner, ja beinahe schon langweiliger Sachlichkeit. Am Freitag haben es die Eisbären allerdings geschafft, ihren Chef so richtig in Aufruhr zu bringen. Nach einer 2:0-Führung verloren sie beim Tabellenletzten der Deutschen Eishockey-Liga, die Füchse Duisburg, 4:5 und selbst am Samstagmittag hatte sich ihr Trainer noch nicht abgeregt. „Ich bin sehr sauer über die Einstellung meines Teams“, sagte Jackson mit grimmig-finsterer Stimme.

Jacksons Frust ist verständlich, haben die Berliner doch noch am Mittwoch in der höchsten europäischen Klasse gegen die favorisierten Russen aus Magnitogorsk gewonnen. Nur zwei Tage später ließen sie gegen Duisburg „die noch in der Champions League gezeigte Härte vermissen“, wie Jackson fand. „Das ist ein mentales Problem. Die Motivation für beide Spiele war nicht annähernd vergleichbar.“ Das ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass den Berliner Profis diese Gefahr offensichtlich schon vor dem Spiel gegen die Duisburger bewusst war. „Es ist gar nicht gut, gleich nach einem Spiel gegen ein russisches Topteam gegen eine Mannschaft wie Duisburg anzutreten“, sagte beispielsweise Stürmer Sven Felski.

Offenbar ist der Ligaalltag dem Deutschen Meister ein bisschen zu alltäglich. Denn gerade gegen nominell schwächere Teams präsentierten sich die Eisbären zuletzt unkonzentriert und körperlos: Beim Heimspiel gegen Duisburg vor zwei Wochen haben sie sich mit einem knappen 3:2-Erfolg so eben gerettet. Doch gegen die Augsburger Panther und am Freitag im Auswärtsspiel in Duisburg reichte es am Ende nicht. Die Berliner Spieler wie Sven Felski begründen die schwankenden Leistungen mit dem straffen Pensum, das derzeit auf sie zukommt: „Wir sind einfach müde, da wir sehr viele Spiele absolvieren und viele Verletzte kompensieren müssen.“ 

Dass sich die Profis solcher Erklärungen bedienen, trägt nicht unbedingt zur Beruhigung ihres Trainers bei. „Diese Ausreden sind billig“, sagt Jackson. „Ich kann sie nicht akzeptieren, da alle anderen Mannschaften in der Liga die gleichen Probleme haben wie wir.“ Der US-Amerikaner sorgt sich vielmehr um das „Selbstbewusstsein“ und das „Zusammengehörigkeitsgefühl der Mannschaft“. Bereits heute können die Berliner beim Heimspiel gegen die Kassel Huskies (14.30 Uhr, Arena am Ostbahnhof) daran arbeiten. Was sich bis dahin ändert? Nichts. „Wir werden die Begegnung gegen Kassel spielerisch genauso angehen wie die am Freitag gegen Duisburg“, sagt Don Jackson, nachdem seinem Ärger doch noch einem verhaltenen Lächeln gewichen ist. „Nur am Ende wird ein anderes Ergebnis dastehen.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false