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Sport: Projekt Wachstum

Werder Bremen will mit aller Macht wieder in die Champions League

Jürgen Born bedient sich gerne bildreicher Worte. „Wer einmal am Honig geleckt hat, merkt erst, wie gut er schmeckt.“ Bezogen auf Werder Bremen, den Klub, dem der gebürtige Berliner Born vorsteht, bedeutet dies: Werder will wieder in die Champions League, mit aller Macht und allen Mitteln. Auch Manager Klaus Allofs verlangt: „Wir müssen dahin kommen, dass wir ein paar Jahre hintereinander auf dieser Ebene vertreten sind.“ Aus sportlichen und aus wirtschaftlichen Erwägungen: „Am liebsten würden wir ewig dort spielen“, hat Born erkannt, als die ersten Abrechnungen der Uefa in der Geschäftsstelle eingingen.

Mehr als zwölf Millionen Euro war der erste Abstecher in die Champions League wert. Und schon heute im Spiel gegen den Tabellendritten VfB Stuttgart fällt eine Vorentscheidung über Werders weiteren Werdegang. Danach treffen die Bremer auf die anderen Konkurrenten um die Champions-League-Plätze: Werder spielt in Hamburg, gegen Hertha BSC, in Leverkusen und zwischendrin im DFB-Pokal-Halbfinale auf Schalke.

Es spricht für den Double-Gewinner, dass er erst gar nicht vom Erreichen des dritten Platzes spricht. „Da gucke ich nicht hin: Mich interessiert nur der Titel“, sagt Fabian Ernst. Ganz realistisch erscheint diese Zielsetzung aber nicht. Zu instabil spielt das Team in dieser Saison, zu schwach besetzt, zu wenig aktiv sind vor allem beide Außenverteidiger. Ein Problem, das Bremen mit der Verpflichtung des Nationalspielers Patrick Owomoyela von Arminia Bielefeld zumindest zur Hälfte behoben glaubt. Auch die Torwartfrage ist durch die Verpflichtung des Kaiserslauterers Tim Wiese und die Weiterbeschäftigung von Andreas Reinke erst einmal beantwortet. Nun suchen die Bremer nach einer Alternative für die linke Seite – Paul Stalteri und Ludovic Magnin, deren Verträge auslaufen, werden wohl kein neues Angebot erhalten. Auch nach einem Ersatz für den zu Schalke wechselnden Fabian Ernst wird noch gefahndet. Der 21 Jahre alte Däne Leon Andreasen von Aarhus GF ist ein Kandidat, doch nicht der einzige.

Im Vorjahr haben die Hanseaten beim französischen Nationalspieler Sylvain Wiltord noch aus finanziellen Gründen abgelehnt. Wiltord wechselte nach Lyon und besiegte die Bremer in der Champions League fast im Alleingang. Für die neue Saison denkt Allofs an einen größeren Transfer. Denn Werder wird trotz eines traditionell vorsichtigen Etatansatzes (in den Lizenzunterlagen wird mit zwei Runden DFB-Pokal und ohne europäischen Wettbewerb kalkuliert) die Personalkosten auf fast 30 Millionen Euro aufstocken, acht mehr als noch vor zwei Jahren. Die Verpflichtung des Nationalstürmers Miroslav Klose im vorigen Jahr war ein erstes größeres Risiko. Weitere werden folgen. Born erteilt dafür die Genehmigung. „Rücklagen zu bilden macht schon buchhaltungstechnisch keinen Sinn.“ Zuschauerschnitt (37000) und Mitgliederzahl (mehr als 20000) konnte der Klub beträchtlich vergrößern. Auch die Umsatzsteigerung liegt im zweistelligen Prozentbereich.

Die Situation in Werders Führung ist dabei nicht immer so unkompliziert, wie es nach außen erscheint. Vor allem zwischen Allofs und dem neuen Aufsichtsratschef Willi Lemke gibt es Meinungsverschiedenheiten grundsätzlicher Natur. Lemke beäugt argwöhnisch Werders Entwicklung zur risikobereiten Branchengröße. Zumal er Allofs Naturell kennt, der von sich sagt: „Wenn ich alleine entscheiden dürfte, wäre ich viel risikofreudiger. Vielleicht wäre ich mitunter ein zu großes Risiko eingegangen.“ Lemke, Hüter hanseatischer Kaufmannstradition, dient deshalb als Aufpasser, Born als Mittler. Dessen Grundsätzen hat sich auch Allofs zu beugen. Einer lautet: „Bei Werder wird nichts im Voraus verkauft und verpfändet. Außerdem müssen wir immer bedenken, dass wir mit dieser Region nicht in der Schlagsahne sitzen, sondern in einem limitierten Umfeld leben.“

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