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Sport: Profiboxer Markus Beyer kämpft heute gegen den Briten Glenn Catley um mehr Anerkennung

Profiboxer Markus Beyer ist Weltmeister. Das ist für ihn gewiss eine ganz erfreuliche Tatsache.

Profiboxer Markus Beyer ist Weltmeister. Das ist für ihn gewiss eine ganz erfreuliche Tatsache. Dennoch ist er, zumindest im Moment, nicht zu beneiden. Da existiert nämlich ein Knebelvertrag - und der kostet den Champion im Supermittelgewicht des World Boxing Councils (WBC), wenn er am Sonnabend zu seiner zweiten Titelverteidigung in Frankfurt (Main) gegen den Engländer Glenn Catley antritt (Liveübertragung bei RTL, ab 22.05 Uhr), schon vor dem ersten Gongschlag 50 Prozent der Börse. Zudem kämpft der Rechtsausleger trotz sportlich recht spektakulärer Darbietungen weiter um Akzeptanz und muss deshalb in Frankfurt damit rechnen, nichts weiter als eine nette Dreingabe für die Europameisterschafts-Ausscheidung zwischen dem Lokalmatadoren Willi "De Ox" Fischer und Timo Hoffmann zu sein.

Und nun entpuppt sich auch noch der von Promoter Wilfried Sauerland jüngst angekündigte Millionen-Fight gegen Vinny Pazienza in den USA vorerst als ein Schnellschuss. "Wir haben dem Beyer-Camp überhaupt kein Angebot gemacht. Im Moment sind wir noch nicht mal sicher, ob Vinny Pazienza überhaupt im September boxen kann. Zurzeit macht er bei einem Spielfilm mit, konzentriert sich voll darauf und hat für andere Dinge nun wirklich keine Zeit", erklärte Jimmy Burchfield, der Promoter des Ex-Weltmeisters.

Der Italo-Amerikaner tritt als Hauptdarsteller in einem Streifen mit dem Titel "Thunder Doyle" auf. Ein Film, wie könnte es anders sein, der sich um das Boxen dreht. "Wenn Markus Beyer tatsächlich gegen Pazienza kämpfen will, dann sollen die mich mal anrufen. Sicherlich würden wir Beyer hier gerne präsentieren", fügte Burchfield an. Und Beyer will auf jeden Fall. "Amerika ist nun einmal der Nabel der Welt, wenn es ums Profiboxen geht", schwärmt er.

Der im Profigeschäft unübliche Knebelvertrag, den Markus Beyer für seine WM-Chance gegen den damaligen WBC-Champion Richie Woodhall beim britischen Promoter Frank Warren unterschreiben musste, verpflichtet den Weltmeister im Falle eines Sieges gegen Catley zu zwei weiteren Titelverteidigungen. "Sonst hätte Markus die WM-Chance überhaupt nicht bekommen", sagte Jean-Marcel Nartz, der Partner von Wilfried Sauerland. Die jetzige Auseinandersetzung mit Catley sei "der härteste Kampf für Beyer in seiner Profi-Karriere", so Nartz.

Obwohl Markus Beyer seinen Gegner Woodhall im vergangenen Jahr dreimal am Boden hatte und nach Punkten entthronte und den Schweden Leif Keiski mit einem Leberhaken ausknockte, fehlt ihm weiter die Resonanz des Publikums. Nur 4,6 Millionen Fernsehzuschauer hatten den letzten Fight des 29-Jährigen verfolgt. Popularitäts-steigernd wirkte auch nicht, dass Beyer bisher aus allen seiner 17 Profikämpfe als Sieger hervorging.

"Ich hoffe auf einen spannenden Kampf und rechne fest mit der Unterstützung des Frankfurter Publikums", meint Markus Beyer - und das klingt dann doch ziemlich bescheiden. Manager Wilfried Sauerland versucht stellvertretend für alle Beteiligten, die Werbetrommel richtig zu rühren. "Es wird", betont er, "an diesem Abend nicht nur einfach Sport geboten. Wir alle können uns auf ein hochklassiges Gefecht freuen, und ich hoffe, dass Markus in Deutschland ein weiteres Stück nach vorne kommen kann." Sein Gegner Glenn Catley, der von 28 Profikämpfen immerhin auch 25 gewann, boxte gegen Richie Woodhall bereits einmal um die Weltmeisterschaft und verlor umstritten. "Ich bin gegen Woodhall betrogen worden", schimpft Catley noch heute, und er stellt im selben Atemzug auch gleich noch fest: "Der WBC-Titel gehört mir."

Für die meisten der erwarteten 4000 bis 5000 Zuschauer in der Ballsporthalle Höchst dürfte jedoch das Duell der Schwergewichtler Timo Hoffmann und Lokalmatador Willi Fischer der Mittelpunkt der Veranstaltung sein. Über zwölf Runden geht es nicht nur um den deutschen und internationalen deutschen Meistertitel, sondern der Sieger hat auch das - allerdings zweifelhafte - Vergnügen, Europameister Wladimir Klitschko herauszufordern.

Markige Worte kamen von beiden Protagonisten im Vorfeld. "Willi soll die ersten Runden schön hart zuschlagen, damit ich überhaupt etwas merke", sagte der Deutsche Meister Hoffmann, der stattliche 117 Kilogramm auf die Waage bringt. Der Frankfurter "Bub" Willi Fischer drohte nach einem knüppelharten Vorbereitungsprogramm: "Ich bin im Trainingslager auf Mallorca richtig gequält worden. Dabei hat sich eine Menge Hass aufgebaut. Der wird sich im Kampf entladen."

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